Düsseldorf: Karnevalisten starten mit Gottesdienst in die Session
Vor fast genau drei Jahren feierten die Düsseldorfer Karnevalisten ihren letzten Gottesdienst zum Sessionsauftakt – damals noch mit Engelbert Oxenfort. Dass es bis zum 20. November 2022 dauern würde, bis in der Kirche St. Peter erneut die Musik der Swinging Funfares und das begeisterte Klatschen der Karnevalisten zu hören sein würde, hätte damals niemand gedacht. Aber nun ist das neue Prinzenpaar gekürt, alle blicken zuversichtlich auf die neue Session und die Freude darüber war am Sonntag in der Kirche deutlich zu spüren.
Karl Hans Danzeglocke hatte die Gestaltung des Gottesdienstes übernommen und das war ihm diesmal ein besonderes Anliegen. Ist er doch Präsident der Tonnengarde Niederkassel, des Karnevalvereins, dem auch das amtierende Prinzenpaar Prinz Dirk II. und Venetia Uåsa angehören.
Bevor die Standartenträger der Gesellschaften mit den Kinderprinzenpaaren und den Geistlichen feierlich in die Kirche einzogen, stimmten die Swinging-Funfares die Besucher*innen mit dem Düsseldorfer Mottolied „Wir feiern das Leben“ ein. Mit „You raise me up“, „Fastelovenzick“, „Stammbaum“ und „Do bes ons Heemot“ gestalteten sie den musikalischen Rahmen, was die Besucher*innen mit viel Beifall würdigten. Die Lieder im Gottesdienst – „Lobet den Herren“ und „Großer Gott wir loben dich“ – wurden traditionell auf Düsseldorfer Platt mit Orgelbegleitung gesungen.
Die Ansprache des Gottesdienstes hielt Willibert Pauels, der ohne Probleme den Ambo zu seiner Bühne machte und mit seinen Anektdötchen als Büttenreder begeisterte. Aber er schaffte es auch, nachdenkliche Töne zu platzieren.
Er schlug den Bogen vom „Bodenpersonal“ im Erzbistum Köln zu der Botschaft, die wirklich wichtig sei: Die gesunde Religiösität, die nicht mit Angst vergifte, sondern frei mache und mit dem Humor zu vergleichen sei. Der Witz sei der Lackmustest, ob eine Weltanschauung gesund sei und man auch über sich selbst lachen könne. Anhand des Atheismus, bei dem die Abwesenheit oder Ablehnung des Glaubens an einen Gott oder Götter im Mittelpunkt steht, beschrieb Pauels, wie tröstend die Perspektive des Glaubens sein kann. Denn Atheisten sähen das Leben letztendlich als biochemischen Prozess von Materie, der nach dem Tod auf dem kosmischen Abfallhaufen verrottet. Das Gefühl der Liebe sei in dieser Anschauung nur ein Trick der Evolution zur Erhaltung der Art. Doch wer schon einmal seinem Kind in die Augen geschaut hat, der sehe darin deutlich mehr als einen „Zellhaufen“. Die Seele eines Menschen sei kostbarer als ein ganzes Universum und die können Putin, Kriegen und auch den Tod überleben. Der Glaube daran sei eine tröstende Perspektive. Er endete mit den Worten Michelangelos „Ich bin nicht tot, tausche nur die Räume, ich leb’ in euch und geh’ durch eure Träume“.
Seine Worte hallten bei einigen Karnevalisten auch noch nach, als das Prinzenpaar für die Altstadt Armenküche die Kollekte einsammelte und die Rhine Area Pipes and Drums mit ihren Dudelsäcken einmarschierten und „Highland Cathedral“ spielten.
Den Schlusssegen hielten Karl Hans Danzeglocke, Dr. Martin Fricke und Willibert Pauels gemeinsam, um abschließend nach dem dreifachen Helau auch noch ein dreifaches Alaaf auszurufen.