Handwerkskammer Düsseldorf lässt Konfetti auf die neuen Meister*Innen regnen
Eine „1920er Jahre Revival Party“ sollte es bei Isabelle Domingues-Jung sein; in der praktischen Prüfung für ihren Meisterbrief musste die Düsseldorferin ein Damen- und ein Herrenmodell perfekt für diesen Anlass stylen. Kfz-Meister Stefan Jaegers aus Korschenbroich musste bei einem Audi das Assistenzsystem neu kalibrieren – und zwar so, dass ABS und Spurhalteassistent wieder perfekt funktionierten. Und bei Tischlermeister Simon Gino Vogler ging es bei seinem Meisterstück um einen rundherum ergonomischen Arbeitsplatz – natürlich aus seinem Lieblingsmaterial: Holz. Diese drei standen als Beste ihres Jahrgangs am Sonntag (29.5.) für 826 junge Meister*Innen der Handwerkskammer Düsseldorf.
Erste Meisterfeier in der Arena
Für Anpacker ist die Meisterfeier langjährige Routine, worauf Fortuna Düsseldorf schon lange wartet. Die Handwerkammer hatte zur 73. Ausgabe eingeladen. Damit die mehr als 2000 Gäste genug Abstand zueinander halten konnten, war die Kammer aus der Stadthalle der Messe in die benachbarte Arena gewechselt. Samt Fanschal, Foodtrucks und einem zünftigen Konfettiregen auf die insgesamt 17 Jahrgangsbesten, die stellvertretend für die übrigen auf die Bühne gebeten wurden. Und auch die Begleitmusik hatte Breitband-Stadionformat: Die Feier startete mit einer Coverversion von „An Tagen wie diesen“.
Die Klimawende braucht Handwerker
Damit bei der Transformation in Nordrhein-Westfalen von Kohle und Stahl zu klimaneutral keine Tote Hose herrschen, braucht es das Handwerk. Mit dieser Botschaft kamen Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert und der Präsident des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, auf die Bühne. Auf der Tribüne saßen mit dem noch geschäftsführenden Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) und der Grünen Spitzenkandidatin Mona Neubaur aus Düsseldorf gleich zwei Politiker*Innen, die gut zuhörten.
Aufgabenpaket für die Politik
Ihnen schnürten Ehlert und Wollseifer ein großes Aufgabenpaket: Das Handwerk brauche Unterstützung und eine Gründerstimmung; den Abbau von Bürokratie, Anschub bei der Digitalisierung und vor allem: mehr Wertschätzung. Nicht der Staat mache die Transformationen, sondern kundige Fachleute. Damit die Klimawende gelingt, müssen Handwerker Ladestationen, Wärmepumpen und alles andere, von dem die Politik rede, auf- und einbauen. Berufliche und akademische Bildung müssten endlich einander gleichgestellt werden. Die am Sonntag ausgegebenen Meisterbriefe kosten die erfolgreichen Absolventen zwischen 5000 und 10.000 Euro. Darauf wurde mehrfach hingewiesen: Sie haben dieses Geld aus eigener Tasche gezahlt – während Studenten nach wie vor kostenfrei zu ihrem Bachelor und Master-Abschluss kommen.
Sympathie für Schwarz-Grün
Andreas Ehlert warb offensiv für eine künftige, aus CDU und Grünen zu bildende Koalition in NRW: „Der Gedanke an eine Schwarz-Grüne Koalition mag nicht jedem in der CDU oder bei den Grünen ganz geheuer sein. Aber ich persönlich traue einer solchen Koalition zu, die Zukunft von Nordrhein-Westfalen gemeinsam zu gestalten.“ Da Ehlert gerade im Schwung war, verteilte er die ersten Ministerposten: Herbert Reul solle zusätzlich zur Inneren Sicherheit das Bildungsressort übernehmen. Und Mona Neubaur gäbe eine prima Wirtschafts- und Klimaschutzministerin ab, so der Handwerkskammerpräsident.
Ukraine-Krieg und Europa-Krise
Handwerkskammerpräsident Wollseifer hob den Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, immerhin das zweitgrößte Land in Europa. Er verknüpfte die Wende der Jahre 1989/90 mit dem Ausdruck der „Zeitenwende“ von Bundeskanzler Olaf Scholz. Es gehe zurzeit um das Bestehen in einer Welt, die zunehmend von Spannungen geprägt sei, von Spaltung und Wettbewerb der Systeme. Europa dürfe den Glauben an sich nicht verlieren. Und alle zusammen müssten um neue Ideen und Perspektiven ringen: „Ein Schlüssel dazu sind Sie, liebe Meisterinnen und Meister.“ Gerade jetzt würden Könner mit Unternehmergeist gebraucht. Wollseifer appellierte an die 826 jungen Meister*Innen, Nachwuchs auszubilden. Allein im Handwerk fehlten mehr als 250.000 Fachkräfte. Hier müsse jetzt mit Hilfe der Meister*Innen gegengesteuert werden.
Feier mit Foodtrucks und Musik
Nach dem offiziellen Teil feierten Kammer, junge Meister*Innen und ihre Familien auf der mit Stahlbohlen abgedeckten Spielfläche des Stadions. An mehreren Foodtrucks gab es leckeres Essen. Für kalte Getränke war gesorgt. Und bis spätestens 16 Uhr waren die frisch erworbenen Meisterbriefe bereit, abgeholt zu werden.