Düsseldorf: Team der Notfallseelsorge sucht Verstärkung
Bei Unfällen, Unglücken und Notsituationen rücken in der Regel Polizei und Feuerwehr aus. Doch in vielen Fällen werden gleichzeitig auch die Notfallseelsorger alarmiert. Sie gehören zu den ersten, die betroffenen Menschen zur Seite stehen. Dabei sind es überwiegend Ehrenamtler*innen, die dabei erste Hilfe für die Seele leisten. „Wir stehen Menschen an ihrem schlimmsten Tag im Leben bei. Wir teilen ihre Not, sind da, ohne sich aufzudrängen und halten ihr Schicksal mit ihnen aus“, sagt Olaf Schaper, evangelischer Pfarrer und Leiter der Notfallseelsorge Düsseldorf. Damit das Team diesen besonderen Dienst am Menschen leisten kann, braucht es Verstärkung. Im Februar 2024 startet die nächste Notfallseelsorge-Ausbildung und Interessierte können sich jetzt für die Teilnahme melden.
365 Einsätze in 2022
Die Notfallseelsorge ist eine Einrichtung der Evangelischen und der Katholischen Kirche in Düsseldorf, bei der Seelsorger*innen und Ehrenamtler*innen aus beiden Konfessionen mit den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zusammen arbeiten. Im vergangenen Jahr hätten die Notfallseelsorger*innen 365 Einsätze, von denen 306 durch Ehrenamtler*innen absolviert wurden, die je nach Lage auch zu zweit unterwegs sind. Dabei wird Hilfestellung für Menschen angeboten, die sich nach traumatischen Ereignissen, Unfällen oder Katastrophen in Verlust- oder Krisensituationen befinden. Auch die Begleitung der Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten gehört zum Einsatzspektrum der Notfallseelsorge. Um diese Aufgabe professionell erledigen zu können, erhalten die Notfallseelsorger eine Schulung und starten bei Beginn ihrer Tätigkeit immer gemeinsam mit einem erfahrenen Kollegen. Die Einsätze erfolgen über Bereitschaftsdienste und werden von der Leitstelle der Feuerwehr automatisch bei Unfällen mit vielen Verletzten oder mit Kindern sowie bei Schienensuiziden ausgelöst. Auch Notärzte können das Team in Fällen einschalten, wenn Angehörige Unterstützung brauchen.
Erfahrungen von aktiven Notfallseelsorger*innen
„In diese Aufgabe gehen wir mit ganzem Herzen hinein“ sagt Lara Seemann. Die 35-jährige Düsseldorferin ist schon seit einigen Jahren ehrenamtlich bei der Notfallseelsorge aktiv. „Das ist etwas Schönes in der heuteigen Zeit. Oft werde ich gefragt, wie ich damit umgehen kann, aber entscheidend ist der Leitsatz ‚ich fühle mit, aber ich leide nicht mit‘. wir sind einfach für die Menschen da, bringen Ruhe und Zeit für Gespräche mit, wofür die Einsatzkräfte keine Zeit haben.“
„Wir verspüren von den Betroffenen in allen Situationen immer Dankbarkeit, dass man da war“, sagt Olaf Methner über sein Ehrenamt, dass er seit einem Jahr neben seinem Beruf als Rechtsanwalt ausübt. Im Schnitt leistet der 51-Jährige ein bis zwei Dienste im Monat. Positiv wertet er, wie er als frisch ausgebildeter Notfallseelsorger behutsam an den Dienst herangeführt wurde: „Man wird nicht direkt ins kalte Wasser geworfen, sondern hospitiert bei den ersten Einsätzen. Da habe ich persönlich erlebt, wie wichtig es für die Angehörigen ist, dass sie von Verstorbenen bewusst Abschiednehmen können.“ Für ihn wertvoll sei auch, sich regelmäßig in Supervisionsgesprächen über das Erlebte auszutauschen.
Hilfe nach dem plötzlichen Verlust
Die Erfahrung, dass bei Todesfällen ausgerechnet nahestehende Personen aus dem eigenen Umfeld hilflos sind, hat Martin Wengeler gemacht. Er verlor vor fünf Jahren seine erwachsene Tochter, die im Urlaub beim Klettern tödlich verunglückte. Er suchte von sich aus nach professioneller Unterstützung, um die plötzliche Todesnachricht zu verkraften. „In dieser Verzweiflung habe ich Hilfe gesucht und ein Freund hat den Kontakt zum Leiter der Notfallseelsorge hergestellt. Das Wichtigste war, dass er in den Gesprächen zugehört und keinerlei Ratschläge gegeben hat“, schildert Wengeler. Er beuschte im Anschluss noch eine Trauergruppe der Diakonie Düsseldorf. „Es war eine gute Erfahrung, sich mit anderen auszutauschen. Denn so richtig nachvollziehbar ist dieses Unglück, dass ein Kind stirbt, für andere Menschen nicht, die das nicht selbst erlebt haben. Das heißt nicht, dass Freunde nicht auch empathisch sind, aber die Begegnung mit anderen Betroffenen hat zusätzlich sehr geholfen.“
Neuer Ausbildungskurs 2024
Die Ausbildung zur ehrenamtlichen Tätigkeit in der Notfallseelsorge richtet sich an Personen zwischen 30 und 60 Jahren, die über Einfühlungsvermögen verfügen und Freude am Umgang mit Menschen haben. „Interessierte sollten außerdem geerdet und seelisch widerstandsfähig sein und haben eigene Schicksalsschläge gut verarbeitet“, ergänzt Olaf Schaper.
Der Ausbildungskurs beginnt am 16. Februar 2024 und umfasst 13 Wochenenden innerhalb eines Jahres (ausgenommen sind die Sommerferien). Die Teilnehmenden werden in verschiedenen Modulen wie Prävention suizidaler Krisen, Umgang mit Kindernotfällen, Betreuung traumatisierter Menschen, berufsethischer Unterricht zu Fragen über Tod und Sterben im Rettungsdienst sowie die Weitervermittlung von betreuten Personen an psychologische Dienste und Trauerangebote geschult. Die Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin und den Einsatzkräften vor Ort ist ebenso Bestandteil der Ausbildung wie das Erlernen des christlichen Rituals der Aussegnung von Verstorbenen, das praktiziert wird, wenn Angehörige dies wünschen. Im März 2025 schließt die Ausbildung mit der Zertifizierung und der Beauftragung im feierlichen Rahmen ab.
Anmeldung und Kontakt
Interessierte können sich ab sofort für den neuen Ausbildungskurs anmelden und senden dafür ein kurzes Motivationsschreiben und eine Beschreibung der eigenen Person per E-Mail an notfallseelsorge.duesseldorf@ekir.de. Für weiterführende Informationen und Rückfragen steht Olaf Schaper zur Verfügung: Telefon 0211/9 57 57-727, E-Mail: olaf.schaper@evdus.de