Düsseldorf Bilk: Kreativgruppe inszeniert alte Meister neu
Es dauerte etwas, bis die Idee aus Amerika bei der Gruppe „Gemeinsam kreativ in Bilk“ angekommen war. Doch dann gab es für die Mitglieder der Kreativgruppe des Zentrums plus der Caritas in Bilk kein Halten mehr. Im Corona-Lockdown 2020 hatte das Getty Museum in Los Angeles (Kalifornien/USA) seine Follower aufgerufen, mit drei Menschen aus dem eigenen Haushalt ein berühmtes Gemälde ihrer Wahl nachzustellen. Das war den Bilkern*innen zu wenig. So wurden es insgesamt zwölf nachgestellte Gemälde, auf denen alle neun Kreativgruppen-Mitglieder mindestens einmal zu sehen sind. Die zwölf „neuen Meisterwerke“ wurden fotografiert und auf DIN A3 vergrößert und können während der Öffnungszeiten des Zentrums plus (Suitbertusplatz 1a) angeschaut werden. Und wer mag, kann sie in Form eines Kalender auch kaufen.
„Schon die Auswahl der Gemälde, die wir nachstellen wollten, war ein großer Spaß“, erläutert Christine Herzog. „Wir haben alle im Internet recherchiert und haben uns auf machbare Bilder geeinigt.“ Raus waren, Gemälde mit opulenten Roben wie sie ehemals Kaiser, Könige oder Kardinäle trugen. Verworfen wurden ebenfalls Bilder wie .„Der Selbstmörder“ von Édouard Manet. „Das wäre machbar gewesen, aber wir wollten keine depressive Stimmung verbreiten“, so Herzog. Auch Gemälde in denen die Figuren unbekleidet sind, fielen durchs Raster. „Aus Altersgründen, wir sind ja alle zwischen 66 und 90 Jahre alt, fielen auch solche Neu-Inszenierungen weg, bei denen wir uns hätten lange bücken oder knien müssen“, schmunzelte Herzog. Da bleibt ja kaum noch etwas übrig – meint man. Aber weit gefehlt, der Fundus der bildenden Kunst ist trotz des „Kreativgruppen-Kriterienkatalogs“ unerschöpflich.
Auf die Umsetzungsliste schafften es unter anderem „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg, „Mutter Ey“ von Otto Dix, Edgar Degas’ „Die Büglerinnen“, „Die Schachspieler“ von Honoré Daumier, „Die Töchter der Revolution“ von Grand Wood und neuere Meisterwerke wie „Chop Suey“ von Edward Hopper oder „Die Hühner auf der Parkbank“ von Rudi Hurzlmeier.
Jedes einzelne Werk wurde mit Akribie und Detailverliebtheit in den Räumen des Zentrumplus nachgestellt. Bis auf die Hühner. Dafür musste die Gruppe in den Park und ihrer Kreativ viel Raum geben. Lebende Hühner, wie auf dem Original, standen nicht zur Verfügung. Also wurden im Supermarkt zwei Masthähnchen besorgt, die zunächst liebevoll dekoriert, dann auf einer Parkbank drapiert wurden, bevor sie als Frikassee auf dem Tisch landeten. „Wir können zu jedem unserer Fotos Dönekes erzählen“, so Herzog. „Wir hatten jedenfalls jede Menge Spaß, obwohl es auch viel Arbeit war.“
Denn es war sehr aufwendig die ganzen Requisiten wie Bücher, Vorhänge, Kleidung, Brillen, Perücken zusammenzusuchen. Das klappte nicht immer. Bei „Dame – Frau – Tisch – Zigarette von mFranz trägt die Frau orangefarbene Lederhandschuhe. Die waren schwer zu finden“, so Herzog. „Als jemand auf die Idee kam, orangefarbene Spülhandschuhe zu verwenden, waren wir gerettet.“ Auch „ihr“ „Ruhender Tänzer“ von Degas verbirgt eine Anekdote. „Ich bin ja eher für Rubens-Gemälde geeignet“, gesteht Herzog augenzwinkernd. „Auf dem Bild trägt die Tänzerin eine grüne Schärpe. Dafür musste ich drei Meter Stoff kaufen.“
Die neu inszenierten Meisterwerke kamen bei der Vernissage gut an. „Ich bin begeistert von diesem Projekt“, urteilt Gerti Kobarg, Vorsitzende der Spieloase in Bilk. „Ihr verdient jedes Lob der Welt.“