Düsseldorf: Tag der Organspende auf dem Schadowplatz
Unter dem Motto „Zeit, Zeichen zu setzen“ wurde am Samstag (3.6.) mit vielen Aktionen und Informationsangeboten für Organspenden geworben. Als prominente Gäste waren Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gekommen. Sie machten deutlich, dass die aktuelle Regelung, der aktiven Zustimmung zur Organspende sich nicht bewährt habe und wollen sich für die sogenannte Widerspruchslösung einsetzen.
Lauterbach appellierte eindringlich, das alle Bürger*innen sich mit dem Thema Organspende auseinandersetzen sollten und auch mit ihren Angehörigen darüber zu sprechen. Denn oft käme es nicht zur Organspende, weil die Angehörigen nach dem Tod mit der Entscheidung überfordert seien. Er warf am Samstag auf dem Schadowplatz der Politik Versagen vor. Man solle sich “ehrlich” machen und nicht die x-te Verbesserung der Entscheidungslösung vorantreiben, da diese sich nicht bewährt habe. Der größte Teil der Fachleute setze sich für die Widerspruchslösung ein und auch in der Bevölkerung gäbe es dafür bei 80 Prozent Zustimmung, betonte der Bundesgesundheitsminister. Man könne von jedem aufgeklärten Bürger verlangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und bei Nicht-Zustimmung dies zu erklären. Läge keine Erklärung vor, werde dies als Zustimmung gedeutet. Er begrüßte die Initiative von Düsseldorf, die im vergangenen Jahr die Kampagne #DüsseldorfEntscheidetSich gestartet hat und überall in Düsseldorf bei Vereinen und Organisationen über das Thema aufklärte.
Zu der Veranstaltung auf dem Schadowplatz hatten das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS), die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) und der Bundesverband der Organtransplantierten e.V. (BDO) eingeladen. Allein in Nordrhein-Westfalen warten aktuell fast 1.800 Menschen auf eine lebensrettende Transplantation. Allerdings sank die Zahl der postmortalen Organspender in NRW von 206 im Jahr 2021 auf 169 in 2022. Laut DSO ist ein wesentlicher Grund für die geringen Organspendezahlen die fehlende Zustimmung zur Organspende. Von nur 15 Prozent aller möglichen Spender*innen lag im vergangenen Jahr eine schriftliche Erklärung vor. Dann müssen die Angehörigen eine Entscheidung treffen. Entschieden sie anhand des mutmaßlichen Willens der Verstorbenen, lag die Zustimmungsrate bei 54 Prozent. Mussten sie allein nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden, sank die Zustimmung auf nur 20 Prozent. Dies verdeutlicht, wie schwierig es für Familien ist, diese Entscheidung stellvertretend für eine andere Person zu treffen.
„Für Patientinnen und Patienten, die auf eine Transplantation warten, kann die Entscheidung für eine Organspende Leben retten. Daher appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger, sich mit dem Thema Organspende zu befassen und eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Diese sollte entweder in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung dokumentiert werden. Eine bewusste Entscheidung kann im Fall der Fälle auch die Angehörigen entlasten, die bei einer fehlenden schriftlichen oder mündlich übermittelten Willensbekundung für die Verstorbenen entscheiden müssen. Das zeigt auch, wie wichtig es deshalb ist, mit der Familie darüber zu sprechen, was sie sich im Falle einer möglichen Organspende wünschen“, erklärte Gesundheitsminister Laumann.
Bundesweit warten rund 8.500 Menschen auf eine lebensrettende Transplantation. Und mit ihnen ganze Familien, die zum einen um das Leben ihres Angehörigen bangen und ständig auf den lebensrettenden Anruf warten, dass ein Organ zur Verfügung steht. Transplantiert werden können Niere, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Herz – was die Besucher*innen auf dem Schadowplatz auch in großen Modellen veranschaulicht bekamen. Und auch dem Nachwuchs wurde das Thema anschaulich vermittelt. Das Team vom Teddybärkrankenhaus war vor Ort und anhand eines großes Bärs konnte die Kinder selber sehen, welche Organe sich in unserem Körper befinden.
Ein emotionaler Moment für viele war die Aktion, bei der zahlreiche Transplantierte gemeinsam auf die Bühne kamen und Schilder hochhielten, mit der Zahl der Jahre, die ihnen durch die neuen Organe geschenkt worden waren. Für die Organempfänger*innen die Chance auf ein neues Leben, das durch eine verstorbene Person ermöglicht wurde.
Die Patientenverbände BDO, der Bundesverband Niere e.V. und Lebertransplantierte Deutschland e.V., die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die DSO, die Stiftung Über Leben, das Netzwerk Spenderfamilien, das Netzwerk Organspende NRW sowie die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) waren mit Informationsständen auf dem Schadowplatz vertreten und luden zum Besuch ein.