Düsseldorf: Gedenken an die Opfer des Novemberpogroms
Zum 85. Mal jähren sich in der Nacht Donnerstag (9.11.) auf Freitag (10.11.) die Ereignisse des Novemberpogroms 1938. Mehr als 450 Überfälle auf Wohnungen und Geschäftsräume gab es damals in Düsseldorf. 13 Menschen starben während oder an den Folgen des Pogroms, mindestens 70 wurden teilweise schwer verletzt. Mit einer Kranzniederlegung, einer Gedenkstunde und einem ökumenischen Gottesdienst gedenkt die Stadt Düsseldorf die Opfer.
Gedenkgang und Ökumenischer Gedenkgottesdienst
Bereits am Mittwoch (8.11.) gedachten Schüler*innen der Carl-Benz-Realschule in einem Rundgang Otto und Paula Mayer, die bis März 1939 in Oberkassel lebten. Dem Ehepaar wurde kurz nach dem Novemberpogrom 1938 ihre Wohnung gekündigt. Dadurch waren sie gezwungen, in eine kleinere Wohnung in der Erasmusstraße umzuziehen. An vier Stationen berichteten die Schüler*innen über das Leben der Familie Mayer und lasen dazu aus dem umfangreichen Briefnachlass der Familie vor. In den Briefen wurde sehr ergreifenden die schmerzhafte Ausgrenzung, Verfolgung, die tiefen Ängste und die immer noch vorhandene Hoffnung geschildert. Am Abend wurde in der St. Antonius-Kirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst unter der Leitung von Pfarrer Stephan Scharf gehalten.
Kranzniederlegung an der Kasernenstraße
An der Kasernenstraße wurde 1904 eine Synagoge mit dazugehörigem Rabbinerhaus, Volksschule und Gemeindebüros errichtet worden. In der Nacht zum 10. November 1938 wurde sie geschändet und angesteckt. Sie brannte vollständig aus und wurde im Winter 1938/39 vollständig abgerissen. Am Donnerstagvormittag legten Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst, Dr. Oded Horowitz und weitere Vertreter*innen aus Politik, Kirchen, Verbänden und Gewerkschaften auf Einladung der Jüdischen Gemeinde und der Mahn- und Gedenkstätte Kränze dort Kränze nieder.
Am Donnerstagabend um 22.30 Uhr wird zudem die Lichtinstallation “missing link_” von Künstler Mischa Kuball eingeschaltet, die das Gedenken an die im Nationalsozialismus zerstörte Synagoge in den Mittelpunkt stellt. Die Installation soll der Geschichte des Ortes eine neue Sichtbarkeit geben und Raum für das gemeinsame Gedenken und Zusammenkommen geben. Hintergründe zum dem Projekt, das bis März 2024 zu sehen sein wird, finden sie hier.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Es ist ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur, der Opfer der schrecklichen Verbrechen zu gedenken, die sich in der Pogromnacht ereignet haben. Wir sehen auch an den aktuellen Vorfällen, wie wichtig es ist, zu erinnern und zu mahnen. Damit treten wir Antisemitismus, Hass und Ausgrenzung entschieden entgegen und setzen uns für ein respektvolles und friedvolles Miteinander ein, das den Grundpfeiler für unser demokratisches Zusammenleben bildet.”
Zentrale Gedenkstunde
Die zentrale Gedenkstunde wurde am Donnerstag im Landtag gehalten. Neben Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sprachen dort Landtagspräsident André Kuper, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Dr. Oded Horowitz.
Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung stand das jüdische Ehepaar Otto und Paula Mayer, geborene Blum, die zu den wenigen Menschen gehörten, die während des Novemberpogroms 1938 im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel von den gewaltsamen Übergriffen verschont blieben. Dies war dem Zufall zu verdanken, dass der verantwortliche NSDAP-Funktionär zu diesem Zeitpunkt eine private Feier hatte. Die für die Übergriffe vorbereiteten Adresslisten lagen verschlossen in seinem Schreibtisch. Dennoch waren viele Freunde und Bekannten des Ehepaars Mayer unmittelbar von den Auswirkungen des Pogroms betroffen. Sie erlebten die Zerstörung und Plünderung ihrer Wohnungen, Brandstiftung und direkte Gewalt.