Streiks in Düsseldorf: Beschäftigte der städtischen Kitas, OGS und Uniklinik legen die Arbeit nieder
Auf dem Moorenplatz an der Düsseldorfer Universitätsklinik (UKD) wurde am Mittwoch (4.5.) der Richtkranz am Streikzelt angebracht, was man als Zeichen deuten könnte, dass das Zelt wohl noch länger steht. Im Zelt treffen sich seit Mittwoch die streikenden Beschäftigten des UKD, denn ihre mit Ultimatum versehene Forderung nach einem Tarifvertrag Entlastung, wurde vom Arbeitgeberverband des Landes (AdL) ignoriert. 100 Tage hatten die Arbeitgeber Zeit, doch am 1. Mai lief das Ultimatum aus und bei der Urabstimmungen sprachen sich über 98 Prozent der Mitarbeitenden für Streikmaßnahmen aus. Diese haben nun begonnen und könnten lange dauern, denn die Wut und der Frust sind bei den Beschäftigten aus allen Bereichen groß.
Bilanz des Streiktags
Rund 400 UKD-Beschäftigten legten am Mittwoch ihre Arbeit nieder. Damit erreichten sie, dass von den 33 Ops nur 16 in Betrieb waren. Drei Station, die Kardiologie, die allgemeine Chirurgie und die Neurologie wurden geschlossen, auf fünf weiteren Stationen die Belegung eingeschränkt. Die Zentrale Notfallambulanz wird nur noch von Rettungswagen angefahren. Düsseldorfer*innen sollten im Notfall andere Krankenhäuser aufsuchen. Das ist die erste Bilanz des beginnenden Streiks an der Uniklinik Düsseldorf.
Forderung nach Tarifvertrag Entlastung
Mitarbeitende aller Bereiche und Auszubildende beteiligten sich am Streik, der nach ihren Aussagen erst beendet werden kann, wenn die Arbeitgeber ernsthaft in Verhandlungen zum Tarifvertrag Entlastung eintreten. Am 15. Mai wird in NRW ein neue Landtag gewählt, ob im Vorfeld noch eine Einigung erzielt werden kann, ist offen. Bisher kam es noch nicht einmal zu Vorgesprächen, wie Verhandlungen aussehen könnten. Der Streik betrifft nicht nur die Uniklinik Düsseldorf. Auch die anderen fünf Universitätsklinikum in NRW, Aachen, Bonn, Köln, Essen und Münster werden bestreikt.
Mit dem Tarifvertrag Entlastung soll eine Mindestpersonalausstattungen für alle Bereiche der Unikliniken und angemessene Belastungsausgleiche festgelegt werden. Neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen geht es auch um die Qualität der Ausbildung. Denn viele der Mitarbeiter*innen leiden darunter, ihre Arbeit nicht so machen zu können, wie es den Patienten gerecht würde. Der Fachkräftemangel wird noch verstärkt, weil Mitarbeitende wegen der Überbelastung ihre Stunden reduzieren oder ganz den Beruf wechseln.
In Kitas und OGS sieht es nicht viel besser aus
Zum Auftakt der Streiks am UKD erhielten die Klinikbeschäftigten Unterstützung von einer Berufsgruppe, bei denen es nicht viel besser aussieht und die deshalb ebenfalls auf die Straße gehen. Knapp 400 Mitarbeitende aus städtischen Kitas in Düsseldorf waren im Rahmen des landesweiten Branchentag “Kitas/Ganztag” in der Tarifauseinandersetzung der Sozial- und Erziehungsdienste in NRW zum Moorenplatz gekommen. Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen, Sozialassistenten und andere Beschäftigte in Kitas und dem Ganztag in Schulen legten die Arbeit nieder, denn sie sind enttäuscht und wütend, weil die Arbeitgeber ihre Lage nicht Ernst nehmen. Sie eint mit den UKD-Beschäftigten die ständige Überbelastung und das fehlende Personal. Seit Jahren ignoriere die Politik, wie die Situation in den Kitas und OGS ist, kritisiert Silke Steingräber von Personalrat der Stadt Düsseldorf. Die Mitarbeitenden trügen die Verantwortung für die Bildung und Erziehung der Kleinsten, was nicht gewertschätzt wird. Offenbar herrsche immer noch das Rollenbild der Kaffeetrinkenden Erzieher*innen, die gemütlich mit den Kindern spielten.
Nach offizieller Mitteilung der Stadt waren von den 101 städtischen Kindertagesstätten nur vier ganz geschlossen. 29 Kitas sowie zwei Einrichtungen im OGS-Bereich hätten nur einen eingeschränkten Dienst angeboten. 225 der 2.248 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst seien dem Streikaufruf gefolgt, so die Stadt. Am Demonstrationszug vom Moorenplatz zum Streiklokal im zakk nahmen allerdings knapp 400 Menschen teil.
„Wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen, dann müssen wir uns bewegen. Die Beteiligung der Beschäftigten mit dem Beginn der Frühschicht zum Streikauftakt an den Unikliniken und in den Einrichtungen der Sozial- und Erziehungsdienste macht deutlich, wie hoch der Druck der Mitarbeiter*innen ist”, so Gabriele Schmidt, ver.di-Landesbezirksleiterin NRW.
Aufruf zur Solidarität mit den Pflegekräften und Teilnahme an der Demo
Am Samstag, den 07.05.2022, ruft ver.di die Beschäftigten der sechs Unikliniken und alle Bürger*innen zu einer Demo und Kundgebung in Düsseldorf auf. Starten wird der Protestzug um 12 Uhr vor dem DGB-Haus und führt zum Landtag. Hier findet um 14 Uhr eine Kundgebung statt.