Düsseldorf Düsseltal: Eine Stele des FlingerPfads für den Uhrenturm
Eine Gruppe von engagierten Bürger*innen hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Stadtteils Flingern der vergangenen 150 Jahre zu erforschen und sie Interessierten auf dem sogenannten FlingerPfad näherzubringen. Entstanden sind 30 Stationen mit großer historischer Bedeutung, an denen wichtige Ereignisse stattgefunden haben sowie Firmen oder Bauwerke die Entwicklung prägten. An zwölf dieser Orte konnten bereits Stelen aufgestellt werden. Am Uhrenturm an der Grafenberger Alle wurde am Donnerstag (30.11.) die dreizehnte Stele gesetzt und dies war wieder ein besonderes Ereignis.
Denn die Informationen auf den Stelen werden vom FlingerPfad ausgearbeitet. Doch die Finanzierung der Stelen an sich, deren Form von Niklaus Fritschi entworfen wurde, erfolgt über Sponsoren oder Zuschüsse. Mit dem Ehepaar Daniela und Uwe H. Drecker hat sich für die Stele 26 „Haniel & Lueg, Uhrenturm“ ein privater Stifter gefunden. Beide nahmen an der Einweihung teil und betonten, wie wichtig diese Art der Erinnerung sei, die auch Gemeinschaft schaffe. „Der FlingerPfad gibt Informationen zu Orten, die man sonst nicht bewusst wahrnimmt“, betonte Uwe H. Drecker und freut sich, zu dem bedeutenden Projekt beitragen zu können. Auch die Düsseldorfer Jonges, vertreten durch ihren Baas Wolfgang Rolshoven, unterstütze die Stelle mit 1000 Euro. Kaspar Michels freute sich über das Engagement, denn Ziel sei es, alle 30 Stationen mit Stelen zu bestücken. Rund 3000 Euro müssen dafür jeweils aufgebracht werden und das sei nur durch Sponsoren zu realisieren (Informationen für Interessierte gibt es hier). Das handwerkliche Aufstellen der Stelen wird von den Gartenbauer*innen der Jugendberufshilfe JBH übernommen.
Stele 26 „Haniel & Lueg, Uhrenturm“
Dr. Herbert Hübner vom FlingerPfad informierte bei der Einweihung über den Standort und seine Geschichte. Große Teile von dem Bereich, der heute zum Stadtteil Düsseltal gehört, war nach 1870 das Werksgelände von „Haniel & Lueg“. In zahlreichen Produktionshallen wurden Eisenbahn-, Bergwerks- und Schiffsgeräte hergestellt und über die Gleise der „Unteren Ruhrtalbahn“ Richtung Ruhrgebiet transportiert. Durch die Kolonialisierung hatte die Reichsregierung großen Bedarf am Ausbau einer Handelsflotte, weshalb auch Schiffsmotoren in die Produktpalette aufgenommen wurden. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. sorgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Bau von Kriegsschiffen, für weitere Aufträge, zu denen später auch die Bewaffnung der Schiffe gehörte. Haniel & Lueg baute aber auch das Schiffshebewerk am Dortmund-Emskanal, das noch bis 1969 in Betrieb blieb und heute als Denkmal erhalten ist.
Waren in den Anfängen rund 300 Beschäftigte im Werk tätig, erhöhte sich die Zahl schnell auf rund 2000. Standard für sie war die Arbeit an sechs Tagen für jeweils zwölf Stunden, von denen zwei Stunden Pause waren. Um die Beschäftigten an das Unternehmen zu binden, wurden u.a. eine Krankenkasse, eine Wöchnerinnenfürsorge, eine Sparkasse, eine Badeanstalt, ein Speisesaal, eine Bibliothek sowie mehrere Gartenanlagen für die Pausen eingerichtet.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden hunderte Zwangsarbeiter*innen für die Produktion von Rüstungsgütern eingesetzt.
Im Zuge der Deindustrialisierung der Stadt wurde der Betrieb 1975 eingestellt. Mitte der 80er Jahre wurde das Werk abgerissen und stattdessen Wohnungen und Büros gebaut. Der heute noch bestehende Uhrenturm stand damals am Haupteingang zum Werksgelände. Er wurde 1984 unter Denkmalschutz gestellt und 1995 renoviert. Bis 2022 beherbergte ein kleines Museum. Inzwischen dient er der „Alde Düsseldorfer Bürgergesellschaft 1920 e.V.“ als Domizil.