Düsseldorf: „Mach Dein Ding“ – Jacques Tilly feiert die 100
Er ist einer der bescheidenen Stars aus Düsseldorf: Jacques Tilly oder besser seine Werke sind weltbekannt. Alljährlich finden sich Bilder der von Tilly entworfenen Mottowagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug auf den Titelseiten der internationaler Tageszeitungen und Websites. Doch als Star der Kunstszene der NRW-Landeshauptstadt sieht sich Tilly nicht. „Er könnte ein Riesending aus seinen Fähigkeiten machen, aber dafür ist er eben zu bescheiden“, verrät der Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC) Hans-Jürgen Tüllmann. „Dabei ist er der mit Abstand bedeutendste Künstler, den Düsseldorf hat. Mit seinen satirischen Großplastiken liefert er immer sagenhafte Leistungen ab. Düsseldorf kann stolz sein, ihn zu haben.“ „Mach Dein Ding“ steht auch auf einem der zahlreichen Geschenke für Tilly – einer Zeichnung von Udo Lindenberg.
Tüllmann und weitere Vertreter der Stadtgesellschaft, darunter Oberbürgermeister Stephan Keller, Bürgermeister Josef Hinkel, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, die Vorsitzende der Bürgerstiftung Sabine Tüllmann, Ex-Karnevalsprinzen und Venetien und auch Kabarettist Jürgen Becker aus Köln waren zur Geburtstagsfeier des Satirikers und Mottowagen-Baumeisters gekommen. Tilly feierte sein hundertjähriges, denn zu den 60 Lebensjahren kamen 40 Jahre aktive Arbeit in der Wagenbauhalle.
Die Achtung vor Tillys Kreativität, seiner auf den Punkt gebrachten satirischen Kunst ist über die Stadtgrenzen hinaus gewachsen. „Jacques hat das Niveau der Satire im Karneval enorm nach oben getrieben. Wegen Tilly kann Karneval nicht mehr einfach nur so abgetan werden“, urteilt Becker. „Durch Jacques ist die Weltpolitik in den Karneval eingezogen. Das hat Auswirkungen auf andere Städte.“ So versuchten die Kölner eine ähnliche Qualität in ihren Rosenmontagszug zu bekommen. Bisher vergebens. „Es ist etwas besser geworden“, schmunzelt Becker. „Inzwischen muss man an die einzelnen Wagen nicht mehr dran schreiben, wer darauf zu erkennen sein soll.“
Der Einladung des CC und von Tilly ins Brauhaus Joh. Albrecht folgten seine Familie, Mitglieder des Prinzenclubs, die Zugleitung und das Tilly-Wagenbau-Team, ohne dass der Satiriker nichts wäre, wie Tilly bekennt. Doch einige fehlten. „Ich habe auch die eingeladen, die ich in den letzten Jahren satirisch im Karneval verarbeitet habe“, meinte Tilly augenzwinkernd. „Aber weder Putin noch Trump oder Boris Johnson sind gekommen. Björn Höcke hat auch abgesagt und Woelki ist ebenfalls nicht aufgetaucht. Dabei wollte ich alle zusammen holen, die mich jahrelang karnevalistisch begleitet haben.“ Einige davon werden ihn wohl noch weiter begleiten. „Ich mache es noch ein paar Jährchen“, verspricht Tilly. „Aber ewig kann man das nicht machen. Großplastiken zu bauen, ist körperlich anstrengend.“ Ein Nachfolger gleicher Güte ist nicht in Sicht. Gut, dass sich der inzwischen 60-Jährige alterslos fühlt.