Diskussion über Soziokultur in Düsseldorf
„50 Jahre Soziokultur: Warum brauchen wir sie – und was ist sie uns wert?“ lautete die Überschrift einer Podiumsdiskussion, zu der das zakk am Montagabend (6.11.) eingeladen hatten. 1977 gründeten einige Aktivisten das „Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation“ als Verein, der inzwischen als gemeinnützige GmbH „Kultur für alle“ bietet. Wie das zakk gründeten sich in den 1970ern viele soziokulturelle Zentren, die nun auf ihr 50-jähriges Jubiläum zusteuern.
Das zakk in Düsseldorf ist eines der größten Zentren bundesweit und mit rund 160.000 Besucher*innen jährlich so besucherstark wie beispielsweise die Düsseldorfer Oper. Seit der Gründung wurde das Kulturverständnis weit gefasst, bei dem auch gesellschaftliche wie politische Verhältnisse und Konflikte mit einbezogen wurden. Wie andere Einrichtungen steht das zakk heute vor einem Umbruch und Generationswechsel, denn es gilt der Konkurrenz sowohl mit der freien Szene als auch mit etablierten Playern aus der Hochkultur wie Oper und Schauspiel zu begegnen.
Moderiert von Musikjournalist Manfred Tari diskutierten auf dem Podium Heike Herold (Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW), Miriam Koch (Beigeordnete für Kultur und Integration), Prof. Dr. Reinhold Knopp (Hochschule Düsseldorf und Geschäftsführer des zakk von 1985 bis 2001) sowie Musiker und Coach Ugur Kepenek.
Bei der Frage wie politisch Kultur ist und sein muss, kam die Runde auch auf den Antrag der AfD im Düsseldorfer Rat, der die Streichung der städtischen Mittel für das zakk forderte. Hintergrund war das FCK AfD Festival im Mai 2023, dass sjd – Die Falken Düsseldorf in Kooperation mit zakk veranstaltet hat. AfD-Ratsherr Wolf-Rüdiger Jörres bezeichnete die Inhalte der Veranstaltung wie Antirassismus und Antiziganismus als „linken Unsinn“ und sah durch die finanzielle Unterstützung des zakk durch die Stadt das Neutralitätsgebot verletzt. Bei den Ratsmitglieder erhielt er für seine Aussagen keine Zustimmung, was ihn drohen ließ, er werde juristische Schritte einleiten.
Miriam Koch betonte am Montag im zakk, dass sie sich für eine Erhöhung der Zuschüsse einsetzen würde. Die Einstellung der AfD zu Kultur spiele in Düsseldorf keine Rolle. Ganz anderes sehe das in der Partnerstadt Chemnitz aus, die 2025 Kulturhauptstadt Europas sein wird. Dort finden 2024 Wahlen statt und viele Kulturbetriebe befürchten das Schlimmste, wenn die AfD dort zu viele Stimmen erhält.
Das zakk versucht zur Stärkung der Demokratie und im Kampf gegen den Rechtsruck verschiedene Angeboten zu entwickeln. Dazu gehören auch die Workshops und Angebote von Musiker und Coach Ugur Kepenek. Er ist selber vor Jahren als Jugendlicher ins zakk gekommen und dort seine erste Bühnenerfahrung mit seiner Band sammeln. Mittlerweile geht er in Schulen und versucht den Jugendlichen dort Perspektiven aufzuzeigen und ihnen zuzuhören. Allerdings stellt er immer wieder fest, dass die Welt der Jugendlichen so voll ist mit Möglichkeiten, aber auch Problemen, dass sie vielfach mit sich selber beschäftigt sind und kein Interesse daran haben, wie sich die Gesellschaft entwickelt oder sich politisch zu engagieren.
Prof. Dr. Reinhold Knopp sieht den dringenden Bedarf die junge Generation für ihr Umfeld und die aktuelle Lage zu sensibilisieren, weil sonst rechte Parteien und Strömungen leichtes Spiel haben, ihren Einfluss zu vergrößern. Zentren wie das zakk spielten eine wichtige Rolle passende Angebote für alle zu machen, unabhängig davon welche Sprache gesprochen wird oder welche Kunstform angesagt ist. Dies wurde von Miriam Koch bestätigt, die als Dezernentin die Bereiche Kultur und Integration verantwortet und die Angebote des zakk auch als politische Arbeit sieht.
Als Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW betonte Heike Herold, wie wichtig auch die Vernetzung der Kulturhäuser sei, da die strukturellen Defizite durch die klammen Kassen vielen Kommunen größer würden. Durchschnittlich würden die Häuser etwa Hälfte ihres Budgets durch Einnahmen selber generieren, ein Viertel käme durch Projektförderungen und mit Glück der Rest über städtische Zuschüsse.
Informationen über das vielfältige Angebot des zakk finden sie hier.