Düsseldorf: Kaufhauskonzern Galeria macht „existenzielle Notlage“ geltend – Zukunft ungewiss
Die Mitarbeitenden haben auf Boni und Gehaltsbestandteile in Millionenhöhe verzichtet, um ihren Arbeitgeber zu stützten. Der Staat hat knapp 700 Millionen Euro aus Steuergeldern in den Kaufhauskonzern des österreichischen Milliardärs René Benko gepumpt. Offenbar vergebens. Galeria, der Zusammenschluss aus Kaufhof und Karstadt und Deutschlands letzter Kaufhauskonzern mit dem Carschhaus und dem Warenhaus an der Kö in Düsseldorf, befindet sich erneut in wirtschaftlicher Schieflage.
Neue Staatshilfe erbeten
Und wieder soll der Staat mit einem dreistelligen Millionenbetrag helfen. Darüber wird zurzeit angeblich bereits hinter den Kulissen mit dem Bundeswirtschaftsministerium verhandelt. Die Krux: Alle Sicherheiten wurden offenbar schon für die letzten Krisendarlehen verpfändet.
Brandbrief an die Mitarbeitenden
In einem Brief an die Mitarbeiter*Innen, der angeblich der Deutschen Presse Agentur, dpa, vorliegt, spricht Galeria-Chef Miguel Müllenbach davon, dass sich Deutschlands letzter Kaufhauskonzern „erneut in bedrohlicher Lage“ befinde. Das muss Müllenbach sagen, denn bereits vor mehreren Tagen hat Galeria den mit der Gewerkschaft Ver.di ausgehandelten Tarifvertrag einseitig gekündigt. Das geht nur, wenn eine existenzbedrohende, wirtschaftliche Lage des Unternehmens vorliegt.
Erst Corona, nun Energiekrise und Inflation
Die sieht Müllenbach gegeben. Zunächst habe die Corona-Pandemie für finanzielle Einbußen gesorgt. Nun werde Galeria in den kommenden zwei Jahren mehr als 150 Millionen Euro zusätzlich für Energie ausgeben müssen als bislang geplant. Zudem gingen alle Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung davon aus, dass die Kunden aufgrund von steigenden Energiepreisen und Inflation ihren Konsum ein schränken werden. So stellt es der Konzernchef den Mitarbeitenden dar, deren Vergütungen nach der einseitigen Tarifkündigung eingefroren wurden.
Ver.di mahnt Lösungen an
In ersten Reaktionen zeigt sich die Gewerkschaft Ver.di erzürnt. Die Bundestarifkommission Galeria habe das Management und den Eigentümer der Warenhauskette aufgefordert, Lösungen für die aktuelle Situation aufzuzeigen. Probleme auf die Beschäftigten abzuwälzen, sei keine akzeptable Lösung.
Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor warnt vor erneuter Staatshilfe
Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk hat Prof. Martin Fassnacht von der Wirtschaftsuniversität WHU in Düsseldorf vor erneuten Staatshilfen für Galeria gewarnt. Das Format eines Warenhauses mit einem umfassenden Warenangebot unter einem Dach sei nicht zukunftsfähig. Und auch online seien Wettbewerber längst viel weiter, wird Fassnacht vom MDR zitiert.