Düsseldorf: Gedenken an die ermordeten Sinti und Roma
Vor 80 Jahren wurde von den Nazis im “Auschwitz-Erlass” die Ermordung der Sinti und Roma festgelegt. Gemeinsam mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma NRW gedachte die Stadt Düsseldorf der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords. Nach einer Kranzniederlegung am Mahnmal “Ehra” am alten Hafenbecken, an der auch Jeanette Urbals die jüngste Tochter der “Ehra” teilnahm, gab es eine Veranstaltung in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Dort sprachen Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Roman Franz, Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma NRW, Worte des Gedenkens.
Am 16. Dezember 1942 gab Heinrich Himmler den Befehl, die letzten Sinti und Roma aus Deutschland und aus den besetzten Ländern in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportieren zu lassen. Der “Auschwitz-Erlass” war der zentrale Befehl zum nationalsozialistischen Massenmord. Bis zum Kriegsende wurden hunderttausende Angehörige der Roma-Minderheit in nahezu allen besetzten Ländern ermordet. 1994 erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 16. Dezember zum nationalen Gedenktag in Erinnerung an diesen Völkermord.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Der schreckliche Erlass vom Dezember 1942 dokumentiert, dass die deutschen Sinti und alle Roma im besetzten Europa ermordet werden sollten. Er wurde ab Frühjahr 1943 gnadenlos umgesetzt. Auch hier in Düsseldorf wurden die letzten noch lebenden Sinti und Roma Europas im März 1943 abtransportiert. Wir erinnern an diesen Völkermord, weil wir fest davon überzeugt sind, dass wir als Demokraten wachsam und gefestigt sein müssen. Wir schauen auf das Leid der Opfer und gedenken ihrer. Aber wir wollen auch für Gegenwart und Zukunft Lehren aus dieser fürchterlichen Vergangenheit ziehen: Hass und Rassismus gegenüber Minderheiten wollen, können und dürfen wir nicht dulden.”
Sonderausstellung “Molari im Heinefeld”
In der Mahn- und Gedenkstätte führte der Historiker Jona Winstroth die Gäste in einem Rundgang durch die Sonderausstellung “Molari im Heinefeld. Bilder und Erzählungen von Otto Pankok. Spurensuche zu Düsseldorfer Sinti und Sintizze”. Die Ausstellung zeigt anhand von Beispielen die einzelnen Biografien und die brutale Ausgrenzung und Verfolgung, welche die Sinti und Sintizze in Düsseldorf nach 1933 erfuhren. Dabei stehen die Biografien, Fotografien und Dokumente zu den Düsseldorfer Sinti und Sintizze im Mittelpunkt. Ergänzend kommen die Überlebenden in Interview-Ausschnitten selber zu Wort. Die Sonderausstellung ist noch bis Mai 2023 zu sehen.
Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung befand sich mit Jeanette Urbals die jüngste Tochter der “Ehra”, die amtlich Ida Meinhardt hieß. Die Band “Krause & Friends” begleitete die Veranstaltung musikalisch.