Düsseldorf: Hilfen für Familien am Limit
Die Diakonie ist eine der Institutionen, die sich der Hilfe für Menschen verschrieben hat. Und Diakonie-Mitarbeiter stellten zuletzt fest, dass immer mehr Familien Unterstützungsbedarf haben. Das betrifft die Finanzen, die Wohnsituation, Kita oder Schule, die aktuelle Lebenssituation, Trennung und Scheidung oder sogar das Thema Gewalt. Die Corona-Pandemie und ganz aktuell die extrem steigenden Energie- und Lebensmittelpreise haben die Lage für viele Familien noch einmal verschärft. Deshalb hatte die Diakonie am Dopnnerstagabend (20.10.) Expert*innen zu einer Podiumsdiskussion in die Versöhnungskirche eingeladen. Mit dabei waren Eileen Woestmann, familienpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag NRW, Nele Flüchter, NRW-Landesvorsitzende der Partei “Lobbyisten für Kinder”, Düsseldorfs Jugendamtsleiter Stephan Glaremin und Jens Duisberg, Leiter der Evangelischen Beratungsstellen der Diakonie Düsseldorf.
„Die Menschen die zu uns kommen, und das werden immer mehr, sagen nicht, die Welt ist schön, sondern sie haben mindestens ein brennendes Problem“, so Duisberg. „In vielen unserer Beratungsgespräche geht es um existenzielle Probleme von Menschen, die nicht mehr weiter wissen.“
In einigen Familien summieren sich die Probleme: finanzielle Schwierigkeiten und Ängste vor den steigenden Lebenshaltungskosten, Entwicklungsdefizite der Kindern durch die Kindergarten- und Schul-Lockdowns, Home-Office-Pflichten in oft angespannten Wohnverhältnissen, und aus allem resultierend psychologische Probleme. Dies alles kann zu einem gefährlichen Cocktail führen, der häufig in ein Gefühl der Ausweglosigkeit mündet.
Die Beratungsstellen versuchen bei den sozialen oder pädagogischen Problemen zu helfen. Aber es gibt zu wenige. „Wir haben zurzeit so viele Anfragen, die Wartelisten werden länger“, verrät Duisberg. Problematisch ist auch die Vielzahl spezialisierter Beratungen. „Wir müssen andere Strukturen schaffen“, beonte Jugendamtsleiter Glaremin. „Wir brauchen eine Anlaufstelle, in der geholfen wird, egal bei welchen Problemen.“ Als Vorbild könnten die Zentren Plus für Senioren gelten.
Sofortlösungen, um den vermehrten Beratungs- und auch Therapiebedarf effizient abzuarbeiten, gibt es nicht, denn in den sozialen und pädagogischen Berufen herrscht Fachkräftemangel. In der Diskussionsrunde wurden Vorschläge gemacht, wie einige Strukturprobleme in der pädagogischen Beratung und Begleitung zu lösen wären. Doch diese waren eher langfristig angelegt, wie beispielsweise die bessere Bezahlung von Auszubildenden zum/r Erzieher*in. Ad Hoc könnte die Zulassung von Seiteneinsteiger*innen in Kindertagesstätten und Schulen für eine Entspannung der Situation sorgen. „Es ist nicht nur schlecht, wenn man Leute, die Expertise aus anderen Bereichen mitbringen, zulässt“, meinte Flüchter. „Ich habe lieber einen fachfremden Lehrer da sitzen als gar keinen.“
Klar wurde, dass es umfassenden und vielschichtigen Beratungs-, Betreuungs-, Begleitungs- und Therapiebedarf für ein sich immer mehr differenzierendes Familienbild gibt. Alle Diskutierendnen waren sich einig, weiter konstant an der Befriedigung des Bedarfs zu arbeiten.