Düsseldorf: Stimmungsvolle Flüstersitzung – auch mit leisen Tönen
Dass eine Karnevalssitzung mit vielen Rednern begeistern kann, zeigte die Flüstersitzung am Dienstagabend (21.11.) im Apollo. Wären die Zielpersonen der satirisch-karnevalistischen Scherze mit dabei gewesen, hätten ihnen heftig die Ohren geläutet. „Ein Hamburger als Kanzler in Berlin und dann Karneval? Das ist doch genauso als würde der Merz mit ‘nem Lastenrad ‘ne Wärmepumpe ausliefern und dabei einen Joint durchziehen“, witzelte „Dä Sitzungspräsident“ alias Volker Weininger.
Der Allgemeine Verein der Karnevalsfreunde Düsseldorf (AVDK) hatte zusammen mit der Düsseldorfer Bürgerwehr eine „Sitzung ohne Partylautstärke aber mit umso mehr Inhalt“ angekündigt und Wort gehalten. Mit Guido Cantz, Bernd Stelter, Martin Schopps, JP Weber, Volker Weininger, Jupp Mendt als „Ne kölsche Schutzmann“, das Orchester Michael Kuhl sowie die Rabaue mit einer speziellen Nostalgieshow standen einige Klassiker des rheinischen Karnevals auf der Bühne.
Flankiert wurde die Besetzung von der Kinderbürgerwehr und dem Prinzenpaar der Stadt Düsseldorf, sie waren die einzigen Akteure aus Düsseldorf. „Wir wollen Qualität auf die Bühne bringen, da ist es mir völlig egal, wo sie herkommt“, erklärte Stefan Kleinehr. Er ist Präsident des AVDK und moderierte gemeinsam mit dem Stadtkommandanten der Bürgerwehr, Peter Schäfer, den Abend im ausverkauftem Haus.
Dabei erinnerte JP Weber daran, welche Bedeutung Wortbeiträge im Karneval haben und was er von politisch-korrekten und gender-neutralen Reden heutzutage hält. „Das muss man sich mal vorstellen, wir kommen aus einer Tradition heraus, wo man den Leuten verbal auf die Fresse gehauen hat, wenn sie nicht pariert haben. Tradition ist Karl Küpper, der 1939 die Tucholsky-Rede ‘Erwache Deutschland’ hielt, als der Göbbels im Saal saß, das ist Karneval. Nichts anderes“, so Weber. „Na gut, man darf auch lachen, Lachen ist gesund.“
Das Lachen kam im Apollo nicht zu kurz, dafür sorgten die Schenkelklopfer, die feinsinnigen Humoresken und die politisch inkorrekte Satire, die die Karnevalslegenden in hoher Dichte abfeuerten. So verriet Guido Cantz, dass der ADAC keine Weltreligion sei: Zwar hätten die gelbe Engel, aber stabile Mitgliederzahlen. Und, dass er die Sorge habe, dass es demnächst auf der Bühne einen WAR – Wort Assistent Referee gebe, vergleichbar zum VAR – Video Assistant Referee im Fußball. Der würde sich immer melden, wenn etwas nicht politisch korrekt, bzw. gender-neutral formuliert werde. „Alter Schwede“ dürfe man dann nicht mehr sagen, sondern „lebenserfahrener Mittelskandinavier“. Und HSV-Fan wäre auch verboten, richtig heiße es „Hamburger mit Relegationshintergrund“.
Der „Schutzmann“ alias Jupp Menth, freute sich über die Toleranz der Düsseldorfer Karnevalisten. „Ne Kölsche in Düsseldorf zuzulassen, ist kein Problem. Umgekehrt ist ein Problem.“
Bei der Flüstersitzung wurde den Rednern aufmerksam und amüsiert zugehört. Am Ende gab es jubelnden Applaus und Standing Ovations. Akteure und Publikum genossen den Abend sichtlich. „Ich plane schon die Flüstersitzung 2024“, erklärte Kleinehr. „Alle die in diesem Jahr dabei gewesen sind, wollen nächstes Jahr wiederkommen“, verriet der AVDK-Präsident.