Düsseldorf Angermund: Online-Petition für freies Schwimmen und Sonnenbaden am Baggersee
Schluss mit Lustig am Angermunder Badesee? Mehr als 2800 Menschen wollen diese Spaßbremse nicht. Sie haben eine Online-Petition für freies Schwimmen und Sonnenbaden unterzeichnet. Noch vier Wochen ist die Petition im Netz geschaltet, dann wird sie an Oberbürgermeister Stephan Keller geschickt. Der hat seine Gartenamtsleiterin Doris Törkel angewiesen, für das Angermunder Gewässer ein Nutzungskonzept vorzuschlagen. Törkel will das wilde Durcheinander in Angermund tüchtig beischneiden und stutzen. Geht gerade eine der letzten Möglichkeiten verloren, in Düsseldorf ohne ein Eintrittsgeld den Sommer genießen zu können?
Menschenfreie Ufer
Das ist der Törkel-Plan: Das Süd- und das Ostufer soll von erholungssuchenden, sich vergnügenden Menschen befreit und in Naturschutzzonen verwandelt werden. Dort soll ein absolutes Zutrittsverbot gelten. Gerade dort gibt es viele Lieblingsplätze der LGBTQ-Community und von Familien, die ungestört und unbeaufsichtigt den Sommer am See genießen wollen. Das Westufer soll exklusiv einem Surfverein gehören. Am Nordufer sollen Mitglieder eines Angelvereins ihre Ruten auslegen. Und wenn man seine Augen sehr zusammenkneift, ist auf dem Verwaltungsvorschlag im Norden ein winziges Stück Strand zu entdecken, über den das Wasser erreichbar bleiben könnte. Zu welchen Bedingungen? Völlig unklar. Das Ganze ist der nächste Versuch, dem bunten Gewimmel rund um den Baggersee ein straffes Ordnungskorsett zu verpassen.
Miteinander von Mensch und Natur
Gegen das Aus für die Öffentliche Nutzung wehrt sich die Bürgerinitiative Angermunder See. Hier gebe es Erholung vom stressigen Alltagsleben, Gesundheit für Körper und Geist. Mittlerweile seien an den Angermunder Ufern Gemeinschaften gewachsen, würden Kontakte aufgebaut und gepflegt, gingen unterschiedlichen Kulturen aufeinander zu. Die Bürgerinitiative sieht ein harmonisches Miteinander von Menschen und Natur.
Anwohner in Angermund genervt
Dabei weiß die Lobby für mehr Freiheit am See natürlich, dass Angermunder Anwohner bei der Schilderung empört nach Luft schnappen. Seit vielen Jahren laufen ihre Beschwerden gegen zugeparkte Anwohnerstraßen in Seenähe, Verschmutzung, wildes Grillen. Je nach Empörungsgrad ist vom Pinkeln in die Vorgärten und sexuellen Handlungen in aller Öffentlichkeit die Rede. Abseits gerichtsfester Beweise ist klar: Die Stimmung der Anwohner ist aufgeheizt. Geändert hat sich nichts, in all den Jahren, klagen sie.
Plan für ein besseres Miteinander
Zusammen mit der Petition hat die Bürgerinitiative einen eigenen Plan entwickelt. Das Problem der Zufahrt und des Parkens soll von den Behörden durch verkehrslenkende Maßnahmen angegangen werden. Parkverstöße seien konsequent zu ahnden – mit Abschleppunternehmen könne kooperiert werden. An den Zugängen zum See fordert die Bürgerinitiative „sensibilisierenden Hinweistafeln“, die zur Rücksichtnahme auffordern. Vor allem das Stammpublikum sei bereit, mäßigend auf rücksichtslose Partygäste einzuwirken. Für die Hinterlassenschaften der Gäste sollen mehr Mülltonnen aufgestellt werden.
Wilde Diskussion
In der Bezirksvertretung 5 wurde auch in diesem Jahr das Treiben am See diskutiert. Teile der Grünen geben sich plötzlich spießig und die CDU sind für Ordnung am See. SPD und FDP gehören zum Team „Freies Baden“. Zurzeit wird beobachtet und im Herbst entschieden. Eine Badeverbot des Düsseldorfer Rates von 2003, Paragraph 19 des NRW-Wassergesetzes und ein Vogelschlaggutachten des Flughafens werden in der Diskussion ins Feld geführt. Emotional geschriebene Mails fernab jeder Diskussionskultur fliegen durch das Netz. Im Vergleich zur Selbstdemontage mancher Verwaltungsbeamter und Vertreter aus der Bezirksvertretung 5 wirkt die Bürgerinitiative beinahe rational.