Düsseldorf Mörsenbroich: Der Radschläger soll zum Namensgeber einer Straße werden
Der Kulturausschuss der Stadt Düsseldorf schon im Jahr 2018 ein Gutachten zur Überprüfung der Namensgeber der Düsseldorfer Straßennamen beauftragt. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, und Benedict Maurer, Leiter des Stadtarchivs, haben zahlreiche historische Persönlichkeiten unter die Lupe genommen. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag auf den Bereichen Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus. Es wurde deutlich festgestellt, dass in Zeiten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, zahlreiche ethisch-moralisch verwerfliche Ideale mit den aktuellen Wertvorstellungen nicht mehr vereinbar sind. In der Folge stehen nun für elf Düsseldorfer Straßen Umbenennungen an.
In der Bezirksverwaltungsstelle der BV 6 an der Münsterstraße ging es am Mittwoch (19.4.) um die Umbenennung einer Straße in Mörsenbroich, der Schlieffenstraße.
Alfred Graf von Schlieffen ist unbestritten eine bedeutende historische Person. Der Generalfeldmarschall entwickelte für den Fall eines Zweifrontenkriegs 1905 eine Strategie für eine schnelle Niederwerfung Frankreichs, die als sogenannter „Schlieffen-Plan“ in die Geschichte einging. Er zählt zu den großen Militärstrategen der Kaiserzeit. Der von ihm zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Aufmarschplan gegen Frankreich und dessen vermeintlicher Einsatz im Ersten Weltkrieg wurde „von der Nachwelt entweder als Siegesrezept glorifiziert oder als Höhepunkt des preußisch-deutschen Militarismus verdammt“ wie Gerhard P. Groß in seinem Buch „Mythos und Wirklichkeit“ schreibt.
Im Gutachten zu Schlieffen führen Fleermann und Maurer aus: „Als Vorgesetzter des Generalleutnants Lothar von Trotha billigte Alfred von Schlieffen im Jahr 1904 dessen brutales Vorgehen gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika und unterstützte den berüchtigten ‘Vernichtungsbefehl’, der den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts auslöste“. Von Schlieffen wurde aggressiver Militarismus und Kolonialismus nachgewiesen, deshalb beschloss der Stadtrat am 16. September 2022, die nach ihm benannte Straße umzubenennen.
Bürger*innen wünschen sich den Radschlägerweg
Inzwischen steht auch fest, wie die Anwohner*innen der Schlieffenstraße, die Mörsenbroicher*innen, die Menschen im Stadtbezirk sechs (Lichtenbroich, Unterrath, Rath, Mörsenbroich ) und andere Interessierte die Straße künftig nennen wollen: Radschlägerweg.
Namensgebend dafür ist das nach den Entwürfen von Kunstprofessor Friedrich Becker 1960 entworfene minimalistisch gestaltete Düsseldorfer Wahrzeichen, das als Skulptur an der Einmündung von der Schlieffen- auf die Münsterstraße steht. Andere Vorschläge wie Margarete-Steiff-, Hund-, Tierwohl- oder auch Glückstraße konnten sich bei dem öffentlichen Beteiligungsverfahren nicht durchsetzen.
„Es ist aber nur ein Stimmungsbild und keine endgültige Entscheidung“, betonte der Leiter des Vermessungs- und Katasteramtes, Thomas Weindel, am Mittwochabend. „Die Bezirksvertretung wird dem Stadtrat eine Empfehlung über die Neubenennung vorlegen, aber der Rat muss der Empfehlung nicht folgen.“
Doch der Radschlägerweg hat gute Chancen demnächst im Düsseldorfer Straßenverzeichnis zu erscheinen. „Sehr wahrscheinlich werden wir den favorisierten Vorschlag übernehmen“, erklärte Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek. „Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster – ich denke nicht, dass wir noch mit anderen Ideen um die Ecke kommen.“ Im Mai tagt die Bezirksvertretung und dann soll der „Radschlägerweg“ als Empfehlung an den Stadtrat beschlossen werden.
Bürgerbeteiligungen
Nach Bürgerbeteiligungen für die Wissmannstraße, die Hans-Christoph-Seebohm-Straße und die Wilhelm-Schmidtbonn-Straße, stehen noch zwei weitere Termine in den Stadtbezirken 9 und 2 statt:
Stadtbezirk 9: am 24. April ab 18 Uhr in der Aula des Gymnasiums Koblenzer Straße, Theodor-Litt-Straße 2.
Betroffene Straßen: Leutweinstraße, Petersstraße, Pfitznerstraße, Woermannstraße und Lüderitzstraße
Stadtbezirk 2: am 25. April ab 18 Uhr in der Bezirksverwaltungsstelle, Grafenberger Allee 68
Betroffene Straße: Porschestraße
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