Düsseldorf: Gläubiger stimmen nachgebessertem Rettungsplan von Peek& Cloppenburg zu
Der erste Reflex ist falsch. Düsseldorfer könnten aufatmen bei der Nachricht, dass die Gläubiger des Modehauses Peek&Cloppenburg Düsseldorf dem Sanierungsplan zugestimmt haben. Immerhin behalten rund 6000 Beschäftigte in 67 Filialen zunächst einmal ihren Arbeitsplatz. In Düsseldorf schrumpft die Unternehmenszentrale von 1000 Mitarbeiter*Innen um 350 Personen, die entlassen werden
Die Öffentliche Hand verliert Millionen
Doch es gibt viele Facetten bei dieser Insolvenz. Zwischen November 2020 und Juni 2021 flossen 52 Millionen Euro an Steuergeldern in das Modehaus. Nach Angaben des NRW Wirtschaftsministeriums der Maximalbetrag in der Überbrückungshilfe III zum Auffangen von Corona-Schäden. Anders als in anderen Unternehmen ist das Management der Meinung, Überbrückungshilfen müssten nicht zurückgezahlt werden.
Kritik im Manager Magazin
Die öffentlich-rechtliche Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW (80 Prozent Bund, 20 Prozent Bundesländer), sicherte mit einem dreistelligen Millionenbetrag Kredite von P&C Düsseldorf ab. Dieses Geld ist offenbar verloren. Und: Das renommierte Manager-Magazin berichtet, dass die Eigentümer vor der Pleite Vermögenswerte des Unternehmens in die Schweiz transferiert haben und in Düsseldorf eine entkernte, nicht überlebensfähige Hülle zurückgeblieben sei.
Eigentümer müssen nachbessern
Am Donnerstag erklärten Eigentümer und Management, wie sie P&C aus dem Sumpf ziehen wollten. Leicht waren diese Gespräche nach Angaben von Beteiligten nicht. Das ursprüngliche Angebot der Eigentümer, 35 Millionen Euro an die Gläubiger zu geben, wurde nach Angaben von Insidern als zu gering zurückgewiesen. Wäre es dabei geblieben, hätten die Gläubiger das Modehaus für immer ins Off geschickt. Zu blamiert fühlen sich Banker der Stadtsparkasse Düsseldorf, der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Agricultural Bank of China und der Işbank. Sie hatten, Berichten zufolge, neue Kredite für das in Schieflage geratende Modehaus bewilligt, ohne zusätzliche Sicherheiten zu verlangen.
Zusagen der Eigentümer, Verzicht der Gläubiger
Erst als die P&C-Eigentümer 15 Millionen Euro drauflegten, also 50 Millionen Euro anboten, fand ihr Sanierungsplan Zustimmung. Der Insolvenzplan sieht laut P&C eine weitgehende Beschäftigungssicherung und Standortgarantie für die Peek & Cloppenburg Gruppe Düsseldorf in Deutschland vor. Die Hauptgesellschafterin gebe umfangreiche Investitionszusagen. Die Gläubiger verzichten auf einen Großteil ihrer Forderungen.
Blickpunkt Herbst
In dem beim Amtsgericht Düsseldorf vorlegten Insolvenzplan soll P&C Düsseldorf an die veränderten Marktbedingungen angepasst werden. Im Herbst will P&C das Schutzschirmverfahren verlassen können.
Peek&Cloppenburg Hamburg ist von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen, sondern ein komplett selbstständiges Unternehmen.