Über 4000 Beschäftigte im Handel aus ganz NRW gehen in Düsseldorf auf die Straße
Der Johannes-Rau-Platz in Düsseldorf war am Mittwochvormittag der Treffpunkt für über 4000 Beschäftige aus ganz NRW, die für bessere Bezahlung im Groß- und Außenhandel streikten. „Ohne uns kein Geschäft“ und „heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag“ tönte über den Platz, begleitet von Schrillen Pfiffen aus Trillerpfeifen. Nach der Kundgebung zogen alle durch die Innenstadt zum Handelsverband auf der Kaiserstraße.
Auf ihren Bannern zeigten die Streikenden, aus welcher Stadt und von welchen Unternehmen sie kommen. Begeistert beklatscht würden die Kolleg*innen, die zum ersten Mal mit streikten, um damit die Forderungen aller zu unterstützen. Auf der Kundgebung sprachen Silke Zimmer, ver.di-Verhandlungsführerin für den Einzelhandel und Groß- und Außenhandel in NRW und Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied. Aber auch zahlreiche Mitarbeitende kamen zu Wort und drückten ihre Empörung über die schlechten Verhandlungsangebote der Arbeitgeber aus.
„Die aktuellen Preissteigerungen in Höhe von 6,8 Prozent (April 2023) und für Lebensmittel sogar 17,6 Prozent fressen die Einkommen der Handelsbeschäftigten auf. Da sieht man auf den ersten Blick, dass die Arbeitgeberangebote an der Realität völlig vorbeigehen. Die sehen nämlich für das laufende Jahr nur tabellenwirksame Erhöhungen von 3 Prozent zum Abschlussmonat im Einzelhandel und 4 Prozent zum 1. Dezember im Groß- und Außenhandel vor. Deswegen machen die Beschäftigten Druck auf die Arbeitgeber, damit es in der kommenden Woche endlich ein verhandlungsfähiges Angebot gibt, das ihrer Lebensrealität gerecht wird. Es kann nicht sein, dass sie am Ende des Monats vor die Wahl gestellt werden, ob sie sich den Wochenendeinkauf oder die Fahrt zur Arbeit leisten können“, so Zimmer.
Einzelhandel
ver.di fordert in der Tarifrunde 2023 im Einzelhandel NRW eine Lohnerhöhung von 2,50 Euro pro Stunde sowie die Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge und einen rentenfesten Mindestlohn von 13,50 Euro pro Stunde.
Die Verhandlungen werden am 22. Mai in Recklinghausen fortgesetzt. Bisher haben die Arbeitgeber in der ersten Verhandlungsrunde im April 3 Prozent Lohnerhöhung zum Abschlussmonat und weitere 2 Prozent ab 1. Mai 2024 angeboten. Außerdem soll eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 750 Euro für 2023 und weitere 250 Euro im Jahr 2024 (Teilzeitbeschäftigte anteilig) gezahlt werden. Bereits ausgezahlte Inflationsausgleichsprämien sollen anrechenbar sein.
Groß- und Außenhandel
Im Groß- und Außenhandel NRW fordert ver.di eine Lohnerhöhung von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro, sowie 250 Euro mehr für Azubis, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge (AVE).
Hier hatten die Arbeitgeber im April ein erstes Angebot vorgelegt. Das sah zum 1. Dezember 4 Prozent mehr in 2023 und 2,1 Prozent mehr in 2024 vor. Für beide Jahre wurde eine Inflationsausgleichsprämie von jeweils 700 Euro (Teilzeitbeschäftigte anteilig) angeboten. Auch hier sollen bereits ausgezahlte Inflationsausgleichsprämien anrechenbar sein. Die Verhandlungen werden am 25. Mai 2023 in Düsseldorf fortgesetzt.