Düsseldorf: Virologe der Uniklinik befürchtet frühe Grippewelle
Das Corona-Virus ist vielen als aktuelle gesundheitlich Bedrohung präsent. Doch Prof. Dr. Jörg Timm, Leiter der Virologie an der Uniklinik Düsseldorf (UKD), warnt vor einer sich aktuell aufbauenden frühen Grippewelle: „Grippe und RSV sind aktuell das Hauptproblem“.
Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, verursacht Symptome die der Erkältung ähnlich sind, wie Schnupfen, trockenen Husten, Niesen und Halsschmerzen. Es kann auch von Fieber begleitet sein. Besonders Kinder sind anfällig und es kann zu einem schweren Verlauf kommen. Aber auch Erwachsene können sich anstecken. Es gibt keine Impfung gegen RSV. Nach Erkrankung ist man nicht imunisiert und kann erneut erkranken. Die Grippe (Influenza) hat ähnlich Symptome und ist oft von hohem Fieber begleitet. Hier treten die Beschwerden oft plötzlich auf und verschlimmern sich innerhalb weniger Stunden.
Der Virologe des UKD betont, dass die Zahlen der Grippe-Erkrankungen außergewöhnlich sind. Vom 14. bis 20. November 2022 wurden in NRW 1057 Grippe-Erkrankungen (Influenza) gemeldet. Seitdem die Daten der Grippeerkrankungen erfasst werden, ist das Mitte November mit großem Abstand ein Rekordwert. Das historische Hoch lag bisher zum gleichen Zeitpunkt bei 23 Meldungen. „Wir reden zwar noch nicht von hohen absoluten Zahlen“, sagt Prof. Dr. Jörg Timm, „wir sind aber in einer Phase, in der sich eine Welle aufbaut – und zwar sehr viel früher als gewohnt.“
Bereits im September 2021 äußerte Prof. Timm die Sorge, dass mit einem erhöhten Influenza-Infektionsgeschehen zu rechnen sein könnte. Hintergrund seien die corona-bedingter Hygiene-Maßnahmen, durch die viele Menschen nicht mit der Grippe in Kontakt gekommen seien. „Diese Nach-Immunisierung, die wir auch durch Infektionen bekommen, die hilft natürlich auch, die Grundimmunität in der Bevölkerung zu erhalten“, so Prof. Timm. Ein Ausfall der Grippewelle in den vergangenen Jahren, mache die Menschen in der darauffolgenden Saison umso anfälliger. Gleiches dürfte für die Verbreitung von RS-Viren gelten. Kinderärzt*innen verzeichnen eine hohe Zahl an erkrankten Kindern.
Erst im März wird in einer klassischen Grippesaison der Höhepunkt erreicht. „Da wir jetzt schon einen spürbaren Anstieg an Erkrankungen feststellen, ist von einer stärkeren Welle auszugehen“, so Prof. Timm. „Allerdings tragen die vergangenen zwei Pandemiejahre und die damit einhergehende Sondersituation dazu bei, dass es bei der Deutung der aktuellen Zahlen auch Unsicherheiten gibt.“
Dennoch empfiehlt Prof. Timm die Grippeschutzimpfung, insbesondere für:
- Menschen im Alter über 60 Jahren
- Risikogruppen, z.B. Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen an der Lunge
- Medizinisches Personal
- Menschen mit viel Kontakten zu anderen Menschen
- Schwangere (ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel)
Die Impfung verhindere zwar nicht die Verbreitung der Grippe-Viren, sie sorge aber für einen guten persönlichen Schutz und unterbindet in vielen Fällen einen schweren Verlauf, betont der Virologe.