Düsseldorf: Evangelische Kirche startet Kampagne – “Kirchenaustritt? – Überleg’ noch mal!”
Die Evangelische Kirche in Düsseldorf reagiert auf die Situation, dass immer mehr Gläubige der Kirche den Rücken zu wenden. Erst im Herbst des vergangenen Jahres präsentierten sie ein Bürgergutachten, in dem zufällig ausgewählte Mitglieder der Evangelischen Kirche und Bürger*innen der Stadtgesellschaft im Alter zwischen 14 und 81 Jahren ihre Sicht auf die Evangelische Kirche und ihre Erwartungen zusammengefasst waren. Eine für die katholische Kirche kaum vorstellbare Fragestellung wollte die Evangelische Kirche beantwortet wissen: „Werden wir überhaupt noch gebraucht?“. Die Antwort lautete in Kurzform „ja, aber predigt weniger und handelt mehr“.
Nun möchte die Kirche mit einer Internet-Aktion auf Menschen zugehen, die erwägen aus der Kirche auszutreten. Unter dem Hashtag #evangelischfürdich werden gute Gründe aufgezeigt, in der Kirche zu bleiben.
Bei der Internet-Kampagne arbeiten zum ersten Mal die evangelischen Kirchenkreise Düsseldorf und Jülich zusammen. Unter dem Hashtag #evangelischfürdich sind nun kurze Videoclips auf den gängigen Social-Media-Plattformen gestartet. Heinrich Fucks, Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf, erklärte bei der Vorstellung des Projektes, dass es so nicht weitergehen könne, “dass Menschen aus der Kirche austreten und wir als Kirche nichts dagegen machen.”
Ziel ist es Menschen, die mit einem Austritt aus der Kirche liebäugeln, zum Verbleib in der Evangelischen Kirche zu bewegen. Wer im Internet in den Regionen der Kirchenkreise Düsseldorf und Jülich das Stichwort “Kirchenaustritt” eingibt, findet zugleich Zugang zu insgesamt neun kurzen, verständlichen, anschaulichen und in einfacher Sprache gehaltenen Info-Filme. In den Beiträgen geht es etwa um Kosten für den Kirchenaustritt, notwendige Behördengänge, die Höhe und die Verwendung der Kirchensteuer sowie die Arbeit der Kirchengemeinden vor Ort.
Wer über den Kirchenaustritt nachdenken möchte, findet unter www.evangelischfuerdich.de Erklärfilme, Animationen, Mini-Reportagen und O-Ton-Statements. Die Informationen wollen für einen Verbleib in der Evangelischen Kirche werben und motivieren.
Wie Superintendent Fucks erklärt, wird die Aktion später ausgewertet und soll bei Erfolg gegebenenfalls um weitere Themen erweitern werden. Die Evangelische Kirche möchte Toleranz, Offenheit, das Angenommensein und den Wertekanon der Kirche vermitteln und hofft, damit die Menschen zu erreichen, die über ihren Austritt aus der Kirche nachdenken.
In den kurzen Filmen kommen Menschen zu Wort, die von ihren persönlichen Erfahrungen mit der evangelischen Kirche berichten und schildern, warum ihnen ihre Kirche wichtig ist. Der Jülicher Superintent Jens Sannig betont, dass sich die Kampagne “jenseits von Moralisierung und Verurteilung der Austrittswilligen” versteht. Die kurzen Filme sollen nach dem Motto “Kirchenaustritt? – Überleg’ noch mal!” zum Nachdenken anregen.
Mit der Kampagne gehen die beiden Kirchenkreis ganz neue Wege. Im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf hat es im Jahr 2020 1.337 Kirchenaustritte gegeben und 2021 1.925. Im Kirchenkreis Jülich traten 2020 709 Menschen aus der Evangelischen Kirche aus, 2021 waren es 905. Innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland gab es 2020 22.283 Austritte. Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland waren es 2020 220.000 Austritte und 2021 280.000.
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