Düsseldorf Rath: Vallourec schließt Röhrenwerk – 1650 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze
Die französische Vallourec-Gruppe sagt „Adieu, Düsseldorf“ und schließt das Stahlröhrenwerk in Düsseldorf-Rath. Das hat der Stahlkonzern am Mittwochabend (17.5.) im Rahmen seiner Bilanzpressekonferenz in Paris bekannt gegeben. In spätestens 18 Monaten sollen 1650 Menschen in Rath samt ihren Familien ihr Einkommen verlieren. Geschlossen werden soll auch das Stahlwerk in Mühlheim Ruhr. Dort stehen rund 700 Menschen in Lohn und Brot. Das Geschäft mit Röhren für die Gas- und Ölbereich soll dem Vernehmen nach nach Brasilien verlagert werden. Die IG Metall fordert vom Unternehmen einen Sozialtarifvertrag, über den nun verhandelt werden muss. Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Zanda Martens ist entschlossen: „Wir werden dafür sorgen, dass sich Vallourec nicht zum Nulltarif aus Düsseldorf verabschiedete.“
In Paris demonstriert
Nach Demonstrationen in Düsseldorf Rath waren rund 1000 Stahlwerker nach Paris gefahren, um dort dem Konzernvorstand deutlich zu machen, dass das Werk erhalten bleiben soll. „Da die Produkte von Vallourec unter anderem für den Brückenbau und für die in den kommenden Jahren entstehende Wasserstoffwirtschaft gebraucht werden, ist eines ganz deutlich: Das Management hat den Strukturwandel in der Industrie nicht verstanden“, so Zanda Martens. Statt neue Märke zu erschließen, habe das Management die deutschen Werke systematisch und mit Vorsatz abgewirtschaftet. „Die Folgen müssen nun die Beschäftigten und ihre Familien tragen“, schimpfte Martens.
OB Keller zeigt sich tief betroffen“
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sagte in einer ersten Stellungnahme: “Die Entscheidung aus der Pariser Konzernzentrale macht uns tief betroffen. Wir denken in diesen Stunden an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an die traditionsreiche Verbindung zwischen Düsseldorf und Vallourec und an die vielen Jahre guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit. Diese Entscheidung stellt für die Menschen und für die Stadt als Industriestandort eine Zäsur dar. Wir werden weiterhin mit Vallourec im engen Austausch stehen und nach Kräften das Unternehmen, besonders aber die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auf diesem schwierigen Weg begleiten.”
„Düsseldorf muss Industriestandort bleiben“
Zanda Martens wird konkret: „Wir von der SPD fordern, dass das Vallourec-Gelände in Düsseldorf Rath als Industriestandort erhalten bleibt.“ Trotz dieser Klatsche für die Politik der schwarz-grünen Stadtmehrheit werde Düsseldorf ein Industriestandort bleiben. „Dort dürfen keine teuren Luxuswohnungen gebaut werden“, sagt Martens. Am Donnerstag (19.5.) soll es auf dem Gelände in Düsseldorf Rath eine Belegschaftsversammlung geben. Am Freitag (20.5.) will die französische Konzernspitze ihre Entscheidung den deutschen Mitarbeitenden im ISS Dome erläutern.
123 Jahre Röhren-Tradition in Düsseldorf
Die Vallourec Deutschland GmbH ist Hersteller von nahtlosen, warmgewalzten Stahlrohren, die im Energiesektor, im Maschinen- und Anlagenbau sowie im Stahlbau genutzt werden. Die Vallourec Deutschland GmbH geht zurück auf die Mannesmann-Röhrenwerke, die seit 1899 am Standort Rath mit ihrer Produktion verortet sind. Der Hauptsitz der Vallourec Deutschland GmbH in Düsseldorf ist heute eine Tochter der französischen Vallourec-Gruppe. Das Unternehmen unterhält in NRW Werke in Düsseldorf und Mühlheim an der Ruhr und beschäftigt an beiden Standorten 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Am Standort Düsseldorf sind rund 1650 Menschen betroffen. Ein zweites Werk am Standort Düsseldorf Reisholz wurde bereits 2020 geschlossen.