Düsseldorf Oberbilk: Fans der marokkanischen Nationalmannschaft feiern ihren Frust weg
Die Familie und die Nationalmannschaft – sie stehen zusammen. Klar, ist da kein Siegestaumel – wie gegen Portugal. Erst einmal muss die Enttäuschung überwunden werden auf der Ellerstraße in Düsseldorf Oberbilk und in dem Viertel gleich nebenan. Marokko hat am Samstagabend (17.12.) das kleine Finale in Qatar gegen Kroatien mit 1:2 verloren. „Das Team war müde, viele Spieler verletzt“, sagt ein junger Mann. „Und überhaupt – für einen dritten Platz bei der WM – da kann man sich nichts kaufen.“ Der Einzug ins Finale – das wäre Motivation gewesen – aber so…
Stolz auf das Erreichte
Der im ersten Moment enttäuschte Fan wird – wie so viele hier auf der Linienstraße, im Laufe des Samstagabends, seine Meinung ändern. Das Team hat sie alle stolz gemacht. Sie haben sich gezeigt. Und der vierte Platz in einer Weltmeisterschaft – das ist die beste Platzierung, die eine Mannschaft aus Afrika bislang erreicht hat.
Feiern bei eisiger Kälte
Also kommen sie aus den Cafés und bei minus fünf Grad Celsius langsam auf Betriebstemperatur. Schwenken die rote Fahne mit dem grünen Stern, werfen Böller und zünden Bengalos – einige wenige. Die Polizei hat offenbar die Order, gegen das 1200 Grad heiße rote Feuer und alle, die es halten, einzuschreiten. Bengalo auf den Boden werfen – Personenkontrolle. Für Deeskalation sorgt das nicht. Einfacher wäre es gewesen, die Linienstraße abzusperren und die Feiernden der Winterkälte zu überlassen.
Polizei in großer Zahl
Überhaupt sind die Ordnungshüter in großer Zahl aufgefahren in Düsseldorf Oberbilk. Ganze Hundertschaften stehen in den Nebenstraßen in Bereitschaft. Sie werden nicht gebraucht. Die Friseure machen noch den letzten Haarschnitt. Die Leute vom Obststand fangen an die Gestelle mit den Orangenkisten nach drinnen zu räumen.
Spiel mit marokkanischen Polizeisymbolen
In dem Mini-Auto-Korso durch Düsseldorf Oberbilk tragen einige Wagen das Symbol und die Farben der Sûreté Nationale, der marokkanischen „Generaldirektion für Nationale Sicherheit“. In Marokko sind sie die Polizei des Königs. Und nicht alle auf der Linienstraße finden es toll, dass diese Symbole zu sehen sind. Da können die Fahrer dieser Fake-Polizeiwagen noch so laut jubeln und die Hupen drücken. Morgen ist wieder Alltag in dem Viertel, das in den zurückliegenden Wochen mit ihrer Mannschaft gefeiert und gelitten hat. Viele haben sich hier in Düsseldorf etwas aufgebaut, die Kinder gehen auf die Schulen, studieren. Da braucht es keine Königspolizei, sagt eine Frau.