Düsseldorf: Stadt zeichnet Bürger*innen und Initiativen für ihr Umweltengagement aus
In den Jan-Wellem-Saal des Rathauses waren am Mittwochnachmittag zahlreiche Düsseldorfer*innen eingeladen, die durch ihr Engagement dazu beitragen, dass es in der Stadt grüner, sauberer, nachhaltiger und damit lebenswerter wird. Dafür erhielten sie den Umweltpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf, der bereits seit 40 Jahren verliehen wird.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Ziel des Umweltpreises ist es, Leistungen auszuzeichnen, die in besonderem Maße zur Erhaltung oder Verbesserung von Umweltbedingungen im Gebiet der Landeshauptstadt Düsseldorf beitragen und eine nachhaltige Entwicklung fördern. Ich finde es großartig, heute gleich eine ganze Reihe vorbildlicher Leistungen würdigen zu können. Das zeigt einmal mehr, welch außergewöhnliches, vielfältiges und lebendiges Umweltengagement unsere Stadt besitzt.”
Umweltpreisträger 2023
Lerke Tyra vom ADFC und die Initiative “platzgrün!” von Pro Düsseldorf sind die Preisträger des Umweltpreises, der mit jeweils 2.500 Euro dotiert ist. Diese Entscheidung trafen die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz auf Grundlage der Vorschläge, die von der Jury für den Vorgartenwettbewerb und der Jury für die Umweltprojektförderung gemacht wurden.
Lerke Tyra ist leidenschaftliche Radfahrer*in und kennt daher auch viele der Schwachstellen im Düsseldorfer Radnetz aus eigener Erfahrung. Sie ist im Vorstand des ADFC Düsseldorf und legt mit ihren Kolleg*innen oft die Finger in die Wunden, da sie die Bemühungen der Stadt bei weitem nicht für ausreichend halten. Umso mehr freute sie sich über ihre Ehrung, die ihre Engagement ja offensichtlich positiv gesehen wird. Sie setzt sich mit viel Freude und Herzblut für die Belange der Fahrradfahrer*innen ein, verliert dabei aber auch die Fußgänger nicht aus dem Blick. Tyra war viele Jahre Mitglied in der städtischen “Fachgruppe Radverkehr” – jetzt “kleine Kommission Radverkehr”. Netzwerkarbeit ist für Tyra sehr wichtig und so ist sie regelmäßig im Kontakt zu kommunalen Akteuren, zu Verbänden, Politik, Verkehrs- und Stadtplanung sowie Umwelt- und Verbraucherschutz. Für die Stadt Düsseldorf ist sie die Ansprechpartnerin des ADFC.
Die Initiative “platzgrün!” ist eine der zahlreichen Aktivitäten, mit denen Pro Düsseldorf die Stadt lebens- und liebenswert machen möchte. Initiatorin und treibende Kraft ist Dr. Susanne Dickel, die als erstes Projekt 2019 der Carl-Mosterts-Platz in Pempelfort zu einem Treffpunkt für die Nachbarschaft machte. Ziel ist es wenig attraktive Plätze zum Leben zu erwecken und zu begrünen damit sie zu Begegnungsorten werden. Mittlerweile betreut “platzgrün!” mehr als 50 Plätze, Beete, Hochbeete, Pflanzkübel, Baumscheiben und Grünanlagen. Dabei werden Anwohner*innen von Anfang an eingebunden und selber aktiv. Die Initiative leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements, zur Klimaanpassung und zur Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Die Gruppen haben untereinander Kontakt und unterstützen sich gegenseitig mit Wissen, Arbeitskraft, Pflanzen und Saatgut.
Urkunden und Geld für “Gerresheim nachhaltig”, “Düsselgrün“, “Reiner Rheinpark” und “Vielplatz Flingern”
“Gerresheim nachhaltig”
Die Initiative existiert seit rund vier Jahren und besteht aus unterschiedlichen Organisationen und Einzelpersonen, die auch aus den angrenzenden Stadtteilen kommen. Sie alle eint das Ziel, eine lebenswerte Zukunftsperspektive für die nächsten Generationen zu entwickeln. “Gerresheim nachhaltig“ bringt engagierte Menschen zum Thema Nachhaltigkeit zusammen und entwickelt neue Ideen und Projekte. Für das ehrenamtliche Engagement in Umweltbildung und Nachhaltigkeit erhielt die Initiative eine Urkunde, verbunden mit einer Prämie in Höhe von 1.000 Euro.
“Düsselgrün”
Seit 2012 betreibt „Düsselgrün“ Urban-Gardening für alle auf einer Fläche im WGZ Park gleich hinter dem Hauptbahnhof. Dort wird regionales und saisonales Obst und Gemüse angebaut. Dabei ist es den Aktiven wichtig altes Wissen zu verwenden und weiterzugeben. Die Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und Gemeinschaft stehen im Vordergrund. Düsselgrün entwickelt ihr Projekt nun schon über viele Jahre und erhielt dafür neben der Urkunde eine Prämie in Höhe von 1.000 Euro.
“Reiner Rheinpark”
Jeden Sonntag um 10 Uhr – egal bei welchem Wetter – treffen sich die Aktiven der Initiative im Rheinpark und am Robert-Lehr-Ufer und sammeln Müll. Tonnen haben sie mittlerweile entsorgt und natürlich beteiligen sie sich auch am „Dreck-weg-Tag“ oder RhineCleanup. Obwohl sie Woche für Woche Müll und Unrat an den selben Stellen finden, geben sie nicht auf. Allerdings würden sie sich auch wünschen, dass die Stadt den Müllsündern seitens des Ordnungsamtes begegnet. Denn seit 2020 gilt ein Bußgeldkatalog in Düsseldorf, der für das achtlose entsorgen von Zigarettenkippen, Obst-, Essensresten, Kaugummis, Dosen, Flaschen, Tetra-Packs, Abfall wie Pommestüten, Pizzakartons oder ähnliches in der Öffentlichkeit ein Bußgeld von 50 Euro vorsieht. So könnte die Stadt auch Einnahmen erzielen. Für ihre wertvolle Arbeit nahm Bernadette Niehaus von Reiner Rheinpark eine Urkunde und 500 Euro Prämie entgegen.
“Vielplatz Flingern”
Die Initiative kümmert sich um einen Spielplatz im Hinterhof der Flurstraße 32. Die ökologische Aufwertung und Weiterentwicklung vom Spielplatz zum “Vielplatz” steht im Mittelpunkt. Dort wurden zusätzliche Bänke, schattenspendende Begrünung und Bewässerung für einen wertvollen Aufenthaltsplatz im verdichteten Quartier installiert. Ziel ist es alle Generationen anzusprechen und zum Mitmachen anzuregen. Mittlerweile hat sich die Vielplatz-Initiative zu einem nachhaltigen Stadtteilprojekt entwickelt. Für ihr vorbildliches ehrenamtliches Engagement gab es eine Urkunde verbunden mit 500 Euro Prämie.
Auszeichnung für drei Unternehmen
“Repair Rebels”
Die Idee für die “Repair Rebels” entstand aus der Überzeugung, dass Kleidungsstücke mehr Wertschätzung verdienen. Das junge Unternehmen macht es möglich, Kleidungsstücke hochwertig zu reparieren und damit weiternutzen zu können. Auf der gut gemachten und informativen Plattform www.repair-rebels.com lassen sich Reparaturaufträge platzieren, die in Kooperation mit ausgewählten Handwerksbetrieben bearbeitet werden. Repair Rebels bieten einen digitalen Rundumservice inklusive Abholung und Zustellung. Reparaturen sparen Zeit und CO₂-Emissionen, sind oft günstiger als ein Neukauf und schaffen lokale Arbeitsplätze.
“wunderwerk”
Nachhaltigkeit ist für die Marke “wunderwerk” seit 2012 die zentrale Mission. Produziert werden Kleidungsstücke ressourcenschonend, in fairem Umgang mit Mensch und Tier, die sowohl alltagstauglich als auch modisch sind. Die Rohstoffe – bis hin zum Nähgarn – stammen aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) und kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT). Vermieden werden umweltbelastende Chemikalien und erdölbasierte Rohstoffe. Nachhaltigkeitspionier Heiko Wunder transportiert das Thema “Nachhaltige Herstellung von Kleidung” auch als Redner auf Podien und in Workshops.
Franz Menke GmbH & Co. KG
Das Malerunternehmen Franz Menke ist in vierter Generation familiengeführt und wurde 1905 in Düsseldorf gegründet. Bereits seit 20 Jahren engagiert sich das Unternehmen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz und blickt auf eine erstaunliche Umweltchronik zurück. Seit 2015 nimmt die Firma Menke am Zertifizierungsprogramm Ökoprofit teil. Ein paar Beispiele aus der Vielfalt an Aktivitäten: Anschaffung von E-Fahrzeugen, Umstellen auf Ökostrom, neues Beleuchtungskonzept, neues Waschsystem für Farbwalzen und Pinsel, Einsatz von Ökopapier – und vieles andere mehr.
Vorgartenwettbewerb
Die Sieger des Wettbewerbes um klimafreundliche und artenreiche Vorgärten wurden anhand eines Punkterasters aus 51 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. Die Jury bildeten Dr. Susanne Dickel von Platzgrün und Dr. Frank Borstelmann vom AK VHS-Biogarten, die sich die Vorgärten genau vor Ort angesehen haben. Oberbürgermeister Dr. Keller bedankte sich auch beim städtischen Biodiversitätsbeauftragten Tobias Krause vom Gartenamt, der mit seinem Naturvorgarten außer Konkurrenz lief, aber zeigte, dass er auch im Privaten vorbildlich und engagiert handelt. Er erhielt einen Aufsteller, der seinen Vorzeigegarten für Passanten sichtbarer machen wird.
Den Wettbewerb gewonnen hat in diesem Jahr der Vorgarten der Familie Schaar aus Benrath. In der Coronazeit begann der Besitzer, seinen Vorgarten in ein insektenfreundliches Habitat mit Obstbaum, vielfältigen blühenden Stauden, Wiesenmischungen und Rasenanteilen mit Weiß- und Rotklee zu verwandeln. Der Garten bietet nun ein ganzjähriges Nahrungsangebot und eine Vielfalt an Nist- und Überwinterungshilfen. Es gibt Totholz, einen Miniteich, eine Natursteinpyramide und ein Sandarium, das Insekten und Eidechsen als Nistgelegenheit dient. Zur Schonung der Ressource Wasser wird Regenwasser genutzt und eine ganzjährige Bodenbedeckung mit Pflanzen minimiert den Wasserbedarf. Eine Sitzbank lädt zum Beobachten und Verweilen ein. 1.000 Euro und ein Informationsschild für den Vorgarten geht als Preis an Familie Schaar.
Den zweiten Platz erreichte Familie Königs mit ihrem Vorgarten in Urdenbach. Neu- und Umbauten an den Nachbarhäusern veranlassten die Familie, das eigene Haus stärker zu begrünen, sich von alten Zäunen und Begrenzungselementen zu lösen und ein Konzept zu entwickeln für eine natürliche, vielfältige und blühfreudige Vorgartengestaltung. Natursteinplatten und Trockenmauern gliedern einen Garten, der mehr und mehr zu einem Refugium für Kleintiere und Insekten wird. 500 Euro gab es als Dankeschön.
Rolf Otto Karis hat einen wunderschönen alten Vorgarten im Stadtteil Flingern Nord. Vogelgezwitscher ist an der Tagesordnung, weil vielfältige Futterstellen und Nisthilfen den Garten zu einem Rückzugsort für viele Vögel und Kleintiere machen. Alte Bäume, Sträucher und Heckenpflanzen bieten Schutz und Ruhe. Für Platz drei im Vorgartenwettbewerb gab es 250 Euro.