Düsseldorf Derendorf: Und wieder eine neue Straße nach einer Frau benannt – Erna Scheffler
Da der Anteil an nach Frauen benannten Straßen in Düsseldorf sehr gering ist, haben diese jetzt bei Neubenennungen hohe Priorität. In Derendorf wurde am Donnerstag (29.9.) die Erna-Scheffler-Straße feierlich eingeweiht. Zwar hat die kleine Stichstraße an der Rather Straße aktuell nur zwei Hausnummern, aber der Festakt zur Namensgebung wurde mit Bürgermeister Josef Hinkel, Bürgermeisterin Annette Klinke, Vertreter*innen der Bezirksvertretung 1 und der Firma Deloitte feierlich begangen.
Die Firma Deloitte hat einen neuen Firmensitz für rund 2500 Mitarbeitenden auf dem Gelände errichtet, auf dem früher die KFZ-Zulassungsstelle der Stadt stand. Durch den Neubau ist eine neue Stichstraße entstanden und Deloitte trat mit dem Wunsch an die Bezirksvertretung heran, diese mit einem eigenen Namen zu versehen.
Die Mitglieder der Bezirksvertretung 1 waren offen für die Anfrage. Wie Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke am Donnerstag ausführte, gelten bei Neubenennungen einige Anforderungen. Es muss ein Bezug zu Düsseldorf bestehen, es sollte ein Frauenname sein und die Namensgeberin muss seit mindestens drei Jahren tot sein. Auf der Vorschlagsliste der Stadt gab es die Möglichkeit zwischen dem Namen einer Künstlerin oder einer Juristin zu wählen. Deloitte freute sich über Erna Scheffler als Namensgeberin, da sie als Juristin gut zur Firma passe.
Erna Scheffler wurde 1893 in Breslau geboren, ihr Vater war jüdische Fabrikant. Im Alter von sieben Jahren erlebte Scheffler nach dem Tod ihres Vaters, das Frauen weniger Rechte hatten als Männer. Denn nicht die Mutter durfte über die Geschicke der Familie weiter bestimmen, es wurde ein Vormund eingesetzt. Das war der Auslöser, warum sie beschloss Rechtswissenschaften zu studieren. Das Studium absolvierte sie erfolgreich, allerdings ohne Staatsexamen, denn dazu wurden Frauen damals nicht zugelassen. Dies änderte sich erst 1922 und dann holte sie die juristischen Staatsprüfungen nach. 1928 trat sie in den preußischen Justizdienst ein und wurde 1932 Amtsgerichtsrätin in Berlin-Mitte. Nach der Machtübernahme des Nazis 1933 wurde sie entlassen. Nach dem 2. Weltkrieg führte sie als Direktorin das Berliner Landgericht und wechselte 1949 nach Düsseldorf zum Verwaltungsgericht. Ihre Düsseldorfer Tätigkeit endete 1951, als sie zur ersten Richterin des Bundesverfassungsgerichts im Ersten Senat berufen wurde. Ihre Amtszeit endete 1963 im Alter von 70 Jahren. Sie starb am 22.5.1983.
Mit Erna Schefflers Namen sind insbesondere Entscheidungen zu familien- und gleichstellungspolitischen Themen verbunden, unter anderem zur familiengerechten Gleichstellung von Mann und Frau und zur Gleichberechtigung im Sozialversicherungsrecht.