Düsseldorf Stadtbibliothek: Sommergeschichten mit Sandra Kügler und Lola Lash
Die Kuh Lieselotte hat Langeweile und versucht, in der Wohnung einen Drachen steigen zu lasen. Das geht natürlich ziemlich schief. Und in einer weiteren Geschichte verwandelt Lieselotte ihre neue Höhle unterm Holunderbusch in ein buntes Zirkuszelt. Maurice Stoczek sitzt im Lehnstuhl neben Sandra Kügler und liest im Wechsel mit der Bibliothekarin. Maurice, der beinahe zwei Meter große Mann, trägt die rote Jacke mit Goldknöpfen und schwarze Hose einer Zirkusdirektorin mit blonder Walle-Mähne. Und ist als überaus gemäßigt geschminkte und gekleidete Dragqueen in die Lesehöhle der Kibi, der Kinderbibliothek, gekommen. Es wirkt, als sei eine der Kinderbuchfiguren den Seiten entsprungen, um nun selbst vorzulesen.
Instant-Empörung
Um der Empörung auf Instagram die Realität entgegen zu halten: Niemand wurde in der Stadtbibliothek am Samstag (24.6.) mit sexualisierten Inhalten überschüttet, wie selbsternannte Wächter von Sitte und Anstand und angeblich besorgte Kinderschützer*Innen vorab befürchtet hatten. „Die Kinder sollen erleben, dass alle so richtig sind, wie sie sind“, hatten die Düsseldorfer Stadtbüchereien die Vorlesezeit mit Lola Lash erläutert, als der Instagram-Shitstorm losbrach.
Die Erwachsenen, schon wieder
Den Kindern ist dieser Richtungsstreit der Erwachsenen ziemlich egal. Zwischen den Lesekapiteln zeigen sie Kunststücke, erzählen von ihren Ferien am Meer und vieles mehr. Ein buntes, fröhliches Durcheinander. Eine Rasselbande von acht bis zehn Kindern hat sich hier gefunden und erlebt einen tollen Vormittag: „Wir wollen noch eine Geschichte“. Und auch die beiden Vorleserinnen hatten Spaß. Denn die Inhalte wurden nicht nur runtergerasselt, sondern die Bilder zur Geschichte waren auf einem großen Monitor zu sehen. Zur Geschichte vom Kleinen Wassermann gab es jede Menge Details, die entdeckt werden wollten.
Lust aufs Lesen
„Als Dragqueen kann ich mich immer in die Rolle verwandeln, die ich gerade sein will“, sagt Lola in einer Lesepause auf Nachfrage von Ddorf-aktuell. Der Termin in der Düsseldorfer Bibliothek sei etwas ganz Besonderes. „Denn hier war ich als Kind sehr gern.“ Und die Detektiv-Geschichten der „Drei Fragezeichen“ packen die Instruktorin für Luft-Akrobatik noch heute, wie sie zugibt.
Kurze Kontrolle vor der Tür
Von der kurzzeitigen Ansammlung von etwa 15 Personen vor dem Bibliothekseingang hat in der Lesehöhle niemand etwas mitbekommen. Die Besatzung eines Streifenwagens der Polizei kontrollierte die Gruppe kurz und fuhr von dannen. Zur Vorlesezeit hat sich keiner der Instagram-Empörten hochgetraut. Man hätte ja ansonsten die eigenen Vor- und Falschurteile ändern müssen.