Düsseldorf Lörick: Bündnis für bezahlbaren Wohnraum deckt weiteren Verdachtsfall von Entmietung auf
An der Hansaallee und dem Niederkasseler Lohweg sollen dringend benötigte neue Wohnungen entstehen. Dafür wurden an der Hansaallee bereits Mehrfamilienhäuser aus den 60-er Jahren abgerissen, um Platz für Neubauten zu machen. Es handelt sich um zwei verschiedene Bauträger. Die Grundstücke der Hausnummern 270 bis 278 gehören der Stadt und hier hat die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWD) bereits mit dem Bau begonnen. 46 barrierefreie Wohnung, die zu 100 Prozent öffentlich gefördert werden, entstehen.
Das Grundstück an der Hansaallee der Hausnummern 248 bis 266 liegt brach. Auch hier sollen Wohnungen gebaut werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens Quarterback Immobilien AG. Dies soll im Zusammenhang mit dem Abriss der Häuser am Niederkasseler Lohwegs 227 bis 235 erfolgen und die Fertigstellung sei aktuell für das 3. Quartal 2026 vorgesehen. Das Problem ist nur, dass in den Häusern am Niederkasseler Lohweg noch Menschen wohnen. Sie sind zum Teil dort eingezogen, weil ihre Wohnungen an der Hansaallee abgerissen wurden. Es sollte ein Übergang sein und der Rückzug in die Neubauten wurde in Aussicht gestellt. Jetzt sollen sie wieder verdrängt werden, wie sie am Donnerstag (10.8.) schildern. Sie beklagen auch massive Missstände in ihren Wohnungen, die vom Eigentümer nicht beseitigt werden. Es ist von Schimmelbildung, defekten Türen, Rattenbefall und defekten Heizungen die Rede.
Bei einem vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum organisierten Pressetermin berichten die Mieter*innen von ihren Probleme. Sie sind verzweifelt, denn der Zustand ihrer Wohnung ist schlecht, aber sie haben keine Alternative andere bezahlbare Wohnungen zu finden. Der Eigentümer schreibt in seiner Pressemitteilung: „Die bisherigen Mieter werden in Absprache mit der Stadt Düsseldorf bei Umzug und Wohnungssuche unterstützt.“ Die Menschen vor Ort berichten aber nur von Druck, leeren Versprechungen und Aufhebungsverträgen, die eine Abfindungversprechen, aber nur wenn man sich schnell entscheidet. Bei Klagen über Schimmelbildung wird vom Eigentümer darauf verwiesen, dass dies offensichtlich von den Mieter*innen selber verursacht worden sei. Es gibt Lüftungs- und Heiztipps und den Hinweis, dass die Schäden auf eigene Kosten zu sanieren seien. Die 83-jährige Marie-Luise Weißkirchen zeigt das Schreiben eines Anwalts des Eigentümers, in dem auf menschenverachtender Weise ihr Verschulden beschrieben wird. Die Seniorin ist verzweifelt, denn ihre Wohnung ist stark von Schimmel betroffen.
Zanda Martens MdB (SPD) schaut sich die Wohnung der alten Dame an und stimmt der Auffassung des Bündnisses zu, dass der Investor die verbleibenden Mieter aus Spekulationsgründen herausekeln will. Martens erklärt: „Auch Quarterback lässt gezielt Wohnraum verkommen und dies mit Methode: Sei es wuchernder Schimmel oder Heizungsausfall, die Probleme sind mannigfach. Aber klar ist: der Vermieter ignoriert seine Pflicht, den Wohnraum am Niederkasseler Lohweg in akzeptablem Zustand zu erhalten. Vieles deutet darauf hin, dass hier mit Brachland spekuliert wird.“
Der ursprüngliche Plan, die Bewohner*innen der abzureissenden Häuser in bereits leerstehende Wohnungen ziehen zu lassen und ihnen nach erfolgtem Neubau die neuen Wohnungen anzubieten, funktioniert an anderen Stellen in Düsseldorf durchaus. Doch Martens vermutet, dass in Lörick offenbar ein anderer Plan verfolgt wird: „Durch mehrfachen Besitzerwechsel wurde der Preis der Grundstücke wahrscheinlich mit jedem Verkauf spekulativ in schwindelerregende Höhen geschraubt. Und jetzt kommt noch die Inflation durch Pandemie und Energiekrise hinzu. Es ist nicht erstaunlich, dass jetzt nicht gebaut wird, es ist einfach zu teuer. Der ursprüngliche Investor ist nur noch am Abriss und nicht am Neubau interessiert. Und auch, wenn neu gebaut werden würde, wären die Mieten im freifinanzierten Anteil um ein Vielfaches höher als die vergleichsweise günstigen Mieten in den ursprünglichen Werkswohnungen. Genau deswegen sind die Häuser auf der Hansaallee bereits alle platt.“
Ddorf-aktuell hat versucht bei QUARTERBACK Antworten auf diese Fragen zu erhalten:
- Sind Ihnen die Missstände ich den Wohnungen am Niederkasseler Lohweg 227 bis 235 bekannt?
- Welche Maßnahmen zur Beseitigung wurden veranlasst, die über Merkblätter mit Hinweisen zum richtigen Lüften hinausgehen?
- Einige Mieter sind in die Wohnung auf der Niederlöricker Straße als Ersatzwohnraum umgezogen, da ihre ursprünglichen Wohnungen an der Hansallee 248-266 abgerissen wurden. Dabei gab es die Zusicherung, im Neubau nach Fertigstellung eine neue bezahlbare Wohnung zu erhalten. Wann planen Sie den Baubeginn an der Hansaallee und wurden durch Sie bereits Förderungen beantragt, um die späteren Mieter*innen preiswerte Wohnungen anbieten zu können?
- Bei dem Ortstermin hätte man den Eindruck gewinnen können, dass ihr Unternehmen mit fragwürdigen Methoden versucht die Wohnungen am Niederkasseler Lohweg zu entmieten – was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?
- Auf ihrer Homepage sind verschiedene aktuelle Projekte aufgezeigt, aber das in Düsseldorf habe ich nicht gefunden. Gibt es dafür Gründe?
Auch auf mehrfache Nachfrage reagierte das Unternehmen nicht. Stattdessen kam eine allgemeine Pressemitteilung, in der das Engagement für den sozialen Stadtumbau in Düsseldorf und die enge Kooperation mit der Stadt Düsseldorf beschrieben wird. Projektleiter Tillmann Römmler beschreibt darin: „Bauen ist unsere DNA. Quarterback ist in dieser schwierigen Zeit eines der wenigen großen Unternehmen, die in Düsseldorf weiterhin Wohnraum schaffen und Verantwortung übernehmen. Die Unterstützung der Stadt Düsseldorf wirkt hier sehr positiv.“
Die Bewohner*innen der Häuser am Niederkasseler Lohweg haben Quarterback anders kennengelernt. Ihnen bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Stadt Düsseldorf im Rahmen der angekündigten Wohnungsbauoffensive um ihre Schicksale kümmert und klare Position gegenüber Investoren bezieht, die das Wohl der Mieter nicht in ihrer DNA haben.