Düsseldorf: 255 Kinder ziehen in die Stadt der Kinder – das Düsseldörfchen
Das Düsseldörfchen hat im Südpark seine Zelte aufgeschlagen und wird noch bis zum 15. Juli von 255 Kindern bevölkert. Die Einbürgerung ging rasch, die Kinder erhielten ihren Düsseldorfchen-Ausweis und schnell konnten sie auch ihr eigenes Düsseldorfchen-Geld in einer der 14 Werkstätten oder Dienstleistungsbetriebe verdienen. Vorbildlich – dachte sich vielleicht auch Oberbürgermeister Stephan Keller, der am Dienstag (5.7.) dem Dörfchen in Düsseldorf einen Besuch abstattete. Im Rathaus des Düsseldorfchens könnte er sich erkundigt haben, wie man schnelle Baugenehmigungen erteilt – per Los wurde unter den Antragsteller*innen der Zuschlag vergeben.
Seit 1990 gibt es das Düsseldörfchen Jahr für Jahr und längst schicken Eltern ihren Nachwuchs dorthin, die selber als Kind die teilgenommen haben. In drei Wochen entsteht eine eigene Stadt, von den Kindern erdacht. Sie planen, gestalten und bauen nach ihren Vorstellungen. Dazu gehören Rituale, wie die wöchentliche Wahl eines neuen Bürgermeister-Teams. Wer seine Wahlversprechen nicht hält, wird abgewählt.
Die Vertreter der verschiedenen Bereiche und Werkstätten treffen sich jeden Morgen zu einer Abstimmungsrunde. Jeweils abends gibt es eine Stadtversammlung, bei der sich jeder Bereich präsentieren oder wichtige Themen ansprechen kann. Regelmäßig ist Markttag, an dem selbst produzierte Waren verkauft werden können und natürlich gibt es auch Stadtfeste mit Spielen, Aufführungen und Besuchern. In der vergangenen Woche gehörte das Kistenklettern zum Höhepunkt und auch beim Fußballturnier hatten Spieler*innen und Zuschauer*innen Spaß.
Am Dienstag waren alle Kinder sehr aufgeregt, denn der Oberbürgermeister hatte seinen Besuch angekündigt. Viele Bereiche strengten sich besonders an. Da wurde der selbstgebaute Lehm-Backofen angeheizt und Rosinenschneckchen gebacken, das Café hatte Brownies im Angebot, in der Krankenstation zeigten die Kinder was sie im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatten, die Autowerkstatt präsentierte den Fuhrpark und das Bühnen-Team hatte einen Tanz einstudiert. Beim Rundgang durch das Düsseldörfchen wurde Keller von seinen Amtskollegen Robert und Henry begleitet und ein Kind war extra aus Security eingesetzt, damit das Stadtoberhaupt nicht zu sehr belagert wurde. Interessiert ließ sich Keller die Arbeit in den Werkstätten erklären und staunte über die Kreativität der Kinder. Zahlreiche Foto- und Filmkameras hielten jeden Schritt des Besuchers fest, denn später sollte ein Film und die eigene Tageszeitung Düsselblatt darüber berichten. Recherchen ergaben, dass Keller der erste Bürgermeister seit seinem Amtsvorgänger Joachim Erwin ist, der das Düsseldörfchen besuchte.
Es soll nicht sein letzte Besuch gewesen sein, versprach Keller nach der lebhaften Talk-Runde, bei der er mit zahlreichen Fragen gelöchert wurde. In der Schnell-Antwort-Runde ging es um seine Vorlieben zu Pizza oder Burger, Restaurant oder Selbstkochen, Hund oder Katze und Nutella-Brötchen mit oder ohne Butter. Besonders viel Mühe hatten sich die Kinder beim Gastgeschenk gegeben. Keller wurde ein Holzschwert überreicht, das besonders sorgfältig geschreinert worden war. Darüber hatte es in der Stadtversammlung Diskussionen gegeben, aber nach der Einstufung als „Kunsthandwerk“ und nicht als „Waffe“, war es für die Kinder OK.
Aber nicht nur der Oberbürgermeister besuchte die Kinder. Auch das Team des Vereins und der Stiftung Sterntaler schaute vorbei, denn sie unterstützen das Düsseldörfchen schon viele Jahre. Eines des gesponserten Projekte, dass auch in Grundschulen angeboten wird, ist der Erst-Hilfe-Kurs für Kinder. Das Rote Kreuz schulte diesmal rund 200 Kinder des Düsseldörfchens – inklusive Zertifikat – und stellt auch den täglichen Sanitätsdienst, sollte beim Handwerken mal etwas schief gehen. Aber auch für Material und Zelte stellte Sterntaler Geld zur Verfügung. Ohne solche Förderungen könnte der Verein Akki das Ferienangebot nicht stemmen, denn auch hier macht sich bemerkbar, wie sich Preise gesteigert haben und Mitarbeiter*innen knapp sind. Vor Corona gab es zwei große Zelte, ein in der Oberstadt und eins in der Unterstadt. Diesmal musste ein großes Zelt reichen. 40 Betreuer*innen kümmern sich um die 255 Kindern – dabei muss auch mit Ausfällen durch Corona gerechnet werden.