Düsseldorf verbannt den Bücher-Bummel hinter die Auto-Mauer
Der Heinrich-Heine-Stadt Düsseldorf sind Bücher so ziemlich egal. Sie liebt Protzer-Autos mit lächerlich falsch eingestellten Motoren, aus denen alle paar Sekunden eine Fehlzündung knallt. Zu besichtigen, schlimmer noch zu hören, entlang des 600 Meter langen Bücherbummels auf der Kö. Zur Eröffnung war Bürgermeisterin Clara Gerlach (Grüne) zeitweise kaum zu verstehen.
P.S.: Das Buch ist stärker
Dort quetschen sich seit Donnerstag (25.5.) 53 Stände und tausende Literatur-Freunde auf dem schmalen Bürgersteig entlang des Kö-Grabens. Sobald jemand an einem Büchertisch stehen bleibt, gibt es einen Fußgängerstau. Auf Literaturliebhaber mit Kinderwagen ist der Bummel nicht vorbereitet. Denn viel Platz fürs Buch bleibt nicht, während Poser grinsend ihren Libido-Ersatz aufheulen lassen. Warum bekommt der Bücherbummel nicht mehr Platz und die Autos müssen für ein paar Tage draußen bleiben? Immerhin waren der Pfingst-Sonntag und -Montag autofrei.
Eine stille Ecke für die Revolution
Dabei stünde es der Stadt gut zu Gesicht. Denn die 36. Aufgabe des Bücherbummels hatte viele Stärken. In der Zusammenarbeit mit den Düsseldorfer Literaturtagen (zakk, Heinrich-Heine-Institut, Zentralbibliothek) mischten Poetry Slammer die Lese- und Hörgewohnheiten auf, gab es Programm in zahlreichen Zelten – einschließlich einer revolutionären Ecke mitten auf der Kö mit Che Guevara und Fidel Castro.
Kinderbuch über Düsseldorf
Journalistin Anke Kronemeyer warb für ihr 2020 erschienenes Buch, in dem sie gemeinsam mit Anna Zörner Kindern Düsseldorf erklärt: Was machen eigentlich die Papageien auf der Königsallee? Wie heißt der Umhang des Karnevalsprinzen? Und woher kommt überhaupt der Name Düsseldorf? In bunten Illustrationen und pointierten Texten reisen Leser zu den Neandertalern, Römern und Rittern: Jan Wellem, Joseph Beuys und Johanna „Mutter“ Ey sind für etwas mehr als Eene Penning mit von der Partie. Für Familien mit Kindern: Düsseldorf entdecken und Wissenswertes über die Stadt am Rhein lernen.
Alles Ansichtssache
Ein paar Zelte zuvor zeigt und verkauft Holger Stoldt seine Düsseldorfer Ansichten. Der Künstler ist höchst anwesend und berät Interessenten bei der Auswahl ihrer Lieblingsansicht von Düsseldorf. Holger Stoldt ist in Düsseldorf geboren und seiner Geburtsstadt bis heute treu geblieben. Mit seinen “Düsseldorfer Ansichten“ bringt er seine Heimatliebe künstlerisch zum Ausdruck. Das Motiv seiner Arbeiten ist immer Düsseldorf – Bauwerke, Plätze, Persönlichkeiten, besondere Momente. Und wer mehr davon sehen möchte, besucht einfach bis zum 31. Juli die Cafeteria des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts. Unter dem Motto „Es wird wieder angerichtet“ ist die Ausstellung dort von montags bis donnerstags zwischen 8 und 15 Uhr, freitags bis 14 Uhr anzuschauen. Der Eintritt ist frei.
Wenn Bilder Blicke einfangen
Ob der Blick in einen Bildband mit Aktfotografien, Reclam-Ausgaben von Literatur-Klassikern zum Sonderpreis oder die neuste Fantasie-Literatur – beim Bücherbummel auf der Kö schlägt Düsseldorf jede Menge Seiten auf – wenn nicht wieder ein PS-Hirsch vorbeiröhrt.
Was wann wo stattfindet, steht in unserem Bericht von der Eröffnung des dies jährigen Bücherbummels.