Düsseldorf: Demo zum Notstand in Kitas und OGS
Der Erzieher Normän Naboulsi und der Sozialarbeiter Simon Schwarz rufen am Sonntag (6.11.) zu einer Demonstration auf, um auf den Notstand in den Kitas und OGS aufmerksam zu machen. Start ist um 13 Uhr am Uhrenfeld im Volksgarten (Auf’m Hennekamp). Von dort zieht der Demonstrationszug bis zum Landtag. Eingeladen sind neben den Mitarbeitenden in Kitas und OGS auch die Familien mit ihren Kindern, die dort betreut werden.
Forderungen an Träger und Land
Die Organisatoren fordern klare Regelung zu den Personalschlüsseln in den Betreuungen des offenen Ganztags. Sie wünschen sich kleinere Gruppen oder mindestens zwei Erzieher*innen (bzw. ein*e Erzieher*in und eine Kinderpfleger*in) in der OGS sowie zusätzliche Zweitkräfte. Neben einer besseren Bezahlung bestehe Handlungsbedarf bei der Menge und Ausstattung der Räumlichkeiten. Zum Teil würden die Räume von Schule und OGS gemeinsam genutzt. Der bestehende Fachkräftemangel müsse durch die Steigerung der Attraktivität der Ausbildung bekämpft werden. Sie kritisieren, dass Kinder eine Platzgarantie in der OGS erhalten sollen, obwohl die Missstände bekannt sind.
Die aktuell Situation führe zur Überlastung der Fachkräfte und ggf. zur Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Durch die beengten Räumlichkeiten fehlte es den Kindern an Rückzugsmöglichkeiten. Durch die dünne Personaldecke führten Krankheitsfälle regelmäßig zur Schließung von Gruppen, was die Eltern belaste, die dann die Betreuung selber übernehmen müssten.
Demo am Sonntag (6.11.) um 13 Uhr ab Uhrenfeld
Stellungsnahmen von AWO, Diakonie und Stadt
Ddorf-aktuell hat bei verschiedenen Trägern von Kitas und OGS um Stellungnahme gebeten. Nur drei haben geantwortet. Während AWO und Diakonie das Problem kennen und versuchen intern Regelungen zu schaffen, verweist die Stadt lediglich auf die Menge ihrer Angebote.
Stellungnahme der AWO
Die Aufgabenfelder und Verantwortungsbereiche der Offenen Ganztagsschulen (OGS) sind besonders vielfältig: Sie sollen ein umfassendes Erziehungs- und Bildungsspektrum abdecken, ein zuverlässiges Betreuungs- und Förderangebot für Schüler*innen bieten und Eltern die Berufstätigkeit erleichtern. Kein Zweifel: Dies ist ein ebenso großes wie wichtiges Aufgabenfeld.
Bedauerlicherweise gibt es im OGS-Bereich keine gesetzlich verankerten Mindest-Standards im Hinblick auf personelle, räumliche und sachliche Rahmenbedingungen. Hier fordern wir seit Jahren gesetzliche Qualitätsstandards in Anlehnung an das KiBiz (Kinderbildungsgesetz) im Kita-Bereich. Eine weitere Forderung sind einheitliche Tarifverträge für alle Fachkräfte. Deshalb sind wir schon in 2018 dazu übergegangen, den Erzieher*innen im OGS-Bereich denselben Tarif wie den Erzieher*innen in den Kitas zu bezahlen.
An 18 Standorten und für über 2.600 Schüler*innen tragen wir als AWO Düsseldorf dazu bei, die Bildungsqualität und Chancengleichheit in unserer Landeshauptstadt zu verbessen. Zugleich ermöglichen wir mit unseren multiprofessionellen Fachkräften sowie verlässlichen Angebotszeiten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Landeshauptstadt.
Zugleich setzen wir uns für höhere Förderbeträge pro Kind und Jahr ein. Kommunen, die dies nicht leisten können, müssen vom Land und Bund unterstützt werden. Es darf an der Bildungs- und Betreuungsqualität nicht gespart werden!
Stellungnahme der Diakonie
Die Diakonie Düsseldorf unterstützt die Forderung nach einem verbindlichen Personalschlüssel in NRW und nach einem nrw-weiten Fachkräftegebot im Offenen Ganztag. Dieses Gebot gibt es in Düsseldorf bereits, zudem finanziert die Stadt Düsseldorf allen Trägern zusätzliche Bildungsangebote für Kinder im Offenen Ganztag – so dass die Gruppengrößen von 25 Kindern in Düsseldorf in der Regel nicht überschritten werden. Eine doppelte Nutzung von Räumen kommt auch im Offenen Ganztag der Diakonie vor. „Das bedarf dann guter Absprachen aller Akteur*innen“, erläutert Stefanie Klein, Abteilungsleiterin „Pädagogische Arbeit mit Schulen“, das Konzept. Nicht vergessen werden dürfe dabei auch, dass die zur Verfügung stehenden Räume in den Ganztagsschulen in NRW sich je nach Kommune und nach Sanierungsstand sehr deutlich unterschieden. „Hier wäre sicherlich ein gemeinsames Vorgehen sinnvoll.“ Wie in vielen anderen Branchen ist der „Fachkräftemangel“ natürlich auch bei der Diakonie Thema. „Allerdings stehen wir im Offenen Ganztag – auch wenn man sich vor Augen führt, dass wir nach Tarif bezahlen und viele zusätzliche Arbeitgeberleistungen anbieten – immer noch gut da“, so Klein.
Stellungnahme der Stadt Düsseldorf
Die Landeshauptstadt Düsseldorf bereitet sich auf den ab dem Schuljahr 2026/27 beginnenden Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Primarbereich vor. Um zielgerichtet handeln zu können, bedarf es schnellstmöglich landesweiter Regelungen, Qualitätsstandards und Finanzierungsgrundlagen durch das Land NRW. Die finanzielle Ausstattung der OGS erfolgt durch eine Landesförderung, städtische Haushaltsmittel und Elternbeiträge. In Düsseldorf wurden zum Schuljahr 2022/23 insgesamt 29 zusätzliche OGS-Gruppen mit 725 Plätzen eingerichtet, womit die gesamtstädtische Versorgungsquote erneut erhöht wurde. An allen 91 OGS-Standorten (87 Grundschulen und 4 Förderschulstandorte mit Primarstufe) stehen somit in insgesamt 685 OGS-Gruppen 17.125 Plätze zur Verfügung. Darüber hinaus werden Betreuungsalternativen in 14-Uhr-Gruppen oder in der Schulkind-Betreuung in Sportvereinen angeboten. Zusammen mit den anderen schulischen Betreuungsangeboten beträgt die Versorgungsquote im Schuljahr 2022/23 gesamtstädtisch 82 Prozent.