Kunst mit Wetterbericht im Malkasten Düsseldorf
Enttäuschung im Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten: Der neue große Vorsitzende Sir Tony Cragg (73), von der Queen geadelter Bildhauer mit eigenem Skulpturenpark in Wuppertal, sprach anlässlich der Eröffnung der Jahresausstellung nicht zu seinem Volke. Das im historischen Treppenhaus aufgebaute, von Craggs Vorgänger Robert Hartmann stets ausführlich genutzte Mikrophon diente lediglich der Verkündung einer Verlosung. Geredet wurde nur untereinander im Gedränge des zahlreich erschienenen Publikums.
Vielleicht, man wagt es kaum zu denken, ist dem emeritierten Akademie-Rektor Cragg, Schöpfer unverwechselbarer Großskulpturen, die traditionelle Kunstaktion in der Vorweihnachtszeit einfach zu piefig? „Das kleine Format“, erschwinglich, wird in der Kunstdebatte kaum wahrgenommen. Aber es macht immer wieder Freude, die bunte Auswahl zu entdecken. Diesmal gibt es 184 Gemälde, Fotografien, Zeichnungen, Grafiken und ein paar Objekte zum Thema „Wetter“. Auf die Einladungskarte wurde ein 1847 entstandenes Seestück von Andreas Achenbach gedruckt: „Es klärt auf“. Goldenes Sonnenlicht auf der Gischt, herrlich.
Soll Regen geben
Auch die meisten beteiligten Künstler*innen aus dem heutigen Malkasten suchen das Helle und meiden die Katastrophen des Klimawandels. Zwar nimmt auf einem witzigen Pastell von Andrea Mohr der „Wetter-Hahn“ Reißaus, und Wolfgang Wimhöfer malte „Verbrannte Erde“, aber in der Regel beschäftigt man sich mit den gewöhnlichen Kapriolen des Wetters. Vorwiegend heiter und poetisch geht es zu, passend zur Oldschool-Gemütlichkeit des Jacobihauses, wo die alte Standuhr regelmäßig schlägt.
Im gelben Salon freut sich eine akribisch gemalte Blondine im Bikini beim Bad im Meer: „Es spiegelt so fein“ (Katharina von Koschembahr). Das spontan skizzierte Pastell von Edita Varinska daneben zeigt eine fröhlich mit dem Handtuch wedelnde Nackte – nach der Sauna? – im Schnee („Es schneit – Winter“). „Soll Regen geben“ verkündet die Schlagzeile einer Zeitungsseite, auf die Bernd Engberding im Holzschnitt einen blauen Frauenakt gedruckt hat. Das lustige Männlein von Johannes Armborst, das „Bei Wind und Wetter“ mit dem Hund rausgeht, nimmt’s mit Humor, genau wie der zerrupfte Schirm im Papierkorb, den Hyacinta Hovestadt fotografiert hat: „Ausgedient“.
Wo der Nebel wallt
Melanie Richter würdig die rote Schnupfennase mit einem kleinen Gemälde auf einem Taschentuch. Die getuschte „Mikrobe im Regen“, ein Monsterchen mit Schirm von Tilch Hagemann, fand gleich einen Fan und bekam einen roten „Verkauft“-Punkt wie viele der Exponate. Die meisten Arbeiten sind gegenständlich – bis hin zum wandernden „Gewittergeist“ von Lukas Köllner. Wohltuend, hin und wieder eine kleine Abstraktion zu sehen. Dazu gehören die „Leichte Brise“ in Wellenlinien von Helga Stender oder die Kohlezeichnung „Element, Erde, Luft“ aus der Serie Raumstrukturen von Katarzyna Cudnik.
Nebel wallt romantisch durch manche Arbeit. Licht und Schatten werden angemessen gewürdigt. „Mauersegler“ schweben durchs Gewölk (Ida Büngener). Zeichenhaft recken sich die Zweige der Bäume vor einem gelben Himmel auf einem Fotodruck von Gabi Luigs („Gute Aussicht“). Der Wald steht schwarz und schweiget hier und da, und sogar die kahlen Stämme im vom „Sauren Regen“ gestressten Forst auf einer malerisch ergänzten Fotoarbeit von Manfred Müller haben ihre Schönheit.
Was, wann und wo?
„Das kleine Format: Wetter“. Jahresausstellung im Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten, Jacobistr. 6a (Eingang links). Die 184 Mitglieder-Arbeiten können auch online auf www.malkasten.org angesehen und, größtenteils für unter 1000 Euro, erworben werden. Leider sehr beschränkte Öffnungszeiten nur Di. 18 bis 22 Uhr (außer 20. und 27. Dez. sowie 3. Januar) und nach telefonischer Vereinbarung unter 0211 / 35 64 71. Finissage ist am Dienstag, 17. Januar, um 18 Uhr.