Düsseldorf startet Internet-Portal zum Leben hinter den Stolpersteinen
Der Kaufmann Moritz Buxbaum bleibt unvergessen. Er wohnte in Düsseldorf, in Bochum betrieb er einen Großhandel für Zigaretten und Zigarren. Doch von 1940 an musste er Zwangsarbeit leisten, gemeinsam mit anderen jüdischen Männern. Ein Jahr später deportierten ihn die Nationalsozialisten, ins Ghetto von Minsk, heute Hauptstadt von Belarus. Düsseldorf sah Buxbaum nie wieder. Er hatte das Ghetto nicht überlebt. Doch über seinen Namen stolpern Düseldorfer*innen noch heute.
Ein kleiner quadratischer Stein mit einer Messingplatte erinnert an den Kaufmann, verlegt vor dem Haus in der Grunerstraße 22, seinem damaligen Wohnhaus. 373 dieser Stolpersteine wurden schon in Düsseldorfs Fußwege eingelassen, immer vor den Häusern, in denen Verfolgte des Nazi-Regimes lebten. „In diesem Jahr werden wir die Marke von 400 Stolpersteinen überschreiten“, kündigte Hildegard Jakobs, die stellvertretende Leiterin der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte, am Freitag (23.8.) an. In einem neuartigen Internet-Portal sollen die Bürger*innen jetzt auch mehr zu den Schicksalen der Menschen erfahren.
Auf den Stolpersteinen ist nur Platz für Namen, Geburtsdatum, Tag und Ort der Verschleppung der Verfolgten. „Doch wir wollen mehr wissen über das Leben dieser Menschen“, betonte Jakobs. Gemeinsam mit Mitarbeitenden suchte sie nach den Spuren der Düsseldorfer Verfolgten, zu denen es schon Stolpersteine gibt. Erste Biografien enthält ein Buch, das 2012 erschien, aber schnell vergriffen war. Jetzt gibt es zu jedem auf einem Stolperstein in Düsseldorf verewigten Menschen eine Biografie – im Internet.
„Ein sehr zeitgemäßer Zugang zu unserer Stadtgeschichte, auch zu den dunklen Kapiteln“, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller bei der Präsentation des Portals in der Mahn- und Gedenkstätte. Ab sofort sind die Biografien zugänglich unter www.gedenkstaetteduesseldorf.de und www.maps.duesseldorf.de (Unterpunkt Kultur und Tourismus, darunter “Stolpersteine”). Dort kann man nach den Namen suchen oder nach der Straße. Wer etwa Grunerstraße eingibt, erhält die Namen aller Verfolgten, die während der NS-Zeit dort gelebt haben. Unter jedem Nachnamen gibt es Informationen über das Leben der jeweiligen Person, mal mehr, mal weniger ausführlich. Das hänge immer davon ab, wie viel wir in Erfahrung bringen konnten, erklärte Jakobs. Die Projektleiterin forscht bereits an den Biografien der Menschen, deren Namen auf den nächsten Düsseldorfer Stolpersteinen stehen werden.
Die Idee zu den Stolpersteinen stammt vom Künstler Gunter Demnig. 1996 verlegte er den ersten Stolperstein, in Berlin-Kreuzberg. Inzwischen gibt es in 1.265 Kommunen in 30 Ländern mehr als 100.000 Stolpersteine.