Düsseldorf Altstadt: 1400 Kerzen leuchten für Hamas-Opfer am Burgplatz – und eine Rücktrittsforderung
Es nieselt. Es pfeift ein nasskalter Herbstwind über den Burgplatz in der Düsseldorfer Altstadt. Und vom Johannes-Rau-Platz – dem anderen Ende der Rheinpromenade – wehen „Free Palestine“-Sprechchöre bis vor den Schlossturm. Doch all das bremst keine und keinen der gut 400 Düsseldorfer*Innen an diesem Samstagabend (4.11.). Auf Einladung der Düsseldorfer FDP startet eine Mahnwache für die 1400 Opfer des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober. 1400 Kerzen erinnern an die ermordeten Menschen.
Solidarität mit der jüdischen Gemeinde
„Wir wollen hier ein Zeichen setzen“, sagt die Düsseldorfer FDP-Chefin und Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Keine Reden. Keine Promi-Fotos – die jüdische Gemeinde in Düsseldorf soll sehen, dass viele Menschen aus der Stadtgesellschaft zu ihr stehen. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Oded Horowitz, und der Geschäftsführer Bert Römgens sind gekommen. Oberbürgermeister Stephan Keller schaut vorbei. Der Baas der Düsseldorfer Jonges, Wolfgang Rolshoven, mischt sich unter Gäste. Künstler und Rosenmontags-Mottowagenbauer Jacques Tilly entzündet eine Kerze. Während sich viele helfende Hände darum bemühen, die 1400 Kerzen im Windschatten eines Mäuerchens am Brennen zu halten, werden symbolisch 57 weiße Rosen ausgelegt. Sie stehen für die 57 Menschen, die nach dem zweiten Weltkrieg samt Flucht und Shoa die jüdische Gemeinde in Düsseldorf neu gegründet haben. Heute zählt sie gut 7000 Mitglieder.
Rücktrittsforderung an den Sprecher der Düsseldorfer Altstadtwirte
In einigen Gesprächen ist auch eine Social Media-Äußerung des neuen Sprechers der Düsseldorfer Altstadtwirte, Walid El Sheikh, das Thema. „Heute sterben wieder 144 Kinder in Gaza, alle zehn Minuten ein Kind durch israelische Bomben, die wir legitimieren“ hat er gepostet. Die FDP-Vorsitzende Strack-Zimmermann hat El Sheikh deshalb aufgefordert, sein Sprecheramt für die Altstadtwirte niederzulegen: „Die Äußerungen des Sprechers der Düsseldorfer Altstadtwirte, Walid El Sheik, sind zutiefst beschämend und verharmlosen den Terror der Hamas auf unerträgliche Weise. Sie reihen sich ein in viele solcher völlig faktenwidrigen Äußerungen von Herrn El Sheik seit dem 07.10.2023. Er schadet dem Ansehen unserer liberalen und weltoffenen Landeshauptstadt Düsseldorf“, heißt es in der FDP-Mitteilung. El Sheik sei als Sprecher der Düsseldorfer Altstadtwirte untragbar geworden.
El Sheikh weist Kritik zurück
Der kritisierte Unternehmer erklärt auf Nachfrage: „Das ist hanebüchen. Es stimmt, die Posts sind von mir – aber als Privatmann und nicht als Sprecher der Wirte. Und sie sind vielleicht nicht immer perfekt formuliert. Ich wende mich immer als erstes gegen den Terror der Hamas. Israel hat natürlich das Recht auf Selbstverteidigung. Aber es muss dabei auch die allgemein gültigen Menschenrechte einhalten.“ Er wolle sehr deutlich vor einer humanitären Katastrophe im Gaza-Streifen warnen. El Sheikh nennt es einen „Genozid in Anbahnung“ an den Unschuldigsten, den Kindern. Das interreligiöse Gebet auf dem Düsseldorfer Marktplatz vor dem Rathaus am Donnerstag, 2. November, sei für ihn deshalb ein besonderer Moment gewesen, „weil dort alle Religionen vertreten waren, aus der Bibel und dem Koran vorgetragen wurde und alle gemeinsam für Frieden gebetet haben.“