Benefizregatta „Düsseldorf am Ruder“: Im Kampf gegen Krebs sitzen in Düsseldorf alle in einem Boot
Die Diagnose: Ruderfieber – mitten in der größten Sommerhitze. Im Hafen Düsseldorf legten sich am Samstag (13.8.) Teams aus Firmen, Institutionen und Behörden am Samstag in die Riemen. Zur sechsten Ausgabe von „Düsseldorf am Ruder – für Menschen mit Krebs“ nahmen insgesamt 400 Menschen in 100 Teams Platz in extrem schmalen und daher kippeligen Vierern mit Steuermann. Von 8 bis 18 Uhr ließen sie sich durch nichts und niemanden aus der nassen Wettkampfbahn tragen.
Zwei Jahre Corona-Zwangspause? Überstanden. Extreme Hitze? Einfach mehr trinken und den Schatten aufsuchen. Das beinahe leere Hafenbecken mit gerade mal 70 Zentimetern Wassertiefe? Machte allenfalls die DLRG als Wasserretter arbeitslos. Denn in einem Notfall, der den ganzen Tag über nicht eintrat, hätten gekenterte Sportler einfach aus eigener Kraft ans Ufer waten können.
Nichts von alledem tat der guten Stimmung Abbruch am Hafenufer, das nach dem in Auschwitz ermordeten expressionistischen Maler Julo Levin ist. Kurt Nellesen von „Düsseldorf am Ruder“ hat eine Idee, warum das so ist: „Die Leichtigkeit, mit der der Tag gefeiert wird, und die gleichzeitige Ernsthaftigkeit, mit der dabei über die Krankheit Krebs gesprochen wird, sind so typisch für die Mentalität der Bürgerinnen und Bürger in unserer schönen Stadt Düsseldorf.“
Natürlich ist Oberbürgermeister Stephan Keller (Sonnen-)Schirmherr dieser ziemlich einmaligen Mischung aus Rudersport, Teamspaß mit abenteuerlichen Mannschaftsnamen und Kostümen zwischen Nixe, Marvel-Held und Kreuzfahrtkapitän. Letztere, die Verkleidung, waren wetterbedingt eher den pragmatischen Outfits gewichen. Die Kreativität steckte in der Kopfbedeckung. Darunter signalisierten T-Shirts und Radler-Shorts einen gewissen Pragmatismus bei der Wahl der Bekleidung.
Tino Hermanns als Moderator kommentierte, was sich vor ihm auf der 250 Meter langen Regattabahn so abspielte. Manchmal kam ein Boot auf der Viertel-Kilometer Sprintdistanz mit drei Längen Vorsprung ins Ziel. Manchmal fielen zwei von vier Rudernden aus – sie haben schließlich erst vor kurzen beim sportlichen Partner des Ruder-Benefiz mit dem Training auf dem Wasser begonnen.
Der Ruderclub Germania Düsseldorf von 1904 (RCGD) mit seinen 450 Mitgliedern ist stets bemüht, Laien innerhalb kurzer Zeit zu Ruderprofis zu machen. Der Verein aus Düsseldorf Hamm gehört zu den erfolgreichen Ruderclubs in Deutschland. Germania ist Trägerverein des Talentförderprojektes sowie des Landesleistungsstützpunktes Rudern. Zudem wurde der Ruderclub 2009 zu den Trägervereinen des Bundesstützpunkt-Nachwuchs des Deutschen Ruderverbandes erhoben. Die Boote des Vereins waren am Samstag im Dauereinsatz.
An Land sorgten zahlreiche Informationsstände dafür, dass der ernste Hintergrund für den ganzen Spaß nicht in Vergessenheit gerät. Knapp 4000 Menschen erkranken Jahr für Jahr in Düsseldorf an Krebs. Rund 100.000 sind es in ganz Nordrhein-Westfalen. So waren Siegerzeiten und Platzierungen nur eine Seite bei „Düsseldorf am Rufer – für Menschen mit Krebs.“ Die Einnahmen des gesamten Tages – Startgelder, Sponsorengelder, Standmieten – fließen an die Krebsgesellschaft NRW.
Zur Mittagspause dann legten die vielen Hundert Schaulustigen, Fans und Athleten im Hafen Düsseldorf ihre Köpfe in die Nacken. Denn zu Ehren des Events und aller Menschen, die zu seinem Gelingen beitragen, sprangen drei Mitglieder des Fallschirmteams Sportland Nordrhein-Westfalen in gut 2000 Metern Höhe aus dem Flugzeug und glitten und kreiselten punktgenau zur vorbestimmten Landung im Hafenbecken von Düsseldorf. Für diesen Stunt bekamen die drei einen Sonderapplaus von allen Anwesenden.
Lauter Kapitäne gingen bei diesem Team in Düsseldorf an den Start, Unbeantwortet blieb die Frage: Wer arbeitet denn, wenn alle kommandieren?
Diese Damen traten beim Rudern in Düsseldorf unter dem Kampfnahmen “Poseidons Protokoll” an.
Die Damen der Unikliniken hatten sich ein spezielles Motto ausgesucht, das einen versteckten Hinweis auf ihren Arbeitsplatz dort gab.