Düsseldorf: Ausstellung im zakk „Mein Zuhause ist“
Was würden wir einpacken, wenn wir unser Zuhause für lange Zeit – vielleicht für immer – verlassen müssten? Für die Antwort auf diese Frage hatten die Frauen, die nach Ausbruch des Krieges aus der Ukraine geflüchtet sind, oft nur wenige Augenblicke Zeit. Sozialarbeiterin Eva Grütgen und Fotografin Xenia Gromak haben das Projekt „Mein Zuhause ist“ initiiert und zeigen damit eine „künstlerische und sehr persönliche Auseinandersetzung mit einer gesellschaftlichen Trägödie, die wir gerade erleben“.
Über Instagram wurden ukrainische Frauen aufgerufen, Gegenstände zu zeigen, die sie aus der Heimat als Erinnerungsstücke mitgebracht haben. Ziel war es ohne wirkliche Kriegsbilder Bilder über den Krieg zu zeigen und die Schicksale sichtbar zu machen.
Ganz verschiedene Dinge kamen zusammen, wurden von Gromak fotografiert und die Geschichte dahinter von den Frauen beschrieben. Ein Haustürschlüssel, der automatisch eingesteckt wurde – das dazugehörige Haus steht vielleicht nicht mehr. Ein paar Schuhe, die auf den ersten Blick extravagant aussehen, aber die Schuhe einer Tanzlehrerin sind, die sich damit nun in Düsseldorf eine neue Existenz aufbaut. Ein Kindheitsfoto mit dem Opa, der glücklicherweise den schrecklichen Krieg nicht mehr miterleben muss.
Alle elf Bilder sind mit QR-Codes versehen, die auf die Geschichte des Bildes verlinken. Die Geschichten sind in der Sprache aufgeschrieben, die die Frauen dafür verwendeten. Das kann russisch oder urkainisch sein, dazu gibt es die deutsche Übersetzung. Im gesammten Projekt wurde sehr sensibel damit umgegangen, ob es angemessen ist, die russische Sprache zu verwenden. Für die meisten Teilnehmer*innen war sie aber die praktikabelste Möglichkeit zu kommunizieren.
Über Instagramm haben sich mittlerweile noch mehr Fotos und Geschichten zu „Mein Zuhause ist“ angesammelt. Sie sind hier auf dem Account zu sehen.
Die elf Exponate sind noch bis zum 16. April in der Kneipe des zakk auf der Fichtenstraße ausgestellt. Auf der Vernissage berichteten Xenia Gromak gemeinsam mit Eva Grütgen, wie das Projekt von den Frauen aufgenommen wurde und was sich daraus entwickelte.
Gemeinschaftsprojekt “politisiert euch”
Denn „Mein Zuhause ist“ hat sich weiterentwickelt und ist nun Bestandteil des Projekts „politisiert euch“, das bis 2025 läuft und an dem Die Börse in Wuppertal, B-Side in Münster, Zeche Carl in Essen, Bollwerk 107 in Moers, Schuhfabrik in Ahlen, Ringlokschuppen in Mülheim, Bahnhof Langerdreher in Bochum, Kultur im Turm in Oberhausen, Werkstatt in Witten und Pelmke in Hagen gemeinsam mit den zakk beteiligt sind. Die elf Zentren haben das gemeinsame Ziel, Menschen Berührungsängste zu nehmen und mit ihnen Haltung zu entwickeln.
Im Rahmen des Projekts erhielten die ukrainischen Frauen, deren Erinnerungsstücke fotografiert worden waren die Gelegenheit, sich in einem Foto-Workshop mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. „Pack deine Sachen“ lautete der Titel und es ging nicht um den technischen Vorgang der Fotografie, sondern war eine Auseinandersetzung mit ihrer Identität. Dabei entstanden eindrucksvolle Fotos, bei denen zum Teil die Erinnerungsstücke aus „Mein Zuhause ist“ erneut auftauchen.
Die Bilder sind ebenfalls in der Kneipe des zakk zu sehen. Öffnungszeiten: von Mittwoch bis Samstag ab 16 Uhr bis 23 Uhr, Sonntag von 9 bis 15 Uhr und bei Veranstaltungen an den anderen Wochentagen zu Einlassbeginn.
zakk, Fichtenstraße 40 – weitere Informationen hier.