Düsseldorf: Stadt setzt auf Umbau der Gaslaternen auf Strom – Optik soll erhalten bleiben
Die Diskussionen über den Erhalt der Düsseldorfer Gasbeleuchtung werden emotional geführt. Während die Befürworter des Erhalts die Gaslaternen als Kulturgut und identitätsstiftend empfinden, sieht die Stadtverwaltungen das Thema unter den Kriterien Energieeffizienz und Sicherheit. Nun wurden Leitlinien erarbeitet, wie die Gasleuchten auf Strombetrieb umgestellt werden können, ohne die Optik der Laternen zu ändern. Damit würden noch mehr Laternen im Erscheinungsbild erhalten werden, wie noch die Beschlusslage von 2020 es vorsah: statt 9.850 sollen es 11.840 sein. Nachdem die zuständigen Gremien darüber beraten haben, soll der finalen Beschluss über das Vorgehen am 14. Dezember im Stadtrat getroffen werden.
Kompromiss aus Sicht der Stadt
“Durch die angestrebte Beschlussfassung ergibt sich damit ein Kompromiss zwischen Klimaschutz und Stadtgeschichte, der das durch die Gasleuchten geprägte Stadtbild bewahrt. Dieses wird an den meisten Stellen erhalten werden können, die Technik der Beleuchtung allerdings muss den durch Klimawandel und russischen Angriffskrieg verursachten veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden”, erklärt Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral.
Erhalt möglichst vieler Originalteile
In den erarbeiteten Leitlinien der Verwaltung werden die Eckpunkte zur Fortschreibung des Masterplans “Energieeffiziente und historische Straßenbeleuchtung” definiert. Darin heißt es, dass viele Altmaterialien der Gasleuchten aufbereitet und im strombetriebenen Modell weiterverwendet werden können. Die neuen LED-Laternen im alten Look werden in einer warmweißen Farbgebung (2.700 K) leuchten. Bei der Umrüstung werden die Bestandsmasten demontiert, gesäubert, gerichtet, instandgesetzt und neu lackiert. Beim Modell “Alt-Düsseldorf” soll der alte Rekord-Schaltapparat und die Zündflammendüse für den Zündglühkörper erhalten werden, obwohl diese für den LED-Betrieb nicht benötigt werden.
“Dank der sensiblen Umrüstung und Wahrung der Originalteile werden die LED betriebenen Laternen äußerlich nur durch Experten von den historischen Gasleuchten unterschieden werden können. Sie sind weder heller als die mit Gas betriebenen, noch unterscheiden sich in der Lichttemperatur”, erläutert der Mobilitäts- und Umweltdezernent. Er führt aus: “Die optimierte Lichtausbeute sorgt gleichzeitig für eine bessere Ausleuchtung des Gehweges und macht die Düsseldorfer Straßen noch sicherer.”
Die 11.800 umzurüstenden Leuchten verteilen sich auf die Modelle Alt Düsseldorf, Frankfurter, Aufsatzleuchte, Ansatzleuchte und Reihenleuchte. Aktuell sind noch knapp 13.600 Gasleuchten in Betrieb, für die eine Umrüstung ansteht. Rund 2.000 Leuchten können nicht umgerüstet werden, was an der Materialverfügbarkeit oder an Anforderungen an die Beleuchtung in Bezug auf die Verkehrssicherheit liegt. Die Gussmasten des Models Alt Düsseldorf sollen weitestgehend erneuert und in ihrer Originalsubstanz weiter betrieben werden. Für die Stahlrohrmasten der anderen Modelle werden Nachbauten angestrebt.
Die optimierte Lichtausbeute der LED-Lampen für eine bessere Ausleuchtung des Gehweges und macht die Düsseldorfer Straßen noch sicherer. Die vorgesehenen LED-Umrüstsätze sind ansteuerbar, dimmbar und erfüllen aktuelle technische Standards an eine energieeffiziente und nachhaltige Straßenbeleuchtung. Als weiterer Vorteil wird die reduzierte Abstrahlung in den Nachthimmel benannt, was weniger Insekten anlockt.
Umrüstung reduziert Kosten und Emissionen
Die Umrüstung auf Strombetrieb erzeugt eine Verringerung der Betriebs- und Unterhaltungskosten sowie eine Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen. Das Umrüstungsprogramm betrifft knapp 20 Prozent der Straßenbeleuchtungsanlagen der Landeshauptstadt. Nach aktueller Kostenschätzung beträgt der noch zu tätigende Investitionsaufwand rund 116 Millionen Euro. Dieses entspricht annähernd der Investitionssumme, die nötig wäre, um die Gasleuchten bei Beibehaltung des Energieträgers Gas umzurüsten. Diese wäre wegen der marktbedingten Umstellung von L- auf H-Gas zwingend erforderlich.
Entscheidung fällt am 14. Dezember
Wenn der Stadtrat den Leitlinien zugestimmt hat, soll ein räumliches und bezirksscharfes Umsetzungskonzept erstellt werden, welches den zuständigen Bezirksvertretungen vorgelegt wird. Danach erfolgt die Umsetzung sukzessive. Sie wird sich räumlich und zeitlich nach wie vor nach den Umstellungsgebieten der Marktraumumstellung (MRU) von L- auf H-Gas sowie den Belangen der unteren Denkmalbehörde richten. Die Stadtverwaltung plant daher eine Klärung der denkmalrechtlichen Zulässigkeit des Gesamtprojektes in einem Erlaubnisverfahren.
Musterleuchten im Rathaus
Zwei von Gas auf Strom umgerüstete Musterleuchten, die Modelle “Alt-Düsseldorf” und “Aufsatzleuchte”, sind von Donnerstag (22.11.) 11 Uhr bis Donnerstag (14.12.) im Rathaus, Marktplatz 2, im ersten Obergeschoss, öffentlich ausgestellt und können während der Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden. Größere Gruppen werden gebeten, sich vorher beim Pförtner zu melden.
Zusammenfassung der Fakten
- Durch die Umrüstung auf LED wird der Energieträger, nicht die Optik der Gasleuchten verändert.
- Die Investitionskosten für die Umrüstung der Gaslaternen auf Strom unter Beibehaltung der äußeren Leuchtenform sind etwa gleich hoch wie die Sanierung der Gaslaternen unter Beibehaltung des Energieträgers Gas.
- Im Falle einer Umrüstung der Gasleuchten auf LED entstehen keine Kosten für die Anwohnerinnen und Anwohner.
- Der Energieverbrauch einer Gasleuchte ist um den Faktor 61 höher als der einer vergleichbaren LED-Stromleuchte.
- Im Vergleich zu strombetriebenen Leuchten sind Gaslaternen wesentlich störanfälliger. Die 21 Prozent Gaslaternen der Düsseldorfer Straßenbeleuchtung waren 2022 für 85 Prozent der Störmeldungen verantwortlich.
- Die LED-Technologie ist mit Blick auf den Naturschutz allen Leuchtmittelalternativen – auch den Gaslampen – deutlich überlegen und besser in der Lage Insekten und nachaktive Tiere zu schützen.