Düsseldorfer Prinzenball: Das Leben muss gefeiert werden
Lang nicht mehr getanzt. Die Zeiten waren nicht so. Wie gut, dass es den Prinzenball wieder gibt – das große, glitzernde Fest im Düsseldorfer Karneval. Nichts für Pappnasen. Die Herren tragen Frack und Ehrenkappen, die Damen teure Roben und glatte Gesichter, auch in vorgerückten Jahren. Düsseldorf eben. Alle freuen sich, dass die Musik wieder spielt. Es geht fein zu, aber ausgelassen wie im Partykeller. Man ruft ein bisschen Helau und singt sehr viel mit: „You are my Dancing Queen!“
Macht nichts, dass die improvisierte Garderobe im Hilton immer noch nicht richtig funktioniert. Dann warten wir eben mit den Mänteln überm Arm und plaudern schon mal ein bisschen. Drinnen, im Rheinlandsaal, freut man sich umso mehr über Kerzenlicht und Wandbemalung. Es ist so schummrig schön, das schmeichelt dem Teint und dem nicht mehr ganz frischen Mobiliar. Man ist zur guten Laune entschlossen, auch wenn der nervöse Service die Bratkartoffeln kalt und den Wein ziemlich warm serviert. Janz ejal! Endlich wieder Karneval!
Tanz, Mariechen!
Und da sind wir nicht so – politisch korrekt. Da wird marschiert und kommandiert und salutiert ohne einen Gedanken an die kriegerische Gegenwart. Da heißt es: „Unser Schlachtruf heißt Helau!“ Da spielen sie: „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben“. Aber nicht als Reichsbürger. Nur zum Spaß. Tut mal gut. Und die blonden Zöpfe der Regimentstöchter der Prinzengarde wippen so lustig wie die Miniröckchen, und das Solo-Mariechen Michelle wirbelt herum – zur besonderen Freude der Herren. Sexistisch? Ach was!
Weniger elegant, aber reif für den Zirkus sind die „Fidelen Sandhasen“, das Tanzcorps der Kölner Gesellschaft „Die Große von 1823“. Heidewitzka, da werden die „lecker Mädche“ noch so genannt und wortwörtlich auf Händen getragen. Manchmal auch herumgeschmissen und aufgefangen, dass einem der Atem stockt. Die Akrobatik, die da gezeigt wird, ist bemerkenswert – und die Tänzerinnen mit ihren aufgesteckten Locken lächeln die Anstrengung tapfer hinweg. Wie sagt die nach Corona-Frust endlich amtierende Düsseldorfer Venetia Uåsa im tollen roten Kleid so entschlossen: „Wir feiern das Leben und finden alles fantastisch!“
Verzückung mit Abba
Jawohl! Aber wir wollen auch nicht zu viel Programm, sondern vor allem selbst tanzen. Das weiß der in vielen Amtsjahren zu Weisheit gelangte Präsident des Prinzenclubs, Jobsi Driessen. Den traditionellen Walzer hat er gestrichen, „den konnten eh nur noch drei, und zwei davon sind inzwischen gestorben“. Es geht deshalb gleich los mit wildem Pop und Rock und den Hits aus der Jugend. Die Hauptband „Heaven’s Club“ wechselt sich ab mit ein paar punkigen Jungs, die erfolgreich Schilder mit den Aufrufen „Begeisterung“ und „Ekstase“ hochhalten. Eine Abba-Coverband ließ die Fans in Verzückung geraten. Mamma Mia.
Es wird hauptsächlich kreativ getanzt, Hände in die Höhe. Damen mit unbewegten Männern hüpfen einfach allein aufs Parkett. Es ist eine Freude. Ach ja: Zwischendurch gibt’s noch eine zum Glück nicht sehrumfangreiche Tombola mit etwas seltsamen Preisen wie zwei Übernachtungen im hiesigen Hilton oder einem Waschtisch nach Maß aus Marmor. Muss man erst mal haben wollen. Immerhin: Die ersten Preise, Flugtickets nach New York und Diamantohrringe aus der Bucherer-Kollektion (die Messechef Wolfram Diener gewann), lösen Gewinnerfreude aus. Aber jetzt wollen wir nochmal tanzen!