Düsseldorf: Die Ärmsten der Armen leiden besonders unter den steigenden Preisen
Mit einer Protestaktion vor dem Düsseldorf Rathaus hat das Straßenmagazin fiftyfifty am Donnerstag (28.7.) auf die sich zuspitzende Lage durch die Preissteigerungen hingewiesen. Besonders betroffen sind die Ärmsten der Armen, denn für sie geht es darum, am Ende des Monats überhaupt noch etwas zu Essen zu haben.
Alles wird teurer, das merkt jeder beim Einkauf, an der Tankstelle oder bei den Energiekosten. Doch während besserverdienende Menschen deshalb auf einen Restaurantbesuch verzichten oder vielleicht einen Kurzurlaub streichen, geht es bei vielen um die Existenz. Die Sätze der Grundsicherung oder dem Arbeitslosengeld lagen bereits vor der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine auf einem sehr niedrigen Niveau. Wer damit gerade so auskam muss jetzt feststellen, dass die Inflationsrate, die das statistische Bundesamt mit 12 Prozent mehr als im Juni des Vorjahres angibt, gravierende Auswirkungen hat. Rechnet man das auf den Monat um, fehlt statistisch gesehen Geld für volle drei Tage. 155 Euro stehen einem Hatz IV-Empfänger im Monat für Lebensmittel zur Verfügung, das sind 5 Euro am Tag. Viele schaffen das nur mit Unterstützung der Tafeln, aber auch dort wird die Zahl der Bedürftigen immer größer.
Hubert Ostendorf von fiftyfifty sieht darin erst den Anfang einer gefährlichen Entwicklung. Denn die Steigerung der Energiekosten kommt noch auf alle zu und wird sich erst im nächsten Jahr vollständig auswirken. Die 60 Menschen, denen über Housing First eine eigene Wohnung vermittelt wurde, stehen vor gewaltig steigenden Energiekosten und eine staatliche Unterstützung ist noch nicht zugesagt. Es zeichnet sich ab, dass die Preissteigerung anhält. Ostendorf kritisiert, wie ein 100-Milliarden-Paket für die Bundeswehr geschnürt wird, aber die Bedürftigen im Regen stehen gelassen werden.
Zahlreiche Verkäufer*innen des Straßenmagazins fiftyfifty sind zur Aktion auf den Markplatz gekommen. Unter ihnen auch Heiko, der über Housing First eine Wohnung bekommen hat. Weil das Geld nicht reicht, ist er froh in der Armenküche eine warme Mahlzeit zu bekommen. Vanessa schildert, wie sie sich über das 9-Euro-Ticket gefreut hat, weil sie damit die Möglichkeit hatte mal in eine andere Stadt zu fahren. Aber gleichzeitig bemerkte sich auch, dass der Zeitungsverkauf immer schwieriger wird, weil die Menschen sparen müssen. Hörman berichtet von seinem Einkauf im Discounter und schaut dort nach Lebensmitteln, die wegen des Ablaufdatums reduziert sind. Aber oft werden diese dann doch nicht verkauft und weggeschmissen – da wäre es doch besser sie gleich an Bedürftige zu geben.
Auf den Punkt bring es Pater Wolfgang Sieffert von der Altstadt Armenküche. Bis zu 300 Mahlzeiten werden dort täglich an Bedürftige ausgegeben und die nachfrage steigt zum Ende des Monats stark an. Viele haben selbst die 50 Cent nicht, die als Spende für das Essen erbeten wird. Er fordert die Beträge der Grundsicherung und des Arbeitslosengeld monatlich um 200 Euro aufzustocken. Die Ursachen für die steigenden Preise sieht Sieffert nicht nur im Krieg in der Ukraine. Mit den Lebensmitteln werde spekuliert und viele würden sich an der Not der Menschen bereichern. Auch die Corona-Pandemie habe einige Superreiche noch reicher gemacht.
„Der Druck auf die Lebensmitteltafeln nimmt immer mehr zu. Die Corona-Krise hat schon in den vergangenen zwei Jahren zu extremen Einnahmeeinbußen bei Pfandflaschensammlern und Zeitungsverkäufern geführt. Nun kommen also auch noch steigende Preise hinzu. Wieder einmal trifft es die Ärmsten der Armen besonders hart“, erklärt Oliver Ongaro, Streetworker beim Straßenmagazin fiftyfifty.
Das Team von Fitftyfifty kündigt an, die Auswirkungen auf die Bedürftigen in den nächsten Wochen mit verschiedenen Aktionen zu beleuchten.