Düsseldorf: Bündnis für bezahlbaren Wohnraum verleiht „goldenen Miethai“

Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum engagiert sich seit über drei Jahren für Mieter*innen, deren Wohnungen von Investoren gekauft, modernisiert und in vielen Fällen in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden. Der Wohnungsmarkt in Düsseldorf ist geprägt von hoher Nachfrage, was für Investoren sehr attraktiv ist. Sie kaufen gerne Mehrfamilienhäuser mit Sanierungsstau, in denen die Bewohner meist noch bezahlbaren Wohnraum haben. Das Ziel der neuen Eigentümer ist aber nicht, den Bestand zu erhalten, sondern aufzuwerten und mit Profit weiterzuverkaufen. Die oft langjährigen Mieter*innen werden aus ihrer gewohnten Umgebung verdrängt, da sie oft monatelang in Baustellen-Zustand verbringen müssen – und selbst wenn sie ausharren, sich die späteren Mieten meist nicht leisten können.
Verdrängung mit System?
Durch Vernetzung der Mieter*innen hat das Bündnis einige Unternehmen identifiziert, die immer nach dem gleichen Muster vorgehen. Leidtragende sind die Bewohner*innen, oft ältere Menschen, die seit vielen Jahren in ihren Wohnungen leben. Mit Mieterhöhungen, Kündigungen oder Abfindungen sollen sie zum Auszug gedrängt werden. Ist dies nicht erfolgreich, machen die neuen Eigentümer das Wohnen unangenehm, in dem die Baumaßnahmen ohne Rücksicht darauf durchgeführt werden, dass noch Mieter*innen im Haus leben.
Erste Preisverleihung
Am Dienstag (2.8.) stellte das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum ihren neuen Negativpreis vor, „den goldene Miethai“. Der erste Preisträger ist die Firma Mamisch und Paschertz, die ihren Showroom an der Bilker Allee haben. Nach der Recherche des Bündnisses gehören der Firma in Düsseldorf über 50 Immobilien. Erstmals fiel dem Team das Vorgehen auf der Pfalzstraße auf. Eine Mieterin schilderte bei der Preisverleihung, wie sie seit mehren Jahren unter Problemen mit Bauarbeitern, Arbeits- und Umgangsmethoden, Baumängeln, Heizungsausfällen und Wasserschäden leidet. Dabei sei ihr eine Mietminderung nicht zugestanden worden. Die verbliebenen Mieter*innen versuchen, sich nun gemeinsam gegen die Entmietung des Hauses zu wehren. Mittlerweile haben sie Kontakt zu über 25 Mietparteien, die ebenfalls in Häusern leben, deren Eigentümer Mamisch und Paschertz sind. Das Vorgehen in diesen Häusern ähnele sich sehr und die Bewohner*innen litten ebenfalls unter den Baumaßnahmen. In vielen Häusern stehen Wohnungen seit langem leer, nachdem die ursprünglichen Mieter*innen ausgezogen sind.
Weil das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum darauf aufmerksam machen möchte, wie aus seiner Sicht systematisch Menschen um ihren Wohnraum gebracht werden, wurde der Preis „goldener Miethai“ initiiert. Pater Wolfgang Sieffert hielt am Dienstag die Laudatio zur Preisverleihung und machte auf das Problem der Entmietung aufmerksam. Mamisch und Paschertz bezeichnete Pater Wolfgang dabei als besonders mieterfeindlich.
Stellungnahme Mamisch und Paschertz
Auf die Preisverleihung angesprochen, reagiert das Unternehmen am Nachmittag mit einer Stellungnahme ihres Anwalts: „Die Preisverleihung war eine Show-Veranstaltung an der Grenze zur öffentlichen Zur-Schau-Stellung. Dennoch nehmen wir sie als Rheinländer mit Schmunzeln zur Kenntnis. Sie ist sicher nicht das Forum für eine ehrliche Auseinandersetzung in der Sache. Diese Foren gibt es ja und dort werden wir uns zur Sache in Ruhe äußern.“ Im Gespräch machte der Anwalt deutlich, dass das Mietrecht den Mietern umfassende Möglichkeiten gebe, sich gegen begründete Missstände zu wehren. Mit denen im Zitat angeführten „Foren“, in denen man sich zur Sache äußern werde, scheinen die Gerichte gemeint zu sein. Ein Fehlverhalten gegenüber den Mieter*innen wurde nicht gesehen.
Forderungen an die Politik
Damit Mieter vor Investoren geschützt werden, die nur den Profit im Sinn haben, müsse die Politik Zeichen setzen, betont das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum. „Mietwohnungen können immer noch sehr einfach in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Ein seit Jahren extrem lukratives Geschäft, das auf Verdrängung setzt. Die Politik schaut lediglich zu, obwohl es Möglichkeiten wie das Vorkaufsrecht oder die Umwandlungsverordnung gäbe, um Mieter*innen besser zu schützen. Vermieter, die diese Verdrängungsmethode knallhart ausnutzen, haben unseren Negativpreis, den goldenen Miethai verdient,“ sagt Johannes Dörrenbächer, Bündnissprecher.