Düsseldorf setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
Es passiert jeden Tag und vielleicht in unmittelbarer Nachbarschaft: Afife R. wurde kurz vor ihrem Abitur von ihrem Freund krankenhausreif geprügelt. Hedwig Sch. beschloss mit über 80 Jahren, sich endlich zu wehren. Joyce F. wurde von ihrem Opa missbraucht. Sarah Q. suchte Schutz mit ihren vier Kindern. Sabine L. hieß früher Peter und ist von Gewalt betroffen. Maria S. wird immer wieder von ihrem Ex bedroht. Emily P. wurde von ihrem Doktorvater vergewaltigt. Acht Beispiele von 1249 Fällen, die im vergangenen Jahr Unterstützung in den drei Düsseldorfer Facheinrichtungen gegen Gewalt an Frauen suchten. Für sie, alle Frauen, die im Rahmen von Krieg Gewalt ausgesetzt sind und für die Frauen, die wie im Iran, für ihre Rechte und ein gewaltfreies Leben kämpfen, wurde am Freitagmittag (25.11.) eine Mahnwache gehalten. Denn der 25. November ist der weltweite Tag gegen Gewalt an Frauen.
Die Vereinten Nationen haben 1999 den Gedenktag für Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen. Seitdem gibt es am 25. November Aktionen und Aufrufe zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen. 143.604 Menschen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland Opfer von Gewalt. Die Opfer sind meist weiblich (in 2021 80,3 Prozent), die Täter meist Männer (in 2021 78,8 Prozent der Tatverdächtigen). In vielen Fällen lebte das Opfer mit dem Täter im gleichen Haushalt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 369 Personen Opfer von versuchtem und vollendeten Mord oder Totschlag. Diese Zahlen gehen zurück auf eine Auswertung des Bundeskriminalamtes in Berlin.
“Orange your City”
In Düsseldorf war am Freitag an vielen Stellen die Farbe Orange zu sehen, die für eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen steht. Orange ist auch die Farbe der stabilen Bank, die als Rückenlehne der Schriftzug „NO VIOLENCE“ (Keine Gewalt) ziert. Sie wurde vom Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung initiiert und von der Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) gefertigt. Auf der Mittelstraße am Carlsplatz weihten Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, und die Leiterin des Amtes für Gleichstellung und Antidiskriminierung, Elisabeth Wilfart, die Bank ein. Sie soll ein nachhaltiges Zeichen setzen, denn auf die orange Beleuchtung verschiedener öffentlicher Gebäude wird in diesem Jahr aus Energiespargründen verzichtet.
Elisabeth Wilfart, machte deutlich, dass geschlechtsspezifische Gewalt ein alltägliches Problem sei, dass auch über den Aktionstag hinaus Beachtung finden müsse. Diese Tatsache fand auch in der Konzeption der Anti-Gewalt-Aktion seine Berücksichtigung: “Um eine Wirkung über den Aktionstag zu gewährleisten und eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren, wird die orangene Bank ‘auf Tour gehen’ und an verschiedenen öffentlichen Orten platziert werden, unter anderem im Rathausfoyer und verschiedenen Stadtbüchereien.”
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Gewalt gegen Frauen und Mädchen stellt eine schwerwiegende Verletzung ihrer Menschenrechte dar, die sie unabhängig von ihrem Alter, ihrer sexuellen Orientierung und ihrer sozialen sowie kulturellen Herkunft erleben.” Er rief dazu auf genau hinzusehen, wenn Frauen Gewalt angetan werde, denn wegsehen hieße den Täter zu schützen.
Gleichstellungsministerin Josefine Paul betonte, dass es nicht auf einen Tag beschränkt sein dürfe, Gewalt gegen Frauen zu verurteilen und zu verfolgen. “Jede dritte Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt. Gewalt trifft Menschen jeden Alters und aller sozialen Schichten – und sie passiert überall. Deswegen ist es wichtig, dass wir mit der orangenen Bank heute ein besonders sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen. Der Schutz vor Gewalt ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, dies gilt auch für Menschen, die vor Krieg, Terror und Verfolgung zu uns fliehen – sei es aus der Ukraine oder anderen Teilen der Welt. Dabei stehen wir solidarisch an der Seite der mutigen Iranerinnen, die für ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpfen. Frauenrechte sind Menschenrechte. Sie sind unverhandelbar.”
Frauenberatungsstelle Düsseldorf
In Düsseldorf gibt es bei der AWO, der Frauenberatungsstelle und den Frauenhäusern Anlaufstellen für Frauen. Bei Etta Hallenga, Eva Inderfurth und dem Team der Frauenberatungsstelle Düsseldorf suchen jährlich knapp 3000 Frauen Rat oder Schutz. Der Kontakt entsteht telefonisch, als Gespräch oder durch die Vermittlung an die Interventionsstelle für häusliche Gewalt. Den Frauen wird absolute Vertraulichkeit zugesichert, sie können anonym bleiben, wenn sie dies wünschen. Telefonisch ist die Frauenberatungsstelle unter 0211 – 68 68 54 zu erreichen, allerdings nicht rund um die Uhr.
Das bundesweiten Hilfetelefon “08000116016” bietet ein kostenfreies Beratungsangebot rund um die Uhr in deutscher Sprache sowie in 17 Fremdsprachen. Die Gespräche sind vertraulich. Es besteht auch die Möglichkeit der Online-Beratung.