Düsseldorf: Friedensbewegung und Querdenken-Gruppen demonstrieren gemeinsam gegen Waffenlieferungen
Bislang flog die Friedentaube als Signal für die Friedenbewegung, für Abrüstung und Ostermärsche. Bei einer Demonstration in Düsseldorf am Samstag (11.2.) trugen auch andere das Symbol durch die Straßen. Unter den 250 Teilnehmenden waren neben Friedensinitiativen aus Mönchengladbach und Duisburg, dem Verein der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten Düsseldorf (VVN-BdA) auch Gruppierungen aus dem Querdenken-Umfeld wie „Die Basis“, die Corona-Maßnahmen-Gegner der APO – Außerparlamentarischen Opposition“, die sogenannten „Nachdenkseiten“ und die ebenfalls Corona-Maßnahmen-kritischen „Aachener für eine menschliche Zukunft“. 100 Meter weiter demonstrierten Ukrainer gegen Russland.
Friedensgruppen, Corona-Kritiker und Rechte
Neue Allianzen? Gegendemonstranten der Düsseldorfer Antifa sahen mit Erstaunen, dass VVN-BdA Kreisvorsitzender Jürgen Schuh mit einigen VVN-Mitgliedern am Cornelius-Platz zwischen denen stand, gegen die man demonstrierte. Schuh sagt auf Nachfrage von Ddorf-aktuell, dass er guten Gewissens zu der Kundgebung gegangen sei: „Mit den Grundzielen – keine Waffenlieferungen an die Ukraine und stattdessen Verhandlungen – stimme ich überein.“ Mit dem eigenen Kreisvorstand habe er sich zuvor nicht abgestimmt.
Kein Wort gegen Russland
Schuh liegt auf einer Linie des Einladers Jochen Schütte vom „Friedensbündnis NRW“. Auch er mag auf Nachfrage nicht erkennen, dass Rechte und Querdenker an der Demonstration in Düsseldorf teilgenommen haben. Es gehe darum, die Bundesregierung aufzufordern, eine Verhandlungslösung zu suchen, anstatt Kriegswaffen zu liefern. Während sich die Redner der Veranstaltung „Gegen den Kriegswahnsinn“ an die „kriegstreiberischen USA“ abarbeiteten, die Ukraine als zutiefst korruptes Land darstellten und Polen und die Baltischen Staaten als „USA-Vasallen“ brandmarkten, verloren sie über den Überfall von Russland unter der Führung von Putin auf die Ukraine vor einem Jahr: kein Wort.
Kritik an „Kanzlerin Merkel“
Auf dem Corneliusplatz sprach Redner Reiner Braun, vorgestellt als Angehöriger des „International Peace Bureau in Genf“ und Mitautor des Krefelder Appell. Der Krefelder Appell war ein Aufruf der westdeutschen Friedensbewegung an die damalige Bundesregierung, die Zustimmung zur Stationierung neuer atomarer Mittelstreckenraketen in Europa (NATO-Doppelbeschluss) zurückzuziehen und innerhalb der NATO auf eine Beendigung des atomaren Wettrüstens zu drängen. Er wurde am 16. November 1980 in Krefeld öffentlich vorgestellt und bis 1983 von über vier Millionen Bundesbürgern unterzeichnet.
Warnung vor dem Atomkrieg
Braun sieht die Welt als Pulverfass und sehr dicht an einem atomar geführten, dritten Weltkrieg. Offenbar hat er aber den bislang letzten Regierungswechsel verpasst, weil er Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Kurswechsel aufforderte und der „Lüge von Minsk“ bezichtigte. Dort hatten Deutschland und Frankreich 2015 versucht, auf dem Verhandlungsweg für Frieden in der Ostukraine zu sorgen.
Gegen die USA und „raus aus der Nato“
Vom Nordende der Königsallee in Düsseldorf zogen die Demonstrationsteilnehmer vor die Hauptverwaltung von Rheinmetall. Begleitet wurde der Marsch durch Rufe, dass Deutschland sofort aus der Nato austreten solle. Dort durfte Michael Aggelidis aus der Partei „Die Basis“ ausführlich seine Sicht der Dinge erläutern. Dazu gehörte die Klage über die in Deutschland „gleichgeschaltete Presse“ und eine Bundesregierung, die auf Anforderung der USA das Land immer weiter in die Kriegssituation hineintreibe. Eine US-Flagge am Rheinmetall-Flaggenmast passt ins Weltbild derer, die dort demonstrierten: „Da sieht man, wer uns eigentlich regiert“.