Düsseldorf: Else Gores – Gedenken an eine mutige Frau
Einige Spaziergänger im Eller Forst blickten verwundert auf die Menschengruppe, die sich am Sonntag (11.12.) am Gedenkstein am Waldesrand versammelt hat. Der Gedenkstein erinnert an die Erschießung zweier fahnenflüchtiger Soldaten kurz vor Kriegsende und die Ermordung von Else Gores wegen angeblicher Beihilfe. Das Schicksal von Else Gores bewegte Doris Bender-Diebels, die in einer Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte über mutige Frauen gegen das Naziregime, auf sie aufmerksam wurde. Sie begann zu recherchieren und schrieb ein Buch als literarisches Denkmal. Zum Geburtstag von Else Gores, dem 11. Dezember, las sie daraus und brachte ein Foto der Ermordeten am Gedenkstein ab.
Else Gores lebte an der Oberbilker Allee 284. Ihr Mann war als Soldat an der Front, ihren Sohn hatte sie bei ihrer Mutter auf dem Land in Sicherheit gebracht. Kurz vor Kriegsende, die Amerikaner hatten bereits Oberkassel eingenommen, gab es immer mehr Fahnenflüchtige, da die Lage für den „Endsieg“ aussichtslos war. Der Führer installierte deshalb Heerestreifen, deren Aufgabe es war, Deserteure und deren Helfer*innen aufzugreifen. Doris Bender-Diebels beschreibt in ihrem Roman diesen Lebensabschnitt von Else Gores, die zwei Soldaten hilft und denunziert wird. Die Heeresstreife holt die Soldaten und schließlich auch sie ab. Obwohl sie dazu nicht berechtigt waren, fahren sie in den Eller Forst und richten alle drei durch Genickschuss. Doch Else Gores überlebte mit einem Halsdurchschuss. Kinder finden sie und sie wird in die Waldschänke gebracht. Da der Fund der Obrigkeit gemeldet wurde, holte die Heeresstreife sie erneut ab. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Nach dem Krieg suchte ihr Mann nach den Tätern und konnte erreichen, dass die Verantwortlichen der Heeresstreife vor Gericht gestellt wurden. Sie wurden verurteilt, aber nach Jahren entlassen, da ihre Gnadengesuche erfolgreich waren.
Das Buch trägt den Titel „Die nicht erschossene Frau“. Benders-Diebels versteht es die historischen Fakten mit einer Fiktion von Else Gores zu verbinden und zieht damit die Leser*innen in den Bann der damaligen Ereignisse. Im Nachwort gibt es umfangreiche Informationen über die historischen Fakten. Unter der ISBN Nummer 9783985955008 ist das gebundene Buch für 14 Euro in allen Buchhandlungen zu beziehen.
Die Bezirksbürgermeisterin der BV 8, Dagmar von Dahlen, betonte in ihrer Ansprache am Sonntag, dass es sehr wichtig sei zu erinnern und nicht zu vergessen. Else Gores sei eine mutige Frau gewesen und von Dahlen appellierte mutig und wachsam zu sein, denn in dieser Zeit sei das wieder nötig.
Leonie Bayer hat das Kriegsende 1945 in der Nachbarschaft zum Eller Forst erlebt. Sie war damals 11 Jahre alt. Als Zeitzeugin nahm sie an der Lesung am Sonntag teil und berichtete, dass damals oft Schüsse im Wald zu hören waren. Als Kinder hätten sie dort mehrere Tote gesehen.
Den Gedenkstein am Eller Forst ziert nun ein Bild Else Gores, das sie mit ihrem Sohn zeigt. An ihrem Todestag, dem 12. April 2023 soll dort eine weitere Erinnerungsfeier stattfinden. Bei der Stadt Düsseldorf wird der Vorschlag eingereicht eine Straße nach Else Gores zu benennen.