Düsseldorf: IHK-Umfrage sieht die regionale Wirtschaft in der Krise
„Mut zur Veränderungen“ und die „richtigen strukturellen Weichenstellungen“ – diese beiden Forderungen leitet die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf (IHK) aus ihrem aktuellen Bericht über die Konjunktur in Düsseldorf und dem mittleren Niederrhein ab. Von Mitte September bis Mitte Oktober gaben 750 Unternehmen mit 65.000 Beschäftigen einen Einblick in ihre Stimmungslage. Dabei dominierte der IHK zufolge das November-Grauen. Die aktuelle Geschäftslage werde „nur noch geringfügig positiv“ bewertet. IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen listet gleich eine ganze Reihe von Gründen auf, warum kaum ein Wirtschaftsvertreter mit einem baldigen Aufschwung rechnet: „Geopolitische Spannungen, die hartnäckige Inflation mit Kaufkraftverlusten, steigende Zinsen und Arbeitskosten sowie weiter hohe Energiepreise“ verderben Unternehmenden die Laune.
Hohe Inflation plus hohe Zinsen = große Verunsicherung
Vom Schwung aus dem Frühjahr sei in der Düsseldorfer Wirtschaft nichts mehr übrig geblieben. Sagt die IHK. Zwar werde das Preis- und Versorgungsrisiko auf dem Energiemarkt von der hiesigen Wirtschaft aktuell weniger dramatisch gesehen als im Frühjahr. Dafür bleiben die Inflation und die Zinsen hoch und schlagen der Wirtschaft aufs Gemüt und Portemonnaie. Aufträge aus dem ebenfalls verunsicherten Ausland werden nicht mehr erwartet. Dass inländische Verbraucher mit ihrem Konsum eine echte Stütze sein können, will die Wirtschaft lieber nicht allzu sehr in den Vordergrund stellen. Denn im öffentlichen Dienst, im Handel, bei den Eisenbahnern und in Teilen der Metallindustrie wird um die nächsten Tarifabschlüsse gerungen. Da käme die Hoffnung auf einen stärkeren Konsum postwendend über die Verhandlungstische zu den Arbeitgeber zurück.
Die Politik ist schuld
In dieser Gemengelage ist die Politik ein gern genommener Schuldiger. Die Betriebe vermissen hier Verlässlichkeit und Perspektiven vor allem für die Produktionsstandorte, was ihre Investitionsneigung merklich hemmt. Die Konjunkturumfrage zeigt, dass es jetzt an der Zeit ist, politisch gegenzusteuern, sonst rutschen wir in eine Krise.“
Fachkräfteangel als Geschäftsrisiko
Entsprechend ist der Anteil der Betriebe deutlich angestiegen, die in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein besonderes Risiko sehen, und zwar um zwölf Punkte auf 45 Prozent. Das Risiko der Arbeitskosten bewegt sich in gleicher Größenordnung. Der Fachkräftemangel nimmt weiter zu und ist mittlerweile für 56 Prozent aller Betriebe ein wesentliches Geschäftsrisiko. Angesichts dieser vielfältigen Belastungen beschleunigt sich der Rückgang neuer Aufträge bei den Industriebetrieben, und die Auslastungen ihrer Maschinen und Anlagen sinkt erheblich um 2 Punkte auf nur noch 76,7 Prozent. Vor diesem Hintergrund kürzen viele Betriebe ihre Investitionsbudgets.
Minus beim verarbeitenden Gewerbe
„Die Industrie befindet sich mittlerweile in der Rezession“, benennt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, deutlich die Entwicklung der vergangenen Monate. Die Geschäftslage des verarbeitenden Gewerbes ist zum ersten Mal seit dem Lockdown zu Jahresbeginn 2021 wieder im Minus. Auch für das kommende Jahr 2024 erwarten die Industriebetriebe einen weiteren Rückgang.
Den gesamten „IHK-Konjunkturbericht Herbst 2023“ finden Interessierte auf der IHK -Website unter dem Webcode 3975128.