Düsseldorf Düsseltal: Streik der Beschäftigten auf der Cocoon-Baustelle
An der Graf-Recke-Straße 82 in Düsseldorf Düsseltal wird derzeit das ehemalige Bürogebäude entkernt, um dort 75 exklusive Wohnungen entstehen zu lassen. Doch jetzt gibt es Ärger auf der Baustelle, denn die rumänischen Bauarbeiter klagen, dass sie seit drei Monaten keinen Lohn gesehen haben. Lautstark machten sie am Mittwochmorgen (27.7.) vom Dach des Hauses auf sich aufmerksam. Ihr Chef, Subunternehmer von SAR-Industrieservice, gibt an, von seinem Auftraggeber für die Düsseldorfer Baustelle und fünf weitere Projekte auf Außenstände von rund einer Millionen Euro zu warten. Deshalb könne er seine 70 Mitarbeiter nicht bezahlen.
Es ist makaber, wenn man bedenkt, dass die Rumänen zum Mindestlohn das Haus entkernen, in dem später die kleinste Wohnung von 51 Quadratmetern 425.000 Euro kosten soll. Die größeren Wohnungen von bis zu 178 Quadratmeter liegen teilweise über zwei Millionen Euro. Auf der Homepage von Cocoon wird das Projekt so beschrieben: „Wie eine Raupe zum Schmetterling wird, verwandelt sich das 4-geschossige Bürogebäude an der Graf-Recke-Straße in ein Wohnobjekt.“ Am Bauzaun wirbt die Firma P&Z mit der Aussage „Achtung, hier entstehen neue Perspektiven“.
Der Eigentümer des Gebäudes, die Vetriebsfirma und auch SAR-Industrieservice – die angeben selber auch nur Subunternehmer zu sein – äußerten am Mittwoch ihr Bedauern über die Lage der Arbeiter, seien aber leider machtlos, daran etwas zu ändern.
Thorsten Goerke, Sekretär der Industriegewerkschaft Bauen – Agrar – Umwelt, kennt Fälle wie diesen in Düsseltal bereits seit mehreren Jahren. Er machte sich vor Ort ein Bild an der Graf-Recke-Straße und erfährt von den Mitarbeitern, dass es in Marl, Köln, Essen, Dortmund und Hamburg weitere Baustellen gibt, auf denen die Beschäftigten ebenfalls auf ihr Geld warten. Ihr Chef, Murdeala Gheorghita, Inhaber der Firma GM Industrie Service SRL, hat ein großes Problem. Denn er hat rund 70 Männer für die Arbeiten auf den Baustellen angestellt, muss für sie den Lohn, Steuern und Abgaben zahlen und erhält selber kein Geld von seinen Auftraggebern. Sein Auftraggeber ist den Beschäftigten gegenüber nicht verpflichtet. Gheorghita könnte nur vor Gericht die vertraglich vereinbarten Beträge einklagen – was Monate oder Jahre dauern würde, da sich mit anwaltlicher Unterstützung solche Verfahren sehr in die Länge ziehen lassen.
Die Probleme der Subunternehmer besonders im Baunebengewerbe sind der Gewerkschaft schon lange ein Dorn im Auge. Es sei Sache der Politik, dort Regelungen zu treffen, betont Goerke. Täglich würden Beschäftigte auf Baustellen ausgebeutet und wirklich interessieren täte sich niemand dafür.
Die Arbeiter auf der Cocoon-Baustelle hatten ein Ultimatum gestellt: Bis 13 Uhr sollten wenigsten Teilbeträge gezahlt werden. Ein wenig Geld ist geflossen, erfuhr Ddorf-aktuell am Nachmittag. Das erhalten die Arbeiter nun, werden aber voraussichtlich am Ende der Woche die Baustelle verlassen und nach Hause reisen. GM Industrie Service wird jetzt neu kalkulieren und überlegen wie und ob die Arbeiten weitergeführt werden können.