Die Lange Nacht der Museen in Düsseldorf: 40 Institutionen von brav bis Off kredenzen ein XXL-Kultur-Buffet
Die Magie der großen Zahl ist eine Kunst für sich. Seit 2016 gibt die Stadt Düsseldorf die Zahl der Besucher bei der Nacht der Museen konstant mit 23.000 an. Nur 2019 machte sie eine Ausnahme. Da kamen angeblich 22.000 zum großen Kulturbuffet – Kunst All You Can Eat. Und so kommt das geschätzte Presseamt Anno 2022 zu dieser Schlagzeile: Nach zwei Jahren Corona-Pause seien mehr Menschen erschienen als 2019. Nämlich 23.000.
Alle 23.000 sind wieder da
Es sprangen also alle Stammgäste wieder auf – auf das Buskarussell aus grüner, roter und gelber Rheinbahn-Kulturshuttle-Linie. 40 Museen und Institution ließen bis morgens um zwei Menschen rein. Zum Gucken, Hören, Tanzen. Ob ehrenwerter Ehrenhof-Palast oder Off-Location – wieder einmal war es wichtig, sich vorher über den eigenen Pfad durch die längste Kulturnacht des Jahres in Düsseldorf zu machen.
Guggenheim meets Düsseldorf Oberbilk: Jeder Druck auf einen Klingelknopf startet eine Textbotschaft zum Thema “Wohnen”.
Wir fangen an der Kölner Straße 313 an. Dort ist das Guggenheim Museum aus New York gelandet. Na ja fast. Die Oberbilker Ausgabe ist aufblasbar und nur zehn Meter hoch, aber begehbar. Die hier gezeigten Kunstwerkle hat die Künstler*Innengruppe „God’s Entertainment“ gemeinsam mit den Anwohnern und entwickelt. Und welch eine Überraschung: Es geht um den so gar nicht preiswerten Wohnraum, den maroden Immobilienmarkt samt allem Ungemach, dass das Düsseldorfer Fassaden-Memory so zu bieten hat. Die „Lange Tafel Oberbilk“ tischt dazu auf. Um 20 Uhr musiziert „This ist not a Streichquartett und danach legt bis 22 Uhr DJ Schwein überwiegend saugute Musik auf. Dann muss Ruhe sein – der Nachbarn wegen. Stille Besucher vertreibt das Mini-Guggenheim erst um zwei Uhr morgens.
Das größtmögliche Kontrastprogramm zur Oberbilker In-Location ist das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen mit der Villa Horion. Hier entsteht das Bindestrich-Bundesland nach dem zweiten Weltkrieg noch einmal es gibt viele historische Dokumente in Glasvitrinen anzuschauen. Dazu ein historisches Abgeordneten-Pult, als Kette und Verbotsschild eindeutig mahnen: Bitte nicht setzen. Und Gastarbeiters erstes Moped ist auch konserviert. Schnell wieder in den Untergrund.
Lange Nacht der Museen in Düsseldorf: Gang durch die “Kunst im Tunnel”, KIT.Kunst im Tunnel, kurz Kit – füllt den Raum, der beim Gießen des Rheintunnels übrig blieb mit Arbeiten der Kunstakademie-Klasse von Professor Thomas Scheibnitz. Gemälde, Objekte und eine Soundarbeit wollen entdeckt werden – Titel „Der Bogen im Auge“. Wer will kann die mit Badges gekennzeichneten Guides kontakten und in ein Gespräch verwickeln. Oder oben im Kaffee Latin-Musik von „Son de Aqui“ hören. Das passt zum Sonnenuntergang. Und wer nicht mag, findet beim Stadtstrand vor der Tür gleich die nächste Zerstreuung.
Kunst im und vor dem Haus: das NRW-Forum in Düsseldorf.Wir machen dem Ehrenhof unsere Aufwartung. Hier lustwandeln, trinken und essen hunderte Menschen. Es riecht nach Bratwurst und Pommes, als läge das Schwimmerbecken bloß um die Ecke. Auch überlaufende Mülleimer können Ad-hoc Kunstwerke sein, die den konsumierenden Menschen in all seiner Zügellosigkeit entlarven. Doch für solcherlei Betrachtung bleibt keine Zeit. „Die Große“ mit 190 ausstellenden Künstlern will betrachtet werden, die plastischen Objekte zwischen den Museen auch, Stefan Kürten und 12 Guitars improvisieren Rock und in Saal zwei gibt sich Kunstpreisträgerin Norika Nienstedt die Ehre.
Hinterher ist die Sonne malerisch untergegangen und hat all unsere Energie mitgenommen, Wir liegen neben dem Riesenteddy auf dem Rasen. Und streichen die Kunstsammlung, das Literaturmuseum und das Rheinbahndepot am Steinberg von unserer Liste. Und stand nur eine bescheidene Auswahl der 40 Kostbarkeiten dieser Nacht drauf. Und dann hätten wir auch in den Medien-Hafen – und zum Weltkulturzimmer mit seinem ganz eigenen Kosmos und …
Das machen wir im nächsten Jahr. Versprochen.