Düsseldorf/Leverkusen: Vergiftetes Löschwasser darf in den Rhein geleitet werden
Die Bezirksregierung Köln hat dem Chemieparkbetreiber Currenta in Leverkusen gestattet, zehn Millionen Liter vergiftetes Löschwasser nach vorheriger Filterung in den Rhein einzuleiten. Und mit weiteren zehn Millionen Litern Wasser nachzuspülen. Aus dem Rhein gewinnt Düsseldorf zu großen Teilen sein Trinkwasser. Bei den Giftstoffen handelt es sich einerseits um das hochgiftige Insektizid Clothianidin und andererseits um perfluorierte Chemikalien aus der Chemieproduktion und aus Löschschaumrückständen.
Verheerende Explosion mit Großbrand
Das Löschwasser stammt aus dem Brand im Currenta-Entsorgungszentrum in Leverkusen-Bürrig. Dort waren am 27. Juli 2021 nach einer verheerenden Explosion sieben Menschen ums Leben gekommen und 31 Menschen verletzt worden. Die giftige Brandwolke zog bis nach Dortmund. Bereits bei den Löscharbeiten gelangten Millionen Liter hochgiftiges Löschwasser unbehandelt in den Rhein.
BUND deckt Verstöße auf
Anderthalb Jahre später werden immer noch zehn Millionen Liter Löschwasser bei Currenta gelagert, die nun kontrolliert abfließen sollen, wie es heißt. Unmittelbar nach Explosion und Großbrand hatten Experten des BUND für Umwelt- und Naturschutz Verstöße von Currenta und der Bezirksregierung Köln im Umgang mit vergiftetem Löschwasser aufgedeckt. Am Jahresende 2021 legte Currenta mit einer weiteren Hiobsbotschaft nach. Wochenlang seien aus undichten Tanks und ohne Vorbehandlung weitere 1,3 Millionen Liter Giftwasser in den Rhein gelaufen – so die Darstellung des BUND. Am 17. Januar 2022 stellte die Umweltorganisation Strafanzeige gegen Currenta und die Bezirksregierung Köln gestellt.
Genehmigung mit Auflagen
Die jetzt erteilte Sondergenehmigung zur Einleitung vergifteten Wasser in den Rhein ist an Vorbedingungen geknüpft. Das Wasser müsse zuvor durch einen doppelten Aktivkohlefilter laufen, um einen Großteil der Giftstoffe zu entziehen. Dies soll durch Sensoren überwacht werden. Der BUND-Wasserexperte Paul Körfges sagt: „Die Bezirksregierung Köln hat aus der Currenta-Katastrophe und der BUND Strafanzeige vom 17.1.2022 akzeptable Konsequenzen hinsichtlich der Lösch- und Reinigungswasserentsorgung gezogen.“ Die Alternative wäre eine Entsorgung des Giftwassers in einer Sondermüllverbrennung. Dies sei für die Umwelt noch schädlicher, so Körfges. Zudem müsse Currenta ein verbessertes Löschwasserauffangkonzept umsetzen, dürfe keine fluorhaltigen Löschmittel mehr einsetzen und müsse die Einleitung von Abwässern mit Perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) in die Kläranlage Leverkusen Bürrig an der Quelle stoppen. Außerdem müsse die Kläranlage mit einer vierten Reinigungsstufe ausgerüstet werden.
Ab der zweiten Woche beginne die Übernahme des vergifteten Wasser, teilte die Bezirksregierung Köln mit.