Schöner malen in Düsseldorf: Drei aufstrebende Künstlerinnen im KIT
Die Vorgänge in der Welt sind gerade eine Zumutung. Sehr gerne schaut man deshalb auf eine Kunst, die hübsch und heiter mit losgelösten Formen spielt. Noch dazu in einer alten verlässlichen Technik: Öl auf Leinwand. Düsseldorfs unterirdische Ausstellungshalle KIT präsentiert in diesem Winter drei Absolventinnen der Akademie, die jahrelang ein Studentenatelier in Flingern teilten und nun, in ihren 30ern, getrennte Erfolgswege gehen. Noch einmal beweisen sie ihr gesammeltes Talent: Antonia Freisburger, Pia Krajewski und Antonia Rodrian.
Bitte ducken! Die niedrige Raumspitze am Eingang, reizvoll fürs Auge, ist eine Herausforderung für Rückenkranke. Antonia Freisburger hat sie sich zeichnend erobert und in tagelanger Kleinarbeit eine 30 Meter lange Papierrolle in einen Bildteppich verwandelt. Da wird nichts erzählt, nur gestaltet. Klare, harmonisch geschwungene Linien ähneln Gräsern, Wolken, Flammen, Flügeln – oder auch nichts dergleichen. Sie sind einfach schön. Weiter hinten zeigt die Künstlerin ähnliche Kompositionen in Farbe, sehr fein aufgebaut, mit fast plastischer Wirkung. In Rot erinnert das an pralle Blutgefäße, in Blaugrün an eine Pflanzenkapsel.
Leuchten auf Beton
Die klangvollen Titel wie „Whyowhya“ oder „Cyroflutter“ sind von Freisburger ebenso frei komponiert – bis auf „You, Me & Ennui“ (Du, ich und Langeweile), eine gar nicht fade, pink-violette (ohr-)muschelhafte Kreation. An der Betonwand des KIT leuchten die Bilder unwiderstehlich. Das gilt auch für die monumentalen Abstraktionen von Pia Krajewski, die ihre sonnigen Farben mit einem Baumwolltuch in die Leinwand drückt, um eine besonders gleichmäßige Farbwirkung zu erzielen. Erst ganz zuletzt benutzt sie den Pinsel. So treiben ihre Motive schwerelos durch einen ungewissen Raum.
Was ist das bloß? „The Driven Ego“, das getriebene Ego, titelt Krajewski. Und man sieht so etwas wie eine riesige gelbe Ananas zwischen zwei rotgelben Fruchtkapseln. Die Erfindung außerirdisch anmutender Kreuzungen von Pflanzen und Maschinen ist Pia Krajewskis Spezialität. Die Bildwirkung ist frappierend, der Saal wird davon spürbar aufgeladen.
Bleistifte fliegen
Die Dritte im Bunde, Antonia Rodrian, gibt ebenfalls lustvoll Rätsel auf. Allerdings mit erkennbaren Dingen, die sich bei ihr selbstständig machen. Da schweben blaue Bänder mit Karabinerhaken, typische Halsbänder für Namensschilder, durch ein schwarzes Universum („Rename/Reflections)“. Spitzer spucken hölzerne Kringel aus („To Sharpen“). Bleistifte fliegen mit Papierschlangen („Collective Rewriting“).
Und auch beim Friseur oder im Nagelstudio tut sich Unheimliches. Fingernägel haben sich in Folien verfangen. Vier Pinsel verwandeln Haare in weiße Nudeln. Messer zerschneiden fleischige Aloe-Blätter. Es zieht und tropft. Die Malerin hat genau hingeschaut und das Absurde in alltäglichen Vorgängen entdeckt. Was sie in ihren Kompositionen festhält, ist surreal, aber eher witzig als beunruhigend. Alle drei Malerinnen schaffen Werke, die sicher gern gekauft und aufgehängt werden. Auch junge Kunst muss ja nicht brotlos sein.
Was, wann und wo?
„I’ve Got You: Antonia Freisburger, Pia Krajewski, Antonia Rodrian“: bis 4. Februar 2024 im KIT (Kunst im Tunnel), Düsseldorf, Mannesmannufer 1b. Di.-So. 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 4 Euro. Jeden Sonntag um 15 Uhr gibt es im Rahmen des Eintritts eine kostenlose Führung. www.kunst-im-tunnel.de