Düsseldorf: Sprach-Kitas fürchten um die weitere Förderung
Der Bund fördert seit 2011 mit dem Programm “Schwerpunkt-Kitas Sprache Integration” und daran anschließend seit 2016 mit dem Programm “Sprach-Kitas” Kindertagesstätten, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf besucht werden. In Düsseldorf sind das 41 Kitas, davon acht in Trägerschaft von Flingern mobil. Durch alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien wurde dadurch die sprachliche Entwicklung gefördert. Jede Sprach-Kita erhielt eine zusätzliche Fachkraft, die mit den Kindern arbeitete, die Mitarbeitenden qualifizierte und den Kontakt zu den Eltern suchte. Dieses Programm soll zum Jahresende auslaufen, was die Träger vor große Probleme stellt. Denn der Bedarf ist nach wie vor hoch und durch die Vielzahl der Geflüchteten aus der Ukraine nochmals gestiegen.
Jarzombek kritisiert das Ende des Förderprogramms
Die katholischen Kita-Träger Flingern mobil, Caritasverband Düsseldorf und Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) setzen sich gemeinsam für eine Fortführung des Bundesprogramms ein und erhalten dabei Unterstützung durch den Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek (CDU) . Am Freitag (16.9.) besuchte er die Kath. Kindertagesstätte St. Elisabeth und sprach mit den Akteuren über das Problem. „Die gezielte Sprachförderung in Sprach-Kitas ist vor allem für sozial schwächere Familien wichtig. Die Beendigung des Bundesprogramms ist somit das völlig falsche Signal gerade in dieser Zeit. Den Kampf für die Fortführung des Programms müssen und wollen wir führen, und zwar jetzt“, so Jarzombek.
Die Einstellung des Programms wurde im Sommer verkündet und ist umso unverständlicher, da es im vergangenen Jahr sogar noch mit dem neuen Fokus auf den Einsatz digitaler Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen erweitert worden war. Obwohl der Bund deutlich macht, dass Sprache der Schlüssel ist und einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben hat, soll das Programm zum 31. Dezember 2022 auslaufen.
Argumentiert wird mit der Befristung aller Förderprogramme des Bundes und der Zuständigkeit im Bereich der Kindertagesbetreuung und frühkindlichen Bildung bei den Ländern. Die Länder hätten nun die Aufgabe, die Strukturen, des Modellprogramm weiter zu nutzen und zu finanzieren. Eigene Landesprogramme müssten aufgelegt werden, heißt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.
NRW verweist auf leere Kassen
Thomas Jarzombek schilderte in dem Austausch am Freitag, dass er das Gespräch mit seinem Parteikollegen NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk gesucht habe. Dieser hätte aber nur auf die leeren Kassen verwiesen und mit der Gegenfrage reagiert, was man denn stattdessen streichen solle. Die Bedeutung der sprachlichen Bildung in den Kitas dürfte spätestens dann deutlich werden, wenn man die Schilderungen der Grundschulen hört, in denen immer öfter Kinder mit erheblichen Sprachdefiziten eingeschult werden und dann aufwendig gefördert werden müssen. Der Bedarf ist riesig.
Keine Prespektive für 41 Sprach-Kitas in Düsseldorf
Das Bundesfamilienministerium verweist darauf, dass die Länder die Möglichkeit haben, Mittel aus dem Gute-Kita-Gesetz für die Fortführung des Sprach-Kita-Programmes zu nutzen. Dafür werden 2023 und 2024 zwei Milliarden Euro vom Bund bereitgestellt. Mit dem Gute-Kita-Gesetz soll die sprachliche Bildung zum vorrangigen Handlungsfeld im gemacht werden. Stellt sich die Frage, warum man das Sprach-Kita-Programm auslaufen lässt, bevor das neue Gesetzt greift. Die Kitas stehen jetzt vor dem Problem, dass die qualifizierten Fachkräfte nicht wissen, ob sie weiterbeschäftigt werden und sich entsprechend nach Alternativen umschauen. Ein herber Rückschlag auch für die 41 Düsseldorfer Kitas, des Sprach-Kita-Programms.
„Solange die Umsetzung des geplanten Kita-Qualitätsgesetzes weder grundsätzlich noch im Detail feststeht, darf der Bund die Förderung der Sprach-Kitas nicht einstellen. Das Bundesprogramm ist zumindest solange weiterzuführen, bis zwischen Bund und Ländern geklärt ist, wie eine kontinuierliche Anschlussfinanzierung gesichert wird“, fordert Klaus Kehrbusch, Vorstandsvorsitzender von Flingern mobil.
Christina Ruske, stellvertretende Fachbereichsleiterin bei Flingern mobil, stellt fest: „die Kitas stehen aktuell mehr denn je vor der Aufgabe, einerseits viele Kinder mit Migrationshintergrund zu integrieren und andererseits die Chancengleichheit aller Kinder herzustellen“.