Düsseldorf: Gedenken an den Wehrhahn-Anschlag vor 22 Jahren
Die Lavendelblüte steht als Zeichen für Erinnerung. Am Mittwoch (27.7.) waren die Blüten und die Farbe als vielfaches Symbol des Gedenkens an den Anschlag, der vor 22 Jahren am Bahnhof Düsseldorf Wehrhahn verübt wurde, zu sehen.
Vor zwei Jahren wurde eine Erinnerungstafel am Geländer über den Bahngleisen angebracht. Dort trafen sich am Mittwochnachmittag rund 100 Menschen zur Gedenkveranstaltung. Am 27. Juli 2000 explodierte am Eingang zur S-Bahn-Station Wehrhahn an der Ackerstraße eine Bombe. Ein heimtückischer, rassistischer und antisemitisch motivierter Anschlag auf zwölf Menschen. Sie kamen aus Russland, der Ukraine, Aserbaidschan und Kasachstan nach Düsseldorf und besuchten einen Sprachkurs. Zehn von ihnen wurden bei dem Anschlag verletzt, einige lebensgefährlich, eine Frau verlor ihr ungeborenes Kind. Viele von ihnen wurden traumatisiert und leiden bis heute unter den Folgen des Anschlags. Aufgeklärt wurde der Anschlag nie, obwohl es Hinweise auf einen Täter aus der extremen rechten Szene gab. Der Tatverdächtige wurde freigesprochen. Die Betroffenen wurden nie offiziell als Opfer rechter Gewalt anerkannt oder entschädigt.
Die Schüler*innen der Werner-von-Siemens-Realschule betrachten regelmäßig die Umstände und Hintergründe des Anschlags und halten die Erinnerung wach. Die Studierenden des Fachbereichs Sozial- & Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf und der Erinnerungsort Alter Schlachthof haben gemeinsam mit dem zakk die diesjährige Gedenkfeier konzipiert. Neben den Lavendelpflanzen, die für Erinnerung stehen, wurde auch die Werbetafel gleich neben dem S-Bahn-Zugang in weißer Schrift auf violettem Grund mit dem Worten „Wir vergessen nicht“ beschrieben. Das Banner wird noch für zwei Wochen dort hängen.
Bezirksbürgermeisterin der BV 1, Annette Klinke, thematisierte, dass es zwanzig Jahre gedauert hat, bis die Gedenktafel installiert wurde. „Spät, aber nicht zu spät“, betonte sie. Der Anschlag sei Teil des Stadtgedächtnisses und alle müssten sich täglich dem Rassismus und Antisemitismus entgegenstellen. Nach dem „Nie wieder“ in Bezug auf die NS-Zeit, muss es nun heißen „Wir vergessen nicht“.
Die Künstlerin Aylin Celik ist Mitveranstalterin des Edelweißpiratenfestivals im zakk Düsseldorf und beeindruckte bei der Gedenkveranstaltung mit ihrem Gedicht „Sehnsucht“. Darin beschreibt sie, wie sie zwischen Herkunft und Sein steht, wenn sie in der Türkei ihre Wurzeln spürt oder in Oberbilk einkauft. Sie wünscht sich, dass alle Menschen verstehen, dass eigentlich nur jeder ein zu Hause finden möchte. Eine Welt mit Toleranz und ohne Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus.