Düsseldorf: Guerilla-Plakat am Hauptbahnhof zeigt den Deutsche Bahn-Chef mit voller Tasche
„Volle Züge für Euch. Volle Tasche für mich“ – dazu der Kopf von Richard Lutz, Chef der Deutschen Bahn, aus dessen Sakko-Tasche Geldscheine quillen. Das anonyme Künstler- und Aktionskollektiv „Dies Irae“ war am Düsseldorfer Hauptbahnhof aktiv. In einem Werbekasten brachten sie ein Plakat an, das die hohen Boni-Zahlungen bei der Deutschen Bahn anprangert und eine Verbindung zu den aktuellen Tarifverhandlungen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft zieht.
„Kundenzufriedenheit“ und „Pünktlichkeit“ auf Null gesetzt
In dem Plakattext heißt es: „Mit einer Jahresvergütung von 2,2 Mio. Euro verdiente Bahnchef Richard Lutz in 2022 mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Nach einer Gehaltserhöhung von 7,5 % gönnte er sich noch einen Bonus von 1,26 Mio. Euro. Zudem schüttet der Staatskonzern, trotz maroder Infrastruktur, Unpünktlichkeit und verfallener Bahnhofsgebäude, einen dreistelligen Millionenbetrag an Bonuszahlungen an obere Führungskräfte und Angestellte aus. Möglich wurde dies, weil die Punkte Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit einfach mit 0 Prozent gewichtet wurden. Aber für die Beschäftigten in den unteren Lohngruppen werden sicherlich auch ein paar Krümel abfallen.“
„DB“ wie Dreiste Boni
Das DB von „Deutsche Bahn“ übersetzt „Dies Irae“ mit „Dreiste Boni“. Die Plakate der Gruppe waren zuvor in Frankfurt am Main aufgetaucht – dort aber bereits nach zwei Stunden wieder entfernt worden. „Alle reden von Inflationsausgleich und die oberen Führungskräfte erhalten ihn prompt. Während untere Lohngruppen nur über Zuschläge auf den Mindestlohn kommen, gönnt man sich Bonuszahlungen, als ob die Bahn ein Selbstbedienungsladen wäre“, kommentiert ein Sprecher von Dies Irae die Aktion und führt weiter aus: „Wer hat, dem wird gegeben. Das scheint das Motto des Top-Managements der Bahn zu sein. Wie kann man sich bitte nur so hart gönnen, nachdem die Leistungen der Bahn im Personenverkehr völlig entgleist sind?“
„Nicht beschädigt, nichts geklaut“
Die Künstlergruppe legt Wert darauf, dass die Werbekästen mit einem Steckschlüssel aus dem Baumarkt geöffnet, ihre Plakate sachgerecht eingehängt und die Kästen wieder verschlossen wurden. Dabei sei weder ein Sachschaden entstanden, noch seien Plakate entwendet worden. Seit mehreren Jahren ist Dies Irae bundesweit aktiv. Gekapert wurden unter andrem Plakate der FDP und der Bundesregierung.