Düsseldorf Benrath: Feuer auf dem Wasser, Champagner auf dem Campingtisch – Lichterfest 2023
Tatsächlich. Eine Frau trug eine Sonnenbrille. Zwar drängten sich Sonnenstrahlen durch die Äste der Bäume, die Wolkendecke über dem Benrather Schlosspark riss auf und ein Stück blauer Himmel erschien. Aber noch Stunden vorher hatte es heftig geregnet. Die Wege im Park waren aufgeweicht, Regenwasser sammelte sich in Pfützen. Dennoch strömten am Samstag (12.8.) gegen 18 Uhr rund 9000 Menschen in Richtung Schlosspark. Vor den drei Eingängen bildeten sich lange Schlangen, Ordner kontrollierten Eintrittskarten und durchsuchten Rucksäcke und Picknickkörbe nach gefährlichen Gegenständen. Schließlich sollte es ein friedliches Fest werden, das Benrather Lichterfest, das wohl bekannteste Klassikkonzert Düsseldorfs unter freiem Himmel.
Ein Mann im Anzug
Ein Mann im schwarzen Anzug empfing die Premiumgäste: jene, die einen Platz auf der Terrasse des Schlosses für 199 Euro mit bestem Ausblick auf Park, Weiher und Bühne gebucht hatten. Der 75-Jährige vom Empfang war ehemals Schulleiter in Essen und kennt das Schloss noch aus seiner Schulzeit. Er war Schüler des Benrather Schlossgymnasium, als es noch im Schloss selbst untergebracht war. Jetzt arbeitet der Pensionär für das Sicherheitsunternehmen Klüh.
Insgesamt 10.000 Plätze kann der Veranstalter, die Stiftung Schloss und Park Benrath, anbieten. Im vergangenen Jahr waren alle Karten vorab vergriffen, an diesem Samstag konnten Kurzentschlossene noch einige an der Abendkasse kaufen. Die meisten Besucher*innen hatten sich für einen Picknickplatz (45 Euro) entschieden. Frauen schleppten vielfach Körbe mit Essen und Getränken, Männer Klappstühle und Tische.
“Abschalten vom Stress”
Rechts und links des Weihers ließen sich diese Gäste nieder, manche nur auf Decken wie ein junges Paar aus der Stadtmitte. „Wir wollen einfach mal abschalten vom Stress“, sagte der Mann. Er hatte die Karten seiner Partnerin geschenkt, eine Klassik-Liebhaberin. Eine Frauengruppe aus Solingen hatte einen kleinen Holztisch mitgebracht und Stühle. Sie hatten lange gezögert zu kommen. „Wir waren verunsichert, weil es tagsüber immer wieder geregnet hat“, erzählte die Frau mit rötlichen Haaren. Andere Gruppen und Familien hatten lange Tische aufgebaut, darauf weiße Decken und Kerzenleuchter. Weinflaschen waren geöffnet, nur wenige tranken Bier, einige hatten sogar Champagner dabei.
Punkt 21.31 Uhr, der Park lag längst im Dunkeln, nur Kerzen und bunte Scheinwerfer boten noch Licht, erklangen die ersten Töne. Die Düsseldorfer Symphoniker nahmen die Zuhörer mit auf eine Reise durch Europa, wie Michael Becker sagte, der Intendant der Symphoniker und der Tonhalle. Start war in Breslau. Dort hatte Johannes Brahms 1880 die Akademische Festouvertüre komponiert zum Dank dafür, dass ihm dort der Ehrendoktor verliehen wurde. Natürlich durfte auch Robert Schumanns Rheinische Sinfonie nicht fehlen. Er hatte sie zwar als Hommage an Köln geschrieben, aber immerhin wohnte er in Düsseldorf.
Der Feuertanz
Zuvor spielten die Düsseldorfer Symphoniker unter dem britischen Dirigenten Alpesh Chauhan zum Feuertanz auf, zu einem Danza ritual del Fuego des spanischen Komponisten Manuel de Falla. Passend zur Musik stießen aus dem Weiher Flammen empor, nicht zum ersten Mal an diesem Abend, aber nun besonders eindrucksvoll. Scheinwerfer strahlten im Rhythmus der Musik, blau, rot, grün. Fontänen schossen empor.
Die Reise endete in Serbien mit Peter Tschaikowskys Slawischem Marsch. Die ersten Töne waren erklungen, da stiegen am Ende des Weihers Raketen auf. Rot, grün und lila explodierten sie im Nachthimmel. Ein wahres Feuerwerk, nicht nur an Musik.
Und in wenigen Wochen beginnen schon die Planungen für das nächste Lichterfest. Der Termin steht schon fest: 24. August 2024.